Der japanische Politiker Yasuhiro Sonoda hat gestern ein Glas Wasser getrunken. Gut, könnte man da jetzt sagen, die Tradition des Seppuku ist alleine aus handwerklicher Sicht betrachtet auch nicht mehr das, was sie mal war. Früher brachten sich die Männer wenigstens mit einem kunstfertigen Schnitt in den Bauch öffentlichkeitswirksam um, wenn sie ihre Ehre wieder herstellen wollten. Aber darum geht es in diesem Fall ja gar nicht. Der Staatssekretär will ja vor allem die Ehre eines Atomkraftbetreibers und damit auch die seiner Regierung wieder herstellen, was andere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen erfordert.
Nachdem bereits Gemüse, Erdbeeren und sonstiges Gewächs aus der Gegend rund um Fukushima vor Kameras von Politikern verspeist wurde, ging Sonoda nun in die Vollen und trank im Kabinettsaal in Anwesenheit der Medien ein Glas Wasser direkt (!) aus einer Pfütze (!) im verunfallten Atommeiler (!). Wie er mitteilen ließ. Mulmig soll ihm dabei gewesen sein. Und etwas angewidert soll er dabei ausgesehen haben. Wie man nun lesen kann. Aber was soll man auch machen, wenn die Journalisten immer und immer wieder Beweise für die angebliche Sicherheit verlangen! Eben. (Daten vorzulegen hält Sonoda nach eigenen Angaben für "den besten Weg", aber das wäre ja langweilig).
Die Weltöffentlichkeit jedenfalls gibt sich schwer beeindruckt, weniger vom Mut eines niedrigrangigen japanischen Politikers als vielmehr von der Dreistigkeit, sich aus PR-Gründen freiwillig selbst zu verstrahlen und damit alle anderen unfreiwillig verstrahlten Wassertrinker zu verhöhnen. Hm, ob das mal so eine gute Idee war ...? Klar war es das. Oder glaubt hier irgendjemand, dass da wirklich AKW-Pfützenwasser im Glas war?
In Wahrheit hat sich Sonoda innerlich selbst gereinigt. Nach einer anderen, alten Tradition: der angewandten Kinesiologie.
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