Fuß auf’s Gas?

Werbekritik Die VW-Tochter Skoda bewirbt den neuen Oktavia RS mit einer gewagten Botschaft: Füße, die das Gaspedal durchtreten dürfen, sind beneidenswert. Neue Zeichen der Zeit?

Liebe Freunde der Anatomie, es gibt interessante Nachrichten. Für gewöhnlich wissen linke Hände nicht so genau, was die rechten treiben. Bei Fahrern des neuen Skoda Oktavia RS sind es die Füße, die ein Abstimmungsproblem haben. Und zu allem Unglück weiß der linke nur zu genau, was der rechte so treibt: Er tritt das Gaspedal durch, was auf der dazugehörigen Tonspur des neuen Oktavia-Werbespots wie eine Liveschalte zur Formel 1 klingt.

Untermalt ist das Ganze mit rauchiger Männerstimme und E-Gitarren, als hätte sich in der Welt der (Auto-)Mobilität in den vergangenen Jahrzehnten nichts verändert: Gas ist geil. Noch mehr Gas ist eben noch geiler. Weswegen der linke Fuß den rechten auch naturgemäß beneide und ihn ganztäglich gängle, wie der Spot in allen Variationen zeigt.

Aber mal langsam: Legen die Käufer von Skoda eigentlich großen Wert auf Fahrgasspaßirrsinn? Schätzen sie nicht vielmehr den kostengünstigen Fahruntersatz mit ausreichender Grund­ausstattung? Klar. Und dennoch ist die neue Werbekampagne alles andere als ein Zielgruppen-Unfall. Erstens macht die tschechische Tochter Skoda als rechte Hand von VW mittlerweile, was sie will, und damit dem Hauptkonzern so große Konkurrenz auf dem Luxus-Markt, dass das dem bisherigen Skoda-Chef jüngst den Job gekostet hat. Zweitens muss schon ein abgebrühtes Markenbewusstsein vorhanden sein, um derzeit Autos mit Gasfüßen zu bewerben. Ob das Ex-Toyota-Kunden zu einer Kaufentscheidung bewegen soll? Und von ökorrekten Fortschrittssanhängern, die an Ampeln den Motor ausstellen, hat sich Skoda mit dieser Kampagne jedenfalls verabschiedet.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

Susanne Lang

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden