Jetzt wird abgewrackwickelt!

Namenskritik Die West LB hat nun ihre eigene "Bad Bank". Das sind nicht nur aus kapitalistischer Sicht gute News, auch aus sprachlicher. Denn sie heißt: "Erste Abwicklungsanstalt"

Achtung, gute Nachrichten aus der Wirtschaftswelt: Die WestLB hat nun auch eine Bad Bank, die sich um ihre faulen Papiere kümmert. Prinzipiell lobenswert. Noch ruhmreicher jedoch ist die Umtauf-Aktion der krasskreativen Landesbank. Denn „Bad Bank“ ist irgendwie so was von 2009 – so negativ, so amerikanisch, so vorbelastet – und muss nun einer ordentlichen Bezeichnung weichen: „Erste Abwicklungsanstalt“.

Da erinnern auch wir Alltagsmenschen uns an unser Großes Latinum, Nomen est Omen und so. Ein Name ist nie nur ein Name, schon gar nicht, wenn man ihn sich selbst gegeben hat, sondern ein großes Identitätsprojekt. (Wir wollen hier gern auf den Namensforscher Joachim Schaffer-Suchomel verweisen, der ein ganzes Buch über den Einfluss von Vornamen auf den Charakter verfasst hat; Joachim kommt eher jammerlapprig weg, aber nun gut.)

Die WestLB jedenfalls folgt nicht nur der aktuellen Mode im Unternehmensmarketing, von Kunstnamen bzw. englischen Konstruktionen abzulassen, weil, wie Markus Lindlar, Geschäftsführer der „Namingagentur Nambos“, erkannt hat, die Wirtschaftskrise die Etats für Markteinführungen habe schrumpfen lassen, weswegen einfache Namen leichter zu „kommunizieren“ seien. Nein, die WestLB hängt sich nahtlos an das andere große Erfolgsmodell des Jahres: die Abwrackprämie. Sie ist beim Konsumentenbürger nachhaltig positiv besetzt und wurde nicht ganz grundlos zum Wort des Jahres gewählt. Jetzt wird der Rest des ökonomischen Zwischenfalls abgewrackwickelt. Nach guter, alter deutscher Manier in einer Anstalt. Aufschwungsähnliche Zustände sind das!

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Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

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