Marx am Mülleimer

Werbekritik Studentische Lesekreise wollen Karl Marx Werk "Das Kapital" neu entdecken. Klar, warum auch nicht? Irgendwie nur muss man die super Idee den Leuten noch näher bringen...

Nichts gegen ältere Herren. Vor allem nicht, wenn sie gebildet sind. Und berühmt! Und vor allem schon gar nicht, wenn sie in aufgefrischter Optik an Mülleimern oder Straßenlaternenpfosten hängen. Irgendwo hat man für den Look-Wechsel ja Verständnis, ergraute Haare finden nicht alle Ladies sexy, eine krass ge-pop-up-te, knallgelbe Einfärbung des gealterten Gesichtshaarwuchses dagegen sehr! Und überhaupt, wer möchte schon alt aussehen in diesen modernen Zeiten.

Karl Marx, geboren 1818 in Trier, soll es neuerdings jedenfalls nicht mehr. Deshalb ruft die studentische Linke/SDS über grell lilafarbene Plakate in globalisierten, spätkapitalistischen Unzeiten nun dazu auf, den philosophischen Volkswirtschaftler „neu zu entdecken“. Unter dieser Devise und über seinem warholesk verfremdeten Konterfei findet sich das Instrument dafür: kapital-lesen.de.

Dort folgen neue Leitinformationen für die „Kapitallesebewegung“: „Diese Seite wurde verschönert und übersichtlicher gemacht. Neue Seite HIER: www.marx-neu-entdecken.de.“ Dort wiederum finden sich in einem der diversen Punkte einer Randspalte endlich konkrete Leseplanvorschläge für Lesekreise an Unis. Denn: "Das Kapital beinhaltet viele neue Begriffe, vor allem in den ersten vier Kapiteln. Und viele Lesekreise geben hier auf." Nein, das muss nun wirklich nicht sein! Und das würde mit Sicherheit auch jener Warhol nicht gut heißen, von dem sich die Plakat-Designer ihre Ästhetik geliehen haben. Aber der ging auch mit Warenfetischismus eher spielerisch um.

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Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

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