Bisher war es nur ein befristetes Modellprojekt der Bundesländer, ab kommendem Jahr jedoch sollen Jugendliche in ganz Deutschland ganz legal mit 17 Jahren den Autoführerschein erhalten können. Voraussetzung: Sie müssen zunächst mit einer Begleitperson fahren. Das sieht jedenfalls der Gesetzentwurf von Peter ("Ich bin deutscher Verkehrsminister") Ramsauer vor, den das Bundeskabinett heute verabschiedet hat (war nicht eigentlich Sommerpause - egal).
Ich muss sagen: Lieber Peter Ramsauer, you made my day!
Nicht dass ich in irgendeiner Form aktuell davon betroffen wäre. Autofahren darf ich ja schon etwas länger (Führerscheinjahrgang 1994, bisher unfallfrei und punktelos, da eine relevante Geschwindigkeitsüberschreitung dann doch von den jungen Autohändlern begangen wurde, die gleich nach dem Ankauf meines älteren Kleinwagens in Richtung Polen zu schnell gesichtet wurden). Nein, die Nachricht ist vielmehr deshalb toll, weil jede Nachricht bezüglich Führerschein-Regelungen unweigerlich die großen Lebensgeschichten in Erinnerung ruft.
Oder haben Sie eben nicht auch daran gedacht, wie Sie den Schein dann doch nicht geschafft haben beim ersten Mal, hmm? Oder wie sie in einer legendären Fahrstunde oder auch damals auf der Autobahn in ihrem ersten fahrbaren Untersatz in Richtung Italien... usw. etc.
Ich muss sagen: Ich persönlich habe auch, wie die Jugend von heute, mit 17 meine besten Autofahrten hingelegt. Zunächst in New Yorker Tradition von Helmut auf einer Hofausfahrt, begleitet von einem amüsierten Begleitpublikum.
In etwas fortgeschrittenerem Stadium ganz sicher über die Landstraßen nach Hause - was blieb einem auch anderes übrig, wenn der eigentlich nach Hause fahrende Fahrer aufgrund übermäßigen Rauschmittelkonsums lieber doch die Rolle der Begleitperson einnahm...
Eine Sache darf allerdings nicht verschwiegen werden: Ich musste mit 18 zweimal zur praktischen Prüfung antreten. Die Ampel zeigte (angeblich?!?) bereits rot... Eine nachhaltig traumatisierende Niederlage in so einem jungen Leben.
Das wenigstens dürfte heute kaum mehr eine Rolle spielen: Nach den Erfahrungen der Modellprojekte fährt die begleitete Jugend auch im Anschluss sehr vernünftig und produziert bis zu 30 Prozent weniger Unfälle. Und das Auto verliert ja bekanntlich sowieso seinen Stellenwert als Statussymbol - zurecht. Und es steht vielleicht dann nur noch ein bisschen für ein lange ersehntes Freiheits-Vehikel - man kommt ja auch mit dem I-Phone ziemlich weit. Oder so.
(Foto: mrmatt)
Kommentare 12
Zur Führerscheingeschichte...
Der Ossi, der Fahrer aus den unerfahrenen Ländern, hat hier einen wesentlichen Vorteil. Neben dem Führerschein zum Fahren mit KFZ, bekam er den Führerschein zum Fahren mit Motorrad und/oder LKW gleich dazu, nach entsprechender Fahrschule.
Der Wessi, der Fahrer aus den erfahrenen Ländern, staunt dann immer, wie billig man bei GST und/oder NVA zu seinen Fleppen kam.
Ich war 17, durfte nicht fahren, aber das machte überhaupt nichts:
Der Sommer mit Mausi
So sah die Schöne aus:
http://farm5.static.flickr.com/4044/4682540508_a1267c1319.jpg
Und was musste der Fahrer dafür tun? :) Also wie sah die entsprechende Fahrschule aus - jedenfalls wird bei so einem Modell das Begleiten dann schwieriger...
Meine hieß Caroline - muss die Zwillingsschwester gewesen sein.
Fahrschule war Fahrschule, auch im Osten. Das ging aber nicht ab 17, zumindest ab KFZ (Auto). Deshalb gab es auch keinen Begleiter, nur Fahrlehrer.
Ich habe meine LKW-Fahrschule u.a. in Görlitz gemacht, da war der Anhänger öfters mal auf dem Fußweg. Aber wenigstens haben wir das Anfahren an Hängen und Steigungen richtig gelernt. Kuppeln, Handbremse und Gaspedal ! So richtig lernt das heute keiner und keine mehr...
Begleitendes Fahren macht ja nur Sinn, wenn man Zugriff auf die Handbremse hat. Denn gutes Zureden hilft ja nicht.
Ich seh`s schon, wenn Vati den siebzehnjährigen Sohn zum ersten Rendezvous fährt, der Gynasiast schon im eignen Auto aber mit Mutti zur Schule fährt und wieder abgehohlt wird.
Welche Freiheit.
Die Forderung nach Ganztagsschulbetreuung wird für die 17-Jährigen eingestellt, da Eltern Zeit haben müssen Sohnemann und Tochter beim Fahren zu begleiten. Dafür werden Eltern dan, unbezahlt vom Arbeitgeber freigestellt.
Dass 17-Jährige unter den Augen Ihrer Eltern in deren Auto "nur" 30% weniger Unfälle machhen, als alleinfahrende 18-Jährige, sollte der interessantere Umstand zu Beachtung sein.
Und was ist die Quote der Unfälle betrifft: Hat man schon zusammenrechnet wieviele Unfälle ein junger Mensch dann im Alter von 17 bis 18 macht im Gegensatz von jemandem, der erst ab 18 fährt?
Als ich 1968 meinen Füherschein machte fuhr ich dann einen Ford 12 M, gut 800 kg schwer mit 34 PS. Heute gondeln dann die 17-18-Jährigen in ungleich gefährlicherem Verkehr mit nicht unter 75-90 PS umher.
Aber Ramsauer, weiß, was er tut: Neue Märkte eröffnen für eine kapitalistisch typisch überproduzierende Automobilindustrie. Abwrackprämie mal anders.
Zur Einordnung:
„Go ahead, make my Day!“ sagte Ltd. Callahan in der Absicht den gestellten Übeltäter dazu zu bringen, etwas zu tun, was Callahan die Magnum noch einmal hätte benutzen lassen müssen.
Callahan hatte keine Kugel mehr in der Trommel, d.h. er bluffte um das eigene Leben. Wie ist es bei Ramsauer?
www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/1240235/
Heute war ein ganz interessantes Interview zu dem Thema.
Das Auto hat seinen Zenit an Bedeutung überschritten sagt der Verkehsplaner Hermann Koflacher aus Wien.
Der konstatiert sogar ein nachlassendes Interessse junger Leute am Führerscheinerwerb.
Ich muss ehrlich sagen: Ich habe überhaupt kein Auto und bin eine miserable Autofahrerin. Ich habe auch erst mit über 40 Jahren angefangen und bin nicht mehr angstfrei reingekommen. Von da sehe ich es - ganz unideologisch - schon für gut an, wenn junge Leute beizeiten fahren lernen.
Und in der letzten Zeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass man - wenn man schnell verschiedene Orte anfahren will - mit dem Auto doch sehr komfortabel dran ist. Die Folgen kenne ich und sehe auch alles ein, aber das war so angenehm, dass ich ein bisschen korrumpiert bin. Es ist einfach toll, so mobil zu sein, auch wenn ich nur Beifahrerin war.
Mein zweiter war schon dieser hier. Zum Glück nur für ein paar Kilometer . Carolas Traum:Nie wieder Probleme beim Einparken.
Ich hab nie einen Führerschein gemacht, aber große Lebensgeschichten ruft das Auto auch bei mr in Erinnerung: Hitchhiking in Südeuropa und Türkei war toll, Zweimonatstouren in den Semesterferien, allein oder zu zweit... Später gab eine bestimmte Straße nach Florenz, das waren damals nicht bloß Autobahnen, die ich wieder und wieder zurückgelegt und in den kleinen Städten am Rand gerastet habe, Piacenza z.B. ... Aber es war eine ebenso große Freude, an irgendeiner beliebigen Autobahneinfahrt zu stehen und den Autolärm zu genießen ... Die heutige Jugend guckt sich ja eher in Südamerika um oder so, aber damals war das so.
Hierzulande ( :-)) sind alle Leute höflich, zuvorkommend, liebenswürdig, hilfsbereit - solange sie nicht am Steuer sitzen.....
frau lang, beim stöbern bin ich auf ihre einträge gestoßen, sie schreiben ja herzerfrischend fröhlich; zum thema selbst kann ich nicht sagen, dass ich punktefrei bin. naja. zu ramsauer fällt mir ein kleines interview ein, dass ein nachwuchsreporter von LOGO mit ramsauer führte: es ging um umweltschutz, die frage des mini- journalisten war eindeutig, wie denn ramsauer die umweltziele der regierung einschätzt, und es war erstaunlich wie jemand auf diese klare frage so rumeiernd, ausweichend, nichtssagend antworten kann, nach ramsauer ist deutschland vorreiter- spitzenreiter in sachen klima und natur entnahm ich den lücken zwischen dem rumgeeiere. und ich kam nicht umhin mich an "the sixth sense" erinnert zu fühlen, als der kleine hauptdarsteller den coolen bruce an die wand spielte. mfg