Seit einiger Zeit gibt es im Fernsehen eine Imagekampagne, die mit vollem Einsatz auf die Herzregion zielt. Zwei kleine Mädchen rühren in einer Schüssel Nahrungsmittel zu einem undefinierbaren Etwas zusammen, eine Stimme sagt, dass 65 Cent manchmal ein einmaliges Experiment seien. Zwei Teenager sitzen nebeneinander und kommen sich beim Griff in die Chipstüte näher, ein Teddybär wird liebevoll mit Sonnencreme eingerieben. Passend dazu singt ein Mann mit sanfter Stimme: „For all the times we fell in love, the little things that made us smile…“ – Für all die Momente, in denen wir uns verliebt haben, für die kleinen Dinge, die uns lächeln ließen. Dann kommt der Wermutstropfen: „Ein Einkauf bei Lidl kann so ziemlich alles sein. Außer teuer.“ Tja.
Bis hierhin hat es irgendwie gut gefallen. Aber Lidl, das ist doch der Ausbeuter unter den Discountern, der Spitzel zwischen den Regalen. Diesen Überwachungsskandal thematisch einfach überwinden, indem man sich eine Agentur mit dem Namen „Freunde des Hauses“ und eine Produktionsfirma namens „Erste Liebe“ ins Boot holt, die einem eine Heile-Welt-Kampagne fürs Fernsehen basteln – wäre ja schön, wenn das einfach so ginge. Irgendwie hat man als Verbraucher diesen Spitzelskandal nie ganz überwunden – und am Ende kostet eine Entschuldigung manchmal mehr als nur die 1,99 Euro, die uns den zweiten Frühling bringen. Vor allem aber muss sie nicht nur auf die Herzregion abzielen, sondern auch genau von dort kommen.
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