konservativ und liberal

Ehe ist für manche zum Glück kein Muss. Und Ehe heißt jetzt auch Ehe.

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Es geht darum, dass der Staat bisher homosexuellen Menschen das Recht auf Eheschließung vorenthalten hat, und das war eine klare Diskriminierung.


Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Im Grundgesetz steht nicht: alle heterosexuellen Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Es geht um das Recht auf Eheschließung für Alle.
Es geht um gleiches Recht für Alle.
(es gibt übrigens mehr als die zwei Geschlechter...)


Am Anfang war das GG Artikel 3

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.



ME fehlt unter Punkt 3: Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt oder bevorzugt werden.

Manche sagen, Eingetragene Partnerschaft (im weiteren Text: eL) reicht aus ... als was? Als Eheähnlichkeit?
(ob etwas ausreicht oder nicht, beinhaltet schon eine Wertung)
Aber: Diese Partnerschaft ist nur ein Gesetz. Das kann ganz leicht wieder abgeschafft werden.

Mit einem Grundrecht ist das nicht so einfach ...

Eingetragene Partnerschaft reicht eben nicht aus, weil Benennungen auch einen Wert verleihen.
Weil ein Begriff wie Partnerschaft (und andere Bezeichnungen, zB wilde Ehe) dem Gefühl nach eine Stufe unter der Ehe steht.
Dabei sollen und wollen und durften und mussten diese verpartnerten Menschen die gleichen Pflichten füreinander übernehmen, doch manches Recht blieb ihnen verwehrt.

Bei gleichen Rechten und Pflichten bekommt das Konstrukt auch den gleichen Namen: Ehe.


Ich verstehe nicht, warum man Paare ausgrenzen und ihnen Rechte absprechen will, nur weil es in der Beziehung einen Penis mehr oder weniger gibt.


Es ist nicht gerechtfertigt, homosexuelle Paare zu diskriminieren.

Müssen sich manche Menschen durch Worte abgrenzen?
Müssen manche Menschen geradezu demonstrieren, dass sie die Verbindung zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts als nicht so wertvoll ansehen wie die traditionelle Ehe?
Wer Kinder als Argument für eine Ehe angibt (wie zB Frau Merkel), liegt falsch, denn dann dürften sich die vielen kinderlosen bisherigen Ehen (wie zB die von Frau Merkel) nur noch Verbindung öä (jedenfalls nicht Ehe) nennen. Allein die (theoretische) biologische Fähigkeit, miteinander Kinder zu zeugen, macht die bisherige Ehe nicht wertvoll(er im Vergleich).

Was ist mit den Kindern?


Weitere Diskriminierung:
Homosexuellen Menschen wird abgesprochen, dass sie (wie auch heterosexuelle) den Wunsch/die Sehnsucht nach einem Kind verspüren, weil sie miteinander kein Kind zeugen können.
Irgendwie ist das doch nicht normal, heißt es, sind sie Menschen 2. Klasse?

Sollte es Verbindungen erster und zweiter Klasse geben?
Für mich ist das Diskriminierung.

Wie auch das:
Die Partner einer eL müssen dann ihre sexuelle Orientierung outen, wenn sie zB in Formularen verpartnert ankreuzen müssen und eben nicht verheiratet.

Die eingetragene Lebenspartnerschaft war das verbrämte Stigma der 'Homo-Ehe'.


Jetzt ist durch den Begriff Ehe endlich Normalität hergestellt, und das freut mich riesig für alle, denen Ehe wichtig ist!


Es gibt keine homosexuelle Ehe, es gibt auch keinen homosexuellen Einkauf oder homosexuelle Pullover.
Es gibt keine homosexuelle und keine heterosexuelle Ehe, die gesetzlichen Bestimmungen der Ehe gelten für (bisher) zwei Menschen, unabhängig ihrer sexuellen Orientierung.

Es gibt die Ehe. Punkt.


Kennt jemand homosexuelle Paare, die den Wunsch haben, wie Mann und Frau zu sein?
Ich nicht.

Ich kenne nur Homosexuelle, die nicht diskriminiert werden wollen und gleiche Rechte für alle fordern.
Homosexuelle Menschen definieren sich, wie heterosexuelle, zu einem ziemlich kleinen Teil über ihre geschlechtlichen Vorlieben.
Sie sind viel mehr Mutter, Vater, Ehepartner, Generalsekretärin, Chormitglied, gute Schwimmer oder schlechte Einparker ...



Die einzige Änderung im Gesetz wird lauten:
"Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen."

Der große rechtliche Unterschied zur eL ist das jetzt erweiterte Adoptionsrecht.



Warum sollte nach homo- oder heterosexueller Ehe unterschieden werden?
Wenn eine Verbindung die gleichen Rechte und Pflichte hat, warum muss ich dann unterschiedliche Begriffe wählen?
Für mich ist die eL eine, weil halbherzige Fortsetzung der Diskriminierung Homosexueller.

Es sucht sich niemand seine sexuelle Orientierung aus.
Und wenn zwei Menschen sich lieben und zusammenbleiben und sich umeinander kümmern wollen, dann ist es doch

v o l l k o m m e n

egal, welchen Geschlechts diese beide Menschen sind.


Eine Unterscheidung in homo- und heterosexuelle Ehe ist absurd, weil wohl niemand gezwungen werden kann/darf/sollte, seine sexuelle Orientierung öffentlich zu machen, wenn er das nicht möchte.
Wie weit könnte solch ein Denken führen?
Wenn die (bisherigen) Ehepartner ab und zu gern mal mit dem gleichen Geschlecht Sex haben, müsste es dann bisexuelle Ehe heißen? Oder gäbe es die asexuelle oder die kinderlose Ehe, gäbe es BDSM-Ehen?
Nur damit alle Welt gleich Bescheid weiß?
Das geht doch niemanden etwas an.

Wenn zwei Menschen eine Beziehung führen, die sie staatlich anerkennen lassen, dann leben sie in einer Ehe.
Wenn zwei Menschen sich entschlossen haben zu heiraten, führen sie eine Ehe. Fertig.


Fühlt sich jemand benachteiligt oder eingeschränkt, wenn nicht mehr sofort erkennbar ist, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat, wenn er sagt, dass er verheiratet ist?

Jaaa... Manchen wird schon bei dem Gedanken, dass einMänner-/Frauen(ehe)paar vor dem (adoptierten) Kind Zärtlichkeiten austauscht, blümerant. Wobei ein Frauenpaar tolerabler ist als ein Männerpaar.

Ach. So.


Nicht mit Traditionen brechen, auch son Argument...
Es ist aber viel mehr so, dass sich gesellschaftliche Normen (auch und nicht nur) in den letzten Jahrzehnten verändert haben.
Würden sich solche Veränderungen nicht auf Gesetze auswirken, dürften Frauen heute noch kein eigenes Geld verdienen und kein Auto fahren, ohne die Zustimmung des Ehemannes.

Vor nicht allzu langer Zeit waren auch noch Ehen zwischen Katholiken und Evangelen, mit Juden oder Schwarzen verboten/nicht gesellschaftsfähig, es gibt und gab tatsächlich Länder mit Eheverboten, die uns absurd erscheinen.

Homosexuelle sind ein Teil unserer Kultur. Und obwohl sie Teil unserer Kultur sind, wurden sie ausgegrenzt, verfolgt, bestraft.

Diese Tradition wurde beendet. Yesss.

Es wurde schon früher verfügt, dass Homosexuelle (die "175er"), die ins Gefängnis mussten, entschädigt werden.
Auch das ein klares Signal: der Gesetzgeber korrigiert gemachte Fehler.

Ein weiterer Fehler war die eL als gezierte Light-Version der bisherigen Ehe.
Auch das wurde jetzt korrigiert.


Bis vor 100 Jahren durften bei uns nur Männer wählen.
Seit etwa 100 Jahren gibt es erst das Frauenwahlrecht.
Und es war hart umkämpft.
Heute ist es selbstverständlich, dass Männer wie Frauen wählen.
Allgemeines Wahlrecht bedeutet gleiches Recht für alle, ist neue Tradition,
und so wird es auch mit der konservativen + liberalen Ehe werden.


"Herzlichen Glückwunsch zur Begründung einer Lebenspartnerschaft" passt auf keine Torte.


So, und als nächstes ändern wir das Ehegattensplitting in ein Familiensplitting, um ua den Alleinerziehenden zu ihrem Recht zu verhelfen
Denn: es gibt viel zu tun... übrigens auch bei dem, was Herr Maas unter Meinungsfreiheit versteht.

Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland

Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage,
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

SuzieQ

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SuzieQ

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