Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik16/3

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Donnerstag, 10.05.2012
16. Prozesstag, Teil 3, Zeugenaussage


Die erste Zeugin ist Jane Hovland.


Auf Utøya versuchte sie, den Täter so gut wie möglich zu beobachten. Als sie erfuhr, dass sie gegen Anders Breivik Behring aussagen sollte, dachte sie, das sei schwierig für sie, doch sie möchte aussagen.
Der georgische Dolmetscher bestätigt, keine Verbindung zu den Personen in diesem Fall zu haben.

Staatsanwältin Inga Bejer Engh befragt Hovland zum 22.07.2011 auf Utøya.
"Wir wurden gebeten, uns in der Großen Halle zu versammeln. Ich saß im Speisesaal und sprach mit einem Freund am Telefon, dieses Gespräch dauerte 3 Minuten.
Eine Menschenmenge kam mir aus dem Großen Saal entgegen gelaufen.
Ich verließ das Gebäude und rief meine Mutter an und sagte ihr, etwas passiere auf der Insel.

Außerhalb des Gebäudes sah ich drei drei Tote, gleichzeitig sprach ich mit meiner Mutter am Telefon.
Ich sah einen verletzten Jungen und dachte, dies könnte eine Übung sein oder jemand machte einen schlechten Scherz. Meine Mutter war noch immer am Telefon.
Wir waren jetzt eine Gruppe von etwa 20 Personen, die vom Gebäude weg lief.
Ich erkannte, dass das real war, als einem Jungen ins Bein geschossen wurde. Ich beendete das Gespräch mit meiner Mutter.
Ich verwendete mein Wissen aus dem Gesundheitswesen, um dem verletzten Jungen zu helfen,
Der verletzte Junge hatte mehrere Schusswunden, und zusammen mit einem anderen Mädchen half ich ihm.
Er legte seine Arme um meinen Hals, und wir versuchten, uns zu dem Weg, der um den See geht, zu bewegen.
Wir bewegten uns so schnell wie möglich und trafen noch mehrere Andere. Ich fragte, ob sie ihre Jacken ausziehen könnten, so dass wir den verletzten Jungen auf den Boden legen konnten, wenn kurz Zeit war, zu pausieren.


"So ist er auf diesem Weg gestorben?" fragt Inga Bejer Engh.
"Nein, nicht da."
Die Gruppe diskutierte, ob sie nach unten zum Wasser oder in die Mitte der Insel gehen sollten.
"Nach einer Weile sehe ich ein weiteres Mädchen, das in den Kopf geschossen wurde. Gemeinsam versuchten sie, das Mädchen zum Zelt zu bewegen.
Ich legte sie auf den Boden und sagte ihr, sie solle sich tot stellen, wenn jemand kommen solle.

Es war noch anderer kleiner Junge im Zelt. Ich bin unsicher, ob er da schon vorher war oder ob er sich uns angeschlossen hatte.

Ich bat den kleinen Jungen, nicht das Telefon im Zelt zu benutzen, aus Angst, jemand würde es hören.
Ich ging ins Norwegische-Volkshilfe-Zelt, um Verbandszeug zu holen.
Es war beängstigend, in dieses Zelt zu gehen.
Wir waren ziemlich lange im Zelt, und wir hörten die Schritte. Ich dachte, dass bei jedem Schuss jemand stirbt. Gibt es eine lange Pause, dann kann es sein, dass er verhaftet wird.

Wir hörten den Hubschrauber, während wir nicht wussten, wem wir vertrauen konnten.
Ich rief den Rettungsdienst an, um zu erfahren, wie ich dem verletzten Mädchen helfen könne.

Nach einer Weile ging ich aus dem Zelt. Ich wagte es nicht, der Polizei zu vertrauen, so viele hatten gesagt, dass es die Polizei war, die die jungen Menschen auf der Insel erschossen hatte.
"Als ich mich auf der Insel bewegte, war Breivik alles, woran ich denken konnte", sagt Hovland mit ruhiger und fester Stimme.
"Ich sah, er war ein Norweger, hatte blonde Haare oder keine Haare, und er hatte Maschinengewehre. Ich war mir nicht sicher, welche Waffen er hatte.

Er sagte nichts, stand nur da und schaute auf das Wasser. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und ihn ansah, die Zeit verging ganz langsam. Ich dachte, ich würde wissen, wie er aussah, so dass ich ihn identifizieren konnte. Ich wusste, er hatte mehrere Jugendliche erschossen."

Breivik lächelt, als Hovland beschreibt, wie sie ihn beobachtete.


"Ich versteckte mich im Zelt.
Wir hörten Schüsse, aber ich wusste nicht genau, wie er sich bewegte. Wir hörten Schritte, so wussten wir, dass er in der Nähe war.
Ich war nicht sicher, ob er direkt vor dem Zelt war, aber hörte Schritte. Das andere Mädchen sagte, sie sah die Füße des Schützen.

Schließlich kam ein Polizist ins Zelt. Ich studierte ihn eingehend, sagte aber nichts.
Ich sah, er hatte ein Maschinengewehr und war Norweger.
Er schrie "POLTI" und fragte das Mädchen, ob sie wach sei. Gleichzeitig wusste ich nicht, ob ich glauben konnte, dass dies ein echter Polizist war.
Nach einer Weile halfen zwei andere Polizisten, die Verletzten aus dem Zelt zu holen.
Ich denke, sie sicherten erst die Insel, bevor wir das Zelt verlassen durften.
Ich erinnere mich, dass ich plötzlich bewacht war und sah die Anderen nicht mehr. Ich hatte viele Fragen, was mit meinen Freunden war, aber ich bekam keine Antwort.

Wir wurden dann in ein Hotel gebracht.
Nach einer Stunde kamen meine Eltern aus London.
Inga Bejer Engh fragt, wie es für sie nach diesen Erlebnissen auf Utøya gewesen sei.. Hovland sagt:"Es wurde alles getan, damit ich den Alltag bewältigen kann, aber es geht nicht immer. Ich liebe meine Arbeit, aber jetzt habe ich nach der Schule keine Energie mehr dafür",sagt 17-Jährige.
Ich freue mich über Dinge, habe aber viel von der Sicherheit im Alltag verloren."

Die Verteidiger haben keine Fragen zu Hovland.
Ein Anwalt möchte wissen, ob sie Pläne für die Zukunft habe.
Sie sagt:"Ich würde gern Grundschullehrerin werden, aber mir fehlt die Kraft, die ich vor dem 22. Juli noch hatte."

aftenposten.no Tag 16

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Geschrieben von

SuzieQ

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