Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik16/4

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Donnerstag, 10.05.2012
16. Prozesstag, Teil 4, Zeugenaussage



Nächster Zeuge ist Lars Henrik Rytter Oberg.
Er war einer von jenen, die im August letzten Jahres zurück nach Utøya wollten.
Er wird gebeten, zu erzählen, was er am 22 Juli. 2011 tat.

"Ich saß in der Großen Halle.
Ich hörte einen Knall und dachte, dass etwas mit der Elektrik nicht stimmt.
Junge Menschen begannen, aus der Großen Halle zu fliehen, und liefen in den Kleinen Saal. Ich bin nicht sicher, wie viele Menschen es waren."
Er zeigt an der Karte, wo er das Gebäude verließ und dann in Richtung Norden lief, zusammen mit einem jungen Mädchen.
"
Wir trafen andere junge Leute, von denen später einer erschossen wurde.
Junge Menschen kletterten von einer Klippe in eine Menschenmenge, die unten am Pumpenhäuschen standen, schätzungsweise waren es etwa zehn Menschen.
Ein Mädchen war ins Bein geschossen worden. Sie trösteten sich gegenseitig, und wir sprachen über Alltägliches wie das Abendessen.
Ich bin unsicher, wie lange wir tatsächlich am Häuschen waren, aber nach einer Weile hörte ich, dass eine andere Waffe benutzt wurde, ich dachte, vielleicht ist es der Polizist, der angekommen ist.
Etwa 10 Minuten später hörte ich, dass jemand zu einigen jungen Leuten sprach. Er sagte, er sei von der Polizei und fragte, ob noch mehr im Wasser sind. So habe ich es verstanden.
Der Mann sagte, dass sie am Rand des Wassers warten sollten, es wird ein Boot kommen und uns abholen.
Es gab ein Gerücht, dass der Täter als Polizist gekleidet war, aber darüber dachten wir nicht viel nach.
Oberg nennt die Kinder, die bei ihm waren. Mehrere von ihnen wurden später getötet.
"Kurz danach hörte ich einen Schuss und sah, dass eine Person erschossen wurde.
Wir standen wie gelähmt am Häuschen. Er sah zu uns herab, und ich stand da und beobachtete ihn.
Nach ein paar Sekunden, der erste Schuss.
Nach einer Weile kam ich zu mir und rannte entlang des Wassers.
Ich tauchte unter Wasser, versuchte, so weit wie möglich zu schwimmen, bevor ich auftauchte, um etwas Luft holen.
Aus irgendeinem Grund wandte er sich ab, ich nutzte die Gelegenheit, weiter weg zu schwimmen.
Er muss jemanden an Land gesehen haben, auf den er schießen konnte.
Ich fühlte, dass es nun wahrscheinlich war, dass der Täter mich da, wo ich mich befand, nicht mehr treffen konnte. Gleichzeitig erkannte ich, dass die meisten der Menschen nicht mehr am Häuschen waren.
Aus dem Wasser heraus sehe ich den Täter zu Fuß auf dem Weg. Ich glaubte auch, dass er auf eine andere Person zielte, ich war aber nicht sicher, ob er diese Person traf.
Ich überlegte, an Land zu schwimmen, aber ich erkannte, dass es zu schwierig ist. Ich beschloss deshalb, im Wasser zu treiben."

Staatsanwältin
Inga Bejer Engh kommt auf den Moment zurück, als der Täter zum Pumpenhäuschen kam.
"Hast du ihn gesehen?"-
-"Ich
hörte seine Stimme und glaubte, es war der Oslo-Dialekt. Seine Stimme war so ruhig.
Er hatte ein versteinertes Gesicht, keine Mimik.
Ich bin
nicht sicher, ob ich sah, dass sie von ihm erschossen wurden, oder ob es aus dem, was ich gesehen und gehört habe, hervorging.
Ich fragte mich, warum ich nicht erschossen wurde. Vielleicht lenkte ihn ein Geräusch hinter ihm ab.
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich hörte, wie Breivik nachlud."

Inga Bejer Engh möchte wissen, ob er sich erinnern kann, dass er erklärt habe, dass er sah, wie der Täter auf mehrere junge Menschen schoss.
"
Ich glaube, ich sah es, habe aber Mühe, mich heute an Details zu erinnern."
-"Wie war es für dich nach dem 22. Juli?"
-"Ich kann mich nicht an alles erinnern, ich war mal oben, mal unten.
Ich bin immer noch in der AUF aktiv.
Es geht mir so gut es manchmal möglich ist, und es ist klar, es gibt auch schwere Tage."

Staatsanwalt Svein Holden hat einige Fragen.
"
Kannst du beschreiben, wie die Stimmung am Pumpenhäuschen war, bevor er dorthin kam?"
-"
Das klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber es war eigentlich eine ziemlich gute Stimmung. Wir kümmerten uns um einander wie Freunde es tun. Wir sprachen über Dinge des Alltags.
Eine Verbindung zu dem Bombenanschlag sah ich nicht. Zu Oslo hatte ich viele Gedanken, die vor allem in Richtung Rechtsextremismus gingen."

Der Verteidiger
Lippestad stellt Fragen an den Zeugen.
"
Du sagst, Breivik fragte, ob jemand unten im Wasser sei. Erinnerst du dich noch an den Ton, mit dem er sprach? Hast du gehört, ob in dem Ton seiner Stimme Beunruhigung mitschwang? Schrie er?"
-"Er war ziemlich geradlinig, und es gab keine größeren Schwankungen.
Ich kann mich nicht erinnern, Freudenschreie oder andere Geräusche vom Täter gehört zu haben. Er war direkt vor mir."
Ein Opfer-Anwalt fragt, wie die Dinge in der Schule gehen.
"Es ist okay." Dann spricht er kurz über seine Zukunftspläne.


aftenposten.no Tag 16

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Geschrieben von

SuzieQ

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