Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik18/1

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Montag, 14.05.2012
18. Prozesstag, Teil 1

Heute werden fünf Jugendliche aussagen, die das Massaker auf Utøya überlebten, vier von ihnen wurden während sie versuchten das Camp zu verlassen, angeschossen. Einer von ihnen war auf einem Felsen an der Nordseite der Insel.

Die erste Zeugin ist
Silja Kristianne Uteng.
Im Vorfeld sagte sie, dass sie Angst hätte, auszusagen, ihr wäre übel bei dem Gedanken daran, aber es müsse getan werden.
Sie wurde in den Arm geschossen, als sie über den ganzen Campingplatz floh. Uteng unterzog sich in den Tagen nach dem 22. Juli mehreren Operationen, um die Kugel-Fragmente in ihrem Arm entfernen zu lassen. Sie erzählte im letzten Sommer in der Lokalzeitung Troms Folkeblad, dass die Ärzte zunächst nicht bereit waren, die Fragmente zu entfernen.
"Aber ich wollte viel lieber eine große Narbe, als zu wissen, dass das, was Breivik versuchte, ein Teil von mir bliebe", sagte die 21-Jährige.


Staatsanwalt Svein Holden: "Du warst auf Utøya am 22. Juli. Sag uns bitte, was an diesem Tag geschah."
-"Ich schlief in meinem Zelt, als ich die ersten Stürze (oder Schüsse?) hörte.
Ich hatte viele Anrufe und neue Nachrichten, und es war etwa zwanzig nach fünf. Ich bat jeden, ruhig zu sein, und hörte jemanden schreien "Lauft, lauft!"
Sie erklärt die chaotischen Szenen. "Während wir liefen, spürte ich etwas an meinem Arm. Ich schaute hinunter und dachte, ich wäre in ein Zeltseil gelaufen, aber ich war von einem Schuss getroffen worden.
Dann sah ich, wie zwei Leute fielen, als sie Richtung Ufer liefen.
Ich wusste nichts, und es standen so viele Menschen am Wasser. Adrian Pracon schrie, dass wir ins Wasser müssten, aber ich dachte, das wäre ein bisschen viel verlangt. Ich rief meinen Partner an, der mir von dem Bombenanschlag in Oslo erzählte
und dass einige auf der Insel erschossen worden wären.
Wir suchten Verstecke.
Etwas Schwarzes kam zu Fuß durch den Wald,dann hatte ich Angst. Ich drehte mich um und überlegte, zum Pier zu laufen, aber ich zog mich aus und ging ins Wasser. Es war so kalt, dass es schwierig war zu atmen."

"Was passierte, nachdem du ins Wasser gingst", fragt Staatsanwalt Svein Holden.
-"Ich begann zu schwimmen. Mehrere riefen um Hilfe, andere riefen, dass sie durch Rufen nicht verraten sollten, wo wir im Wasser waren.
Dann hörte ich Schreie und es knallt wieder, dann war alles ganz still.
Ich drehte mich um und sah Breivik am Wasser stehen." Sie beschreibt Schrei und Knall.
"
Dann dachte ich, "jetzt sterbe ich." Doch die Schwimmer, die schon weiter waren als ich, wurden vom Festland aus angefeuert,da war ich zuversichtlich und fühlte, dass sie uns helfen würde. Als ich näher kam, sah ich mehrere dunkelgekleidete Menschen und dachte, es seien mehrere Täter."
Uteng war einer der ersten Schwimmer, die es an Land schafften.
"Wir gingen zu einem Feldweg. Es war voller Autos und Krankenwagen. Wir trafen Sanitäter. Erst da merkte ich, wie kalt mir war.
Dann hieß es nur warten und hoffen, dass es das gewesen wäre.
Ich ging zu einer
Tankstelle, wo ich ein Telefon auslieh, dann wurden wir evakuiert und bekamen Essen, Trinken und Kleidung.
Holden: "Was geschah dann?"
-"Ich habe gekämpft nach dem 22. Juli.
Ich fürchtete mich vor so ziemlich allem.

Heute gehe es gut mit dem Arm, in den sie geschossen wurde.


Der nächste Zeuge ist Lars Grønnestad.
Dem 20-Jährigen wurde durch das Schulterblatt geschossen, was bedeutet, dass ein Lungenflügel verletzt wurde, das geschah im Wald vonUtøya.

Im Herbst sagte Lars Grønnestad, dass das wichtigste für ihn sei, dass es einen normalen Prozessgeben werde. Eines der Dinge, die zeigen, dass der Täter verloren hat, ist die Stärke eines gut funktionierendes Rechtssystems,

Am 09.32
Staatsanwältin Inga Bejer Engh fragt Grønnestad, was er am 22. Juli erlebte.
"Ich sprach am Telefon mit meinen Eltern, als ich den Knall und Schreien hörte. Einige Jugendliche liefen mir entgegen. Sie weinten, "Lauf". Daran erkannte ich, dass etwas nicht stimmte, denn ich habe noch nie so einen echten Horror in meinem Leben gesehen."
-"Hast du gesehen, welche Waffen er hatte?"
-"Es war etwas, das wie eine Jagdwaffe aussah.

Jemand rief: "Stopp, die Polizei ist hier." Ich stoppte, drehte mich um und sah zu dem Polizisten und dachte, das ist ein bisschen seltsam, denn ich erwartete, dass ein Polizist versuchen würde, die Situation zu beruhigen, aber dieser Mann stand da und schaute Richtung Wasser, um den Überblick zu behalten dachte. Plötzlich nahm er die Waffe und schoss auf unsere Gruppe, wir begannen zu rennen.
Nach einer kurzen Strecke sah er den uniformierten Polizisten auf sich zu kommen, er lief bis zum Café Gebäude. Nach einer Strecke von 10-20 Metern brach ich im Wald zusammen, nicht wissend, was geschehen war. Es war schwer zu atmen, und ich versuche, den Arm zu heben. Ich spürte, dass ich im Rücken getroffen wurde, es war ein Druck im Rücken.
Ich rufe 113, während ich nach einem Versteck suchte. Ich spreche mit einer Frau am anderen Ende, die mich fragte, wo ich sei und was geschieht.
Ich bin auf Utøya und wurde angeschossen", sagte er. "Danach war mein Akku leer.
Ich war skeptisch, am Telefon der Polizei zu sagen, dass es ein Polizist war, der auf mich geschossen hatte.
Ich kämpfte mit dem Atmen, versuchte, tief einzuatmen. Es ist seltsam, sich daran zu erinnern. Es fühlte sich nicht an, als würden die Lungen Sauerstoff aufnehmen, der Körper funktionierte nicht wie vorgesehen. Ich fühlte, wie das Blut begann, von den Zehen und Fingern zu verschwinden, und ich versuchte, sie in Bewegung zu halten.
Ich versteckte mich in den Felsen."
Nachdem die Polizei auf Utøya angekommen war, dauerte es einige Zeit, bis sie Grønnestad fanden.
"Ich rief nach ihnen und sprach zu ihnen. Sie erklärten, dass ich eine Perforation der Lunge hätte und ich wurde von zwei Polizisten wegtransportiert.
Das war wohl einige Zeit vor 20:00.
Wir rannten hinunter zum Kai von Utøya. Ich brauchte Hilfe, um ins Boot zu steigen und bekam sie von der Polizei.


Staatsanwältin Engh fragt, wie es ihm heute geht
"Die Verletzungen sind gut verheilt. Die Lungenfunktion ist leicht reduziert, aber es ist noch im normalen Bereich.
Die Kugel traf eines der Schulterblätter, wo es auseinander flog.
Teile des Schulterblattes und zwei Rippen waren gebrochen, zusätzlich zu der punktierten Lunge
.
"Mussten Sie um Hilfe rufen?"
"Ja, ich denke schon. Aber es war schwierig, genügend Volumen in meine Stimme zu bekommen, wegen der Verletzungen.
Am 09.52
Engh fragt Grønnestad, wie er Breivik wahrgenommen hat.
"Er schien ruhig und ein wenig abwesend zu sein."
"Hörtest du keine Schreie, während du unter dem Baum lagst?"
-"Ich hörte eine Menge Geknalle und Schreien. Es war sehr laut.

Im Krankenhaus erkannte ich das Ausmaß des Schadens.
Die Ärzte sagten, wäre ich ein bisschen weiter links getroffen worden, würde ich heute nicht hier sitzen."
20-Jährige sagt, er zog nach Trondheim, um an der NTNU im August letzten Jahres ein Studium zu beginnen.
"Es war schwer, mich zu bewegen, es war ein besonderes Jahr.
Ich bin ein wenig empfindlich auf hohe, plötzliche Geräusche. Aber es ist überraschend reibungslos vonstatten gegangen.
Ich hatte eine normale schulische Entwicklung im vergangenen Jahr und bin nun in der Vorbereitung auf die Prüfung nächste Woche.
Alles in allem, geht es mir gut.

Verteidiger Geir Lippestad fragt: "Wer hat gerufen "Halt, hier ist die Polizei"?"
"Ich erinnere mich nicht, leider."
"Kannst du mehr sagen über diejenigen, die weinten?"
-"Ich erinnere mich, dass ich aufhören musste, weil ich nicht von dem Polizisten entdeckt werden wollte."

Es folgt 18. Prozesstag Teil 2

aftenposten.no Tag 18

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Geschrieben von

SuzieQ

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