Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik19/1

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Dienstag, 15.05.2012
19. Prozesstag, Teil 1

Die Psychiater Agnar Aspaas und Terje Tørrissen glauben, dass ABBvor Gericht stärkere paranoide Züge aufweist , als es ihnen vorher erschien. Sie bekräftigten dennoch ihre Schlussfolgerung, dass er nicht psychotisch im Sinne des Strafrechts sei.

Die erste Zeugin ist Martha-Johanne Svendsen (17).
Die Kugel aus dem Gewehr ABBs ging direkt durch ihren Arm. "Ja, ich habe damit abgeschlossen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich verletzlich und in Angst vor ihm bin."
"Ich war im Café-Gebäude, als ich die ersten Schüsse hörte. Schließlich kam ein Junge gerannt, er rief: "Lauf, lauf!" Diejenigen, die liefen, waren sehr verängstigt. Ich reagierte sofort. Ich lief über das Camp zum Waldrand. Plötzlich fühlte ich einen wirklichen Schmerz im Arm, als hätte mich ein Baseballschläger getroffen. Ich blieb stehen. Ich zog die Jacke aus und sah ein Loch in meinem Arm.
Ich kam in das Zelt der Norwegischen Volkshilfe, wo schon andere waren. Von dort ging ich zum Schulhaus, wo ich mich unter einem Bett versteckte. Ich hörte Schüsse, einige waren sehr nah, dann war es ruhig.
Als wir hörten, dass er draußen war, gab es Geräusche, auch wie Zweigknacken. Kurz danach hörte ich zwei Schüsse und Schreie.
Die Schüsse gingen durch ein Fenster am Eingang zum Schulhaus. Aber später hörten wir mehrere Schüsse, die weiter weg waren.
Später holte die Polizei uns aus dem Schulhaus und brachte uns zu MS "Thorbjörn", die uns an Land brachte.
Sie sagten mir, schau in den Himmel hinauf und nicht so sehr um dich herum
.
Ich glaube, ich sah eine tote Person im Wasser. Ich sah auch eine, die schwer verletzt wurde, ich war schockiert, als ich an Land kam und mindestens zehn Leichensäcke sah.
I
nsgesamt 47 Menschen versteckten sich über 2,5 Stunden in dem Schulraum, in dem Personal die Initiative ergriff, um Türen und Fenster zu verbarrikadieren.
"Ich hatte in der Zeit danach
mit Angst und Konzentrationsprobleme zu kämpfen, aber es wird immer besser."
Verteidiger Geir Lippestad fragt sie, ob sie von ABB Freudenschreie oder andere Töne hörte, als er draußen stand. -"Nein."

Die nächste Zeugin ist Ina Rangønes Libak (22).
Libak war im Kleinen Saal der Mensa und wurde mindestens viermal angeschossen.

"Ich war in der Küchencrew auf Utøya und wusch mich, als ich hörte, dass etwas passierte. Ich ging in den Kleinen Saal, wo ich mehrere andere traf. Wir standen dort und versuchten, uns gegenseitig ein wenig zu beruhigen. Zuerst waren wir darüber sehr erschrocken, aber wir sprachen darüber, dass es wie Chinakracher klang und dass es wieder gut wird.

Dann hörten wir mehrere Schüsse und entschieden, uns hinter dem Klavier zu verstecken.
Die Schüsse waren zunächst draußen. Wir dachten, dass, solange wir die Türen geschlossen und wir uns von den Fenstern fern hielten, wir sicher sein würden.
Es war ruhig, während ich hinter dem Klavier versteckt war.
Als ich angeschossen wurde, in die Hände, Kiefer- und Brustbereich, dachte ich, dass die Schüsse durchs Fenster kamen, ich wusste nicht, dass der Täter im Kleinen Saal war, das erfuhr ich erst im Nachhinein.

Ich erinnere mich an jeden Treffer, zuerst in die Arme, dann in den Kiefer und schließlich in die Brust. Dann lief ich zur Tür hinaus.
"Hast du den Schützen gesehen?"fragt Staatsanwalt Svein Holden.
-"Nein, habe ich nicht. Ich weiß jetzt, dass er über dem Klavier stand und auf uns, die wir uns dort versteckten, schoss. Später kam er zurück und schoss weiter."

"Hast du irgendwelche Erinnerungen an das, was mit den anderen Menschen in diesem Raum geschah?"
-"Nein. Ich erinnere mich nicht, dass jemand starb. Ich erinnere mich an die Gesichter der Menschen vor den Schüssen, aber ich erinnere mich an nichts, nachdem ich angeschossen wurde
."
Auf Antrag Holdens zeigt sie wo die Schüsse sie trafen: im Kiefer, in die Brust, den linken Arm und ins rechte Handgelenk.
Insgesamt 20 Menschen wurden von ABB im Inneren des Gebäudes angeschossen, 13 von ihnen starben.
"Ich floh und rannte den Flur hinter der Großen Halle hinunter. Ich lief zum Haupteingang des Café Gebäude und auf die Wiese hinaus.
Als ich versuchte, die Blutung zu stoppen, war überall Blut. Ich schrie:"Ich wurde getroffen.", doch die Leute liefen vorbei, und dann sah ich, wie groß die Angst war, und ich verstand, dass nicht nur ich getroffen wurde, sondern das Ausmaß viel größer war.
Ich bekam Hilfe von einem Freund, und wir flohen Richtung Pumpenhäuschen. Wir versteckten uns im Wald, wo die anderen mir halfen, meine Wunden zu verbinden.
Diejenigen, die um mich waren, taten alles, damit es schön, ruhig und optimistisch blieb.
Die ganze Zeit hörten wir Schüsse. Es gab viele Schüsse, dann war es ruhig, dann wieder viele Schüsse.
Wir hörten die Schüsse am Häuschen, als dort 14 Menschen getötet wurden.
Erst hörten wir eine Menge Schüsse und Schreie, dann war es sehr ruhig.
ABB kam dann auf uns zu. Keiner lief weg, alle blieben wir im Versteck.
Er kam bis auf zwei Meter an uns heran, aber er sah in die andere Richtung."
"Ward ihr in einem guten Versteck, abseits des Weg?", fragt Staatsanwalt Svein Holden.
-"Wir waren direkt auf dem Weg, es war kein gutes Versteck, hätte er in unsere Richtung gesehen, wären wir entdeckt worden.
Als wir hörten, dass ein Boot in der Nähe war, versuchten wir dorthin zu gehen. Es lagen viele tote Menschen auf dem Weg.
Wir kamen ins Boot und wurden an Land gebracht, wo uns Sanitäter ins Krankenhaus fuhren."
Libak sagt, dass sie insgesamt fünf Mal operiert wurde.


"Ich habe es geschafft, meine Schule fortzusetzen, aber es war schwer nach dem 22. Juli.
Ich habe viel Angst und bin oft traurig. Alles erfordert eine Menge mehr Energie, und die Unsicherheit ist zu einem Teil des Lebens geworden", sagt Libak.

Es folgt 19. Prozesstag, Teil 2

aftenposten.no Tag 19

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Geschrieben von

SuzieQ

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