Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik 22

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

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Dienstag, 22.05.2012

22. Prozesstag

Heute sagen fünf Überlebende von 'Utøya' aus.

Viljar Robert Christian Hanssen (18) betritt den Zeugenstand. Er hat die Sehkraft eines Auges verloren, nachdem er mehrere Male getroffen wurde.

Staatsanwältin Inga Bejer Engh bittet ihn, zu sagen, was er auf Utøya erlebte.

"Ich war bei der Informationsveranstaltung im Hauptgebäude, während mein Bruder (14) im Zelt schlief. Ich rief meine Eltern an, und wir einigten uns, meinem Bruder bis nach der Informationsveranstaltung nichts zu erzählen.

Es war eine seltsame Atmosphäre im Camp. Ich war auf dem Zeltplatz, als wir zum ersten Mal Schüsse hörten. Wir wollten herausfinden, was passierte. Dann rief jemand "Jetzt müssen wir nur noch laufen!" Ich zog meinen kleinen Bruder am Arm und lief. Wir liefen entlang des Kjærlighetsstien."

Auf einer Karte zeigt er den Rand der Klippe. Dort versteckten sie sich unter einem Felsvorsprung.

"Es kamen immer mehr Menschen. Ein verletztes Mädchen sagte: "Jetzt sterbe ich." Ich antwortete: "Nein, wirst du nicht." Die Schüsse kamen näher und näher. Dann wurde ich getroffen. Ich schrie meinen Bruder an, er müsse weg. Ich wollte nicht, dass er sieht, was mir passiert ist.

Plötzlich schoss Breivik wieder. Das Geräusch im rechten Ohr, landete ich am Ende irgendwie im Wasser. Ich dachte, es war der letzte Schuss, der mich traf. Ich war die ganze Zeit über bei Bewusstsein. Als ich im Wasser lag, versuchte ich mich zu orientieren und zu verstehen, was passierte.

Getroffen zu werden war ein besonderes Gefühl. Es tut nicht sofort weh. Es ist ein sehr seltsames Gefühl, Schmerzen habe ich bis heute nie gekannt und werde ich hoffentlich nie.

Engh fragt, was mit Hanssens Bruder geschah.

"Er tat, was ich ihm sagte und verschwand. Als ich dort lag, versuchte ich mich abzulenken, von dem, was passierte, von meinem kleinen Bruder, der vielleicht schwer verletzt war , denn ich konnte nichts mehr tun. Ich dachte an zu Hause, und an alles, was gut ist im Leben.

Ich verlor das Bewusstsein, wachte aber auf, als Rettungskräfte um die Insel fuhren. Ich wurde in einem roten Boot an Land transportiert. Ein Polizist stellte Fragen, um mich wach zu halten."

Engh fragt, ob er sich an andere Menschen im Felshang erinnert.

"Ich erinnere mich nur an eine Gruppe von verschiedenen Personen. Es war sehr schwierig, einzelne Personen auszumachen. Im Nachhinein habe ich gehört, wer sonst noch da war. Zu Beginn waren wir etwa zehn Menschen. Es wurden immer mehr Menschen. Schließlich waren wir vielleicht 30 Leute da, aber es ist schwer zu sagen.

Ich wurde in Oberschenkel, Hand, Schulter, Unterarm und Kopf geschossen. Ich bin auf einem Auge total blind.

Das ist sehr bequem, weil ich nicht da rüber sehen kann", sagt Hanssen mit einem Lächeln und einem Kopfnicken in Richtung Breivik.

Einige Verwandte lachen, als er dies sagt.

"Was ist mit dem jüngeren Bruder geschehen?" "Er überlebte und wurde nicht angeschossen. Es war das Schlimmste, dass ich nicht wusste, wo er war. Erst als ich im Krankenhaus war, erfuhr ich, dass mein Bruder (14) überlebte. Mit meinem Bruder ist alles in Ordnung. Er hat sich sehr gut erholt und macht wieder alles, wie vorher auch."

"Wie geht es in der Schule?"

"Ich habe mich absichtlich auf ganz andere Dinge konzentriert, so ist es schon ein wenig schlechter als erwartet. Mein Kopf ist woanders, jetzt beginne ich das dritte Jahr in der High School."

"Wie geht es dir und deinem Bruder psychisch nach dem 22. Juli?"

"Nachdem ich aus dem Koma erwachte, bekam ich eine Liste von meinen toten Freunden. Es war ein Schock.

Aber es gab ebenso schöne Momente.

Es läuft gut auf Svalbard und Tromsø, aber ich habe mich hier in Oslo unsicher gefühlt. Das ist etwas, womit ich jeden Tag umgehen muss.

Es ist schwer, dass ich nicht mehr all das tun kann wie vorher. Ich fuhr schon immer gern Motorschlitten und Ski, alles, was schnell ist und Spaß macht. Solche Dinge kann ich nicht mehr, und es dauerte, bis ich verstand, dass sich etwas verändert hatte.

Zur gleichen Zeit sehe ich, dass ich selbst so viel Glück habe. Ich habe viele gute Freunde und eine wunderbare Familie.

Viljar Robert Christian Hanssen verlässt den Zeugenstand mit einem Lächeln.

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Die zweite Zeugin ist Eirin Kristin Kjaer (20). Sie wurde mehrmals angeschossen. Im Vorfeld sagte sie, ich werde ihn ansehen und ihm zeigen:"Hier bin ich, mich konntest du nicht töten." Heute ist sie vor Gericht, um zu zeigen, warum der Terrorist verloren hat. Im Idealfall würde ich mich hinsetzen und mit ihm reden, sagte sie.

"Ich war zum dritten Mal auf Utøya. Wir waren auf der Sitzung der Delegation, trösteten einander, aßen Sandwiches und tranken Saft. Dann begann es zu regnen, und ich dachte, dass ich ins Café-Haus gehe. Ich war fast an der Ecke des Hauses, als ich den ersten Schuss hörte.

Es gab ein Zelt neben mir und ich lief hinein. Ich hörte noch mehr Schüsse und erkannte schnell, dass es ernst war.

"Woran merktest du, dass es ernst war?" fragt Staatsanwalt Svein Holden.

"An den hohen Tönen, als die Leute schrieen und riefen. Wir rannten dort weg. Ich lief entlang des Waldrandes, als uns die Schüsse trafen. Ich half einem Mädchen, das in einem Versteck hinter einem Zelt getroffen wurde. Wir flohen aus dem Wald, über den steilen Hang hinunter zum Wasser.

Die Jungen ließen die Mädchen zuerst hinunterklettern. Wir versteckten uns unter einigen Felsplatten, die aus dem Hang ragten.

Ich habe nie vorher gesehen noch geahnt, wie klein man sich machen kann. Ich lag in der fötalen Position. Es war vielleicht 10 Sekunden still. Also habe ich nach oben geblickt und sah ihn, als er auf mich schießt, in den Magen."

"Woher wusstest du, wo du getroffen warst?"fragt Holden.

"Es war, als wäre mein Magen explodiert, es gibt keine andere Möglichkeit, es zu erklären. Es war schrecklich schmerzhaft. Ich schrie und schrie, und dann begannen wir zu laufen. Wir flüchteten den Hang hinunter. Ich weiß, dass ich in den Arm getroffen wurde. Wir liefen weiter und zum Schluss waren wir hier", und zeigt auf einem Bild die Steilhangstelle.

ABB verfolgt ausdruckslos Kjærs Beschreibung, wie es sich anfühlte, von seinen Kugeln getroffen zu werden.

"Als ich da saß, das Wasser bis zu den Knien, schrie ich: "Bitte, nicht schießen, ich will nicht sterben".

Ich versuchte, meine Mutter gegen 17:35 zu erreichen. Sie war nicht da, ich legte auf und schickte stattdessen eine Nachricht. Die Menschen fingen an, Nachrichten zu senden. Ich antwortete auf eine der SMS und schrieb nur "verletzt".

Dann hörten wir das Geräusch eines Hubschraubers, aber nichts passierte. Die Schüsse wurden fortgesetzt. Es war so etwa 19:00, als ich dachte "jetzt haben wir lange keine Schüsse gehört." Die Zeit verging schnell. Jedesmal, wenn ich auf die Uhr schaute, war eine dreiviertel Stunde um. Plötzlich waren viele Boote um uns herum.Im Krankenhaus war ich für 21 Stunden.

Holden fragt, ob sie etwas hörte von Breivik, aber sie kann sich an nichts erinnern. Er fragt auch, ob sie einige der anderen, die verletzt oder getötet wurden, während sie in dem Versteck waren, sah.

"Ich erinnere mich an einige. Ich versuchte schließlich, in einem der Freizeitboote, die den Überlebenden halfen, mitgenommen zu werden, aber es funktionierte nicht. Ich bekam Hilfe von einem der anderen Boote. Als ich die Offiziere an Bord fragte, sagten sie, dass "er festgenommen wurde."

Ich hatte nie Zweifel, dass es nur ein Täter war.

Wir waren mehrere Verletzte im selben Boot. Dann kamen wir an Land. Sie trugen mich, brachten mir eine Decke. Es dauerte eine Weile, einen Krankenwagen zu bekommen, dann kam ich ins Krankenhaus.

Als ich Papa anrief, war es etwa 20:45."

"Welche Verletzungen hattest du?" "Ich wurde von vier Schüssen, aus Gewehr und Pistole, getroffen." Sie steht auf und zeigt an der Puppe, wo sie getroffen wurde: Bauch, Arm, Bein und Rumpf.

"Ich hatte elf Operationen."

"Wie geht es dir jetzt?"

"Es ist in Ordnung. Es ist seltsam, nachdem ich vier Mal getroffen wurde. Ich studiere und arbeite in Teilzeit, sitze noch immer aktiv im Rat der AUF. Das große Ziel ist, wieder Fußball zu spielen", sagt sie und lächelt.

"Gibt es psychische Nachwirkungen?"

"Ich habe mehr Angst, und bin verängstigt bei "allem, was nicht normal ist." Es gab Zeiten mit schlechtem Schlaf, Mangel an Energie ... aber ich habe eine sehr gute Betreuung."

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Der nächste Zeuge ist Espen Myklebust (18) aus Haugesund. Er wurde in den Unterleib geschossen, während er an den Klippen unterhalb Kjærlighetsstien festklammerte, war aber nicht ernsthaft verletzt.

Staatsanwältin Inga Bejer Engh bittet ihn, zu erzählen, an was er sich erinnert.

"Ich saß auf dem Campingplatz, als wir kleine Knaller hörten. Wir sahen eine der Wachen, der zu dem Angeklagten ging, um mit ihm zu reden, als plötzlich dreimal auf ihn geschossen wurde.

Wir sahen, dass er eine Polizeiuniform und Waffen trug."

"Wie war sein Gesichtsausdruck?"

"Ausdruckslos."

"Was passierte dann?"

"Alle begannen zu laufen. Uns wurde gesagt, wir sollten uns im Lager sammeln. Menschen schrien, dann liefen wir über den Pfad, und ich versteckte mich unterhalb im Hang."

"Was war los in diesem Versteck?"

"Viele Menschen riefen zuhause an, manche weinten, andere zogen ihre Kleider aus und sprangen ins Wasser. Ich saß nur da und hoffte, es wäre eine kranke Übung, die stattfand.

Dann kam Breivik hinauf Richtung Hang. Er schoss den Hang hinunter, und ich sah, dass er ziemlich viele traf. Ich sprang nach unten und wurde in den Rücken getroffen. "Ich wurde angeschossen!", schrie ich.

Breivik schoss weiter, und ich nahm die Chance wahr, weiter weg zu schwimmen, am Ufer entlang. Ich fand schnell heraus, dass ich nicht in der Lage war, an Land zu schwimmen. Ich war besorgt, dass mehrere Täter auf der Insel sind. Ich machte einen verzweifelten Versuch, an Land zu schwimmen, aber merkte bald, dass es unmöglich war.

Ich schwamm weiter entfernt an der Küste entlang und sah, fünf Leute, die mich an Land winkten. Sie halfen mir auf, und so standen wir da und versuchten, so leise wie möglich zu sein. Nach einer Zeit, als ein Boot kam, versuchte ich, dorthin zu schwimmen. Der Betreiber des Schiffes erklärte, dass das Boot voll war und warf mir eine Schwimmweste zu. Das half mir. Mehrere Menschen, die müde waren, kamen und ruhten sich bei mir aus, da ich die Schwimmweste hatte. Ich sah den Angeklagten ins Wasser schießen. Schließlich kam ein Polizeiboot."

"Welche Verletzungen hattest du?"

"Ich hatte eine Schusswunde im Rücken, aber die Kugel hat keinen Schaden angerichtet."

"Wie ging es dir in den zehn Monaten, die vergangen sind?"

"Ich habe mit Schlaflosigkeit und Angst zu kämpfen, aber es wird immer besser."

Mette Yvonne Larsen , Opferanwältin, fragt, wie er den Täter wahrgenommen hat. "Er war zunächst kalt und völlig gefühllos. Aber als ich ihn später sah, lächelte er ziemlich breit."

"Welche Art von Person kam dir in den Sinn?"

"Ich dachte, neonazistische, wegen des Grinsens und Aussehens. Und er ging herum und schoss. Aber ich dachte nur kurze Zeit, dass er Polizist sei, dieser Gedanke verschwand schnell. Er war so ruhig, wie ein Mensch nur sein kann. Er ging etwa so ruhig, als wäre es nichts Besonderes, was passierte."

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Die nächste Zeugin ist ein 18 Jahre altes Mädchen, das an der Südspitze von Utøya angeschossen wurde.

"Wir saßen zu dritt im Zelt, als wir hörten, dass wir in die großen Halle kommen sollten. Als wir ankamen, wurde uns gesagt, es habe eine Bombenexplosion in Oslo gegeben, wir gingen zum Speisesaal, um etwas zu essen, als wir die ersten Schüsse hörten. Wir dachten, das sei ein schlechter Scherz. Plötzlich rief jemand "Lauft!" Und viele rannten an mir vorbei. Ich verstand nicht wirklich, was passierte.

Zu mehreren rannten wir aus dem Gebäude und machten uns auf den Weg zum Pumpenhäuschen. Was ist los, fragte ich. Da antwortete ein Junge, dass einige schießen. Und wir hörten mehr und mehr Schüsse. Um etwa 17:30 Uhr rief ich zuhause an. Wir hörten Geschrei auf dem Weg, zu dem wir liefen. Dann liefen wir entlang des Kjærlighetsstien. Wir verstanden noch immer nicht wirklich, was los war. Wir liefen vorbei an den Menschen, die erschossen wurden. Wir liefen bis zur Südspitze von Utøya. Dort sahen wir ein ziemlich gutes Versteck und saßen dort eine Weile."

"Waren dort schon andere, als ihr ankamt?" fragt Engh.

"Ich erinnere mich nicht, ob sie dort waren, als wir ankamen, aber irgendwann wurden es mehr, einige schwammen. Dann sagte jemand: "Da kommt die Polizei," und ich drehte mich um.

Er war plötzlich da, vielleicht zehn Meter entfernt."

"Sagte er etwas?"

"Ich habe nichts gehört."

"Was passierte als nächstes?"

"Ich wollte mich umdrehen und den anderen sagen, dass die Polizei hier ist. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, aber ich erinnere mich, dass es sich anfühlte wie eine Explosion in meinem Bauch und dass alles schwarz wurde.

Später erkannte ich, dass einige andere und ich angeschossen worden waren. Dann kam die Polizei. Jemand fragte, ob sie echt wären. Sie gaben uns Erste Hilfe. Es schien, als wäre die Polizei nach fünf Minuten gekommen, aber das kann länger gedauert haben. Dann wurden wir zu einem Boot und an Land gebracht. Ich wurde mit einem Krankenwagen transportiert.

Nach ein paar Minuten hörte ich, dass jemand sagte: "Ruft einen Hubschrauber, sonst verlieren wir sie." Dann war alles schwarz."

"Weißt du, wer von euch an der Südspitze zuerst angeschossen wurde?"

"Auch wenn alles schwarz wurde und ich nicht so viel hörte, glaube ich, dass ich eine der ersten war."

"Das erste Mal sahst du den Angeklagten an der Südspitze?"

"Ja."

"Welchen Eindruck hattest du von ihm?"

"Ich glaube, ich dachte, er sieht so nett aus. Ich dachte, er sei ein Polizist."

"Warum dachtest du, er sähe nett aus?"

"Es war gut, dass er bei der Polizei war, so dachte ich, er war so freundlich.

Ich wurde von einem Schuss in den Bauch getroffen und musste an ein Beatmungsgerät. Es folgten fünf Operationen."

"Wie geht es dir heute?"

"Ich habe einige Probleme mit meinem Bauch und Schmerzen im Rücken."

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Die nächste Zeugin ist Catherine Trønnes Lie (18). Sie wurde im Steilhang unterhalb des Kjærlighetsstien zweimal angeschossen. Ihre jüngere Schwester, Elisabeth Trønnes Lie (16), wurde von Breivik auf Utøya getötet.

"Wir waren im Cafégebäude, als wir von der Bombe in Oslo hörten. Nach einem Gespräch mit meinem Vater am Telefon gingen wir zurück zum Zelt. Meine Schwester Elizabeth sah ich noch durch das Fenster, als ich zum Zelt ging. Es war das letzte Mal, dass ich meine Schwester lebend sah.

Wir waren im Zelt, als wir den Schuss hörten. Wir gingen zu einer Wache, um zu hören, was passiert war. Ich drehte mich zur Cafeteria um und sah den Täter, auf den eine Person zuging. Ich kann mich nicht erinnern, ob er die Person erschoss. Aber dann richtete er seine Waffe auf uns. Breivik begann zu schießen. Ich rannte Zick-Zack bis in den Wald. Ich suchte nach Freunden, es liefen so viele Menschen durcheinander. Ich suchte in meiner Nähe und wusste nicht wirklich um den Ernst der Lage.

Als wir auf der Westseite des Camps waren, begann Breivik, der dann vor dem Cafe-Gebäude stand, zu schießen. Auf dem Kjærlighetsstien sah ich ein Mädchen, das in den Kopf geschossen worden war, ihr wurde von einem Jungen geholfen. Da erkannte ich, dass es noch jemanden gab, auf den geschossen wurde.

Ich dachte, wenn es sich um eine Übung handelt, die die AUF erfunden hatte, würde ich mich freuen, mich dort abzumelden.

Schließlich waren immer weniger Menschen auf dem Weg. Sie zogen den Hang hinunter. Ich dachte, dass ich nicht alleine weiter laufe und rutschte die Böschung hinunter.

Staatsanwalt Svein Holden fragt, ob sie auf dem Weg Getötete sah.

"Ich kann mich nicht erinnern, jemanden gesehen zu haben. Es waren ziemlich viele Leute dort. Ich entschuldigte mich bei ihnen, dass ich runtergerutscht war.

Die Schüsse kamen immer näher und näher. Alle sprangen. Ich wagte es nicht mehr, dort zu bleiben. Ich rutschte im Schlamm und hatte Angst, in die Füße oder Hände geschossen zu werden. Ich hatte Angst, nach unten zu rollen, dort wäre ich ein leichtes Opfer. Deshalb wollte ich zu einem Punkt auf den Klippen, ein bis zwei Meter vom Meer entfernt, doch dann wurde ich in den Rücken geschossen."

Sie beschreibt die Erfahrung, wie es ist, angeschossen zu werden.

"Ich rang nach Luft. Ich dachte: "Jetzt sterbe ich. Dies ist das Ende." Dann wurde alles schwarz."

Dann wurde sie von Breivik erneut getroffen.

"Als ich aufwachte, erinnerte ich mich nicht, ob ich angeschossen wurde oder wann. Ich dachte, "Oh mein Gott, jetzt bricht die Hölle los." Ich war so traurig, einfach da zu liegen und nicht in der Lage zu sein, anderen helfen zu können.

Ich sah verletzte und getötete Menschen. Und ich hörte eine Sirene. Ein seltsames Geräusch, das ich so noch nicht gehört hatte. Vielleicht war es ein Kranken- oder Polizeiwagen. Ich hörte einen Hubschrauber über mir. Ich sah auch Boote mit einer Menge von Menschen.

Ich dachte, jetzt kommt es so, dass noch mehr getroffen werden. Jetzt fahren sie rund um die Insel, auf der Suche nach Menschen, die überlebt haben, um wieder zu schießen.

Holden: "Du weißt, dass es mehrere gibt, die an diesem Ort gestorben sind. Hast du etwas beobachtet oder mit ihnen gesprochen?"

"Ich kann mich nicht erinnern.

Schließlich wurde ich an Bord eines Bootes genommen. Ich erinnere mich, dass ich wegen der Wellen den Schmerz spürte, als wir an Land fuhren. Dort erhielt ich die lebensrettende Behandlung. Ich wurde in einem Rettungswagen transportiert. Ich rief meine Mutter an und sagte, dass ich in Bauch und Arm geschossen wurde, aber alles in Ordnung sei. Ich kam in einen Helikopter und dann ins Krankenhaus.

Holden fragt, wie es mit ihren Verletzungen später war.

"Ich habe noch Nachwirkungen im Arm. Und es kann ebenso eine kleine Narbe bleiben, aber es schmerzt nicht mehr. Die Nerven im Unterarm waren durchtrennt, das tat lange sehr weh."

Holden fragt, wie es für sie nach dem 22. Juli war.

"Es war eine schwere Zeit."

"Wann erfuhrst du, dass deine kleine Schwester Elizabeth getötet wurde?"

"Ich hörte es einige Tage später. Ich konnte es nicht verstehen. Ich konnte nicht verstehen, dass ich nur angeschossen wurde und sie nicht. Ich dachte, das müsse ein Traum sein."

aftenposten.no Tag 22

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Geschrieben von

SuzieQ

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