Oslo Der Prozess - Anders Behring Breivik 7

Gerichtsverhandlung Tagesbericht

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Dienstag, 24.04.2012

Der gestern gestellte Antrag von Medienvertretern, Breivik im Gerichtssaal filmen und fotografieren zu dürfen, wurde vom Gericht mit der Begründung abgelehnt, man gehe davon aus, dass der Angeklagte sich anders verhalten würde, wisse er um die Aufnahmemöglichkeit. Das möchte man vermeiden.

Vernehmung zum Bombenanschlag in Oslo (bis einschließlich 30.04.2012), Zeugenaussagen des Sicherheitsdienstes im Regierungs-Hauptsitz

Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 46 Zeugen vorgeladen, in der Anklage ist nicht nur von Mord und Terrorismus die Rede, sondern auch von physischen und psychischen Verletzungen der Überlebenden. Die Auswahl musste getroffen werden, damit der Prozess nicht auf Jahre ausgedehnt werden müsse.

Der Angeklagte Breivik darf ab sofort nur noch zuhören.

Ab heute geht es im Tinghus von Oslo nur noch um die Opfer.

Der Anschlagsort liegt nur 200 Meter entfernt.

Die Zeugen sitzen 2 Meter vom Angeklagten entfernt.


Ein Polizeibeamter beschrieb, dass eine Explosion außerhalb des Regierungs-Hauptsitzes in Oslo ein solches Chaos verursachte, dass der Attentäter Anders Behring Breivik entkommen konnte, um im weiteren Verlauf auf der Insel Utøya , 69 Menschen zu erschießen.

Acht Menschen wurden durch diese Bombe getötet.

Breivik hatte vergangene Woche gesagt, das Zünden der Bombe sei ihm leicht gefallen, das sei einfach gewesen, per Knopfdruck. Die Bauanleitung fände man leicht im Internet, wenn man wüsste, wo man danach suchen müsse.



In seiner Aussage teilte der Polizei-Einsatzleiter Thor Langli mit, nach der Explosion gab es zwei Verdächtige, und man erwartete zwei weitere Bombenexplosionen.
Langli sagte, es hätte zunächst eine Beschreibung eines Nicht-Skandinaviers als Verdächtigen gegeben, dann eine weitere von einem Skandinavier, der in Uniform den Wagen, der die Bombe enthielt, verließ. So dachte er, es gebe zwei Verdächtige.

Langli erinnerte sich, dass er neben dem Leiter einer Anti-Terror-Truppe in Oslo stand, als dieser einen Anruf erhielt, in dem ihm von dem zweiten Angriff auf das Jugendcamp auf Utøya, etwa 25 Meilen (40km) von der norwegischen Hauptstadt entfernt, berichtet wurde.

"Ich sah auf seinem Gesicht, dass es etwas Ernstes war", sagte Langli. "Und während ich ihm zusah, sagte er aus dem Mundwinkel:" Schüsse auf Utøya."

Als er von den Schüssen auf Utøya hörte, dachte er zum ersten Mal, der Bombenanschlag und das Massaker seien die Aktionen von ein- und derselben Person.

"Ich dachte, da gibt es eine Verbindung. Aber ich hatte keine Beweise dafür", sagte Langli. Mit Blick auf Breivik, fügte er hinzu: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es zwei Menschen mit so vielen verrückten Ideen geben könne."


Ein weiterer Bericht kam, in dem es hieß, etwa 50 Menschen seien auf der Insel erschossen worden. Die Anti-Terror-Einheit wurde nach Utøya abkommandiert. Als sie ankam, etwa 70 Minuten nach den ersten Berichten über den Amoklauf Breiviks, hatte dieser weitere Menschen erschossen.

Breivik hatte vergangene Woche ausgesagt, er habe erwartet, dass er von der Polizei nach dem Bombenanschlag erschossen werde. Aber niemand hörte ihn, als er zu seinem Fluchtwagen, der in der Nähe des Explosionsortes geparkt war, ging, und so fuhr er nach Utøya.



Ein Wachmann, dem im norwegischen Regierungshochhaus das unerlaubt parkende Fahrzeug aufgefallen war, bezeugte, dass er gerade dabei war, mit einer Überwachungskamera auf das Nummernschild zu zoomen, als das Fahrzeug explodierte.

"D
ie Hälfte unserer Bildschirme wurde plötzlich schwarz. Es gab ein tiefes Grollen, das ganze Gebäude wackelte, und die Decke wurde weich wie Wasser." Tor Inge Kristoffersen, ein Sicherheitsbeamter, beschrieb danach die Szene in der Innenstadt von Oslo als "Kriegsgebiet".


Svein Olav Christensen, ein Sprengstoff-Experte, der für eine Defense Agency arbeitet, zeigte Bilder von der Bombe vor Ort im Gerichtssaal. Die 950kg Dünger-und Diesel-Bombe hatte einen Krater mit 4 Meter Duchmesser in die Betonplatte unter dem Fahrzeug gerissen, und auch eine Etage tiefer waren Beschädigungen.

Breivik hatte gesagt, er war enttäuscht, als er heraus fand, dass das Gebäude nicht eingestürzt war. Christensen sagte die Bombe hätte "viel größer", in etwa doppelt so schwer, sein müssen, um die Struktur des Hauses senken zu können.


(Quellen: Associated Press in Oslo, The Guardian)




Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

SuzieQ

never ever perfect

SuzieQ

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden