Verbrenner-Aus: Die Herren Verkehrsminister trauern um die Tank-Romantik

Kolumne Das EU-Parlament will die Zeit der Autos mit Verbrennungsmotor bis 2035 beenden. Volker Wissing eifert Andreas Scheuer nach – und ist dagegen
Ausgabe 24/2022
Das Verbrenner-Aus bestürzt viele, die sich ins Benzin verliebt haben. Dabei ist so eine E-Zapfsäule von einer fossilen Tankstelle kaum zu unterscheiden, oder?
Das Verbrenner-Aus bestürzt viele, die sich ins Benzin verliebt haben. Dabei ist so eine E-Zapfsäule von einer fossilen Tankstelle kaum zu unterscheiden, oder?

Foto: Sven Simon/IMAGO

Der beißende Geruch von Benzin, das schwungvolle und punktgenaue Anfahren an die Tanksäule, das lässige Einstecken des Zapfhahns, einer Penisverlängerung gleich, in die einladende Öffnung des geliebten Autos, der kleine Schüttler am Ende – das alles wird bald der Vergangenheit angehören. So will es zumindest das EU-Parlament: Von 2035 an sollen keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. Keine Angst liebe Autofreunde, entschiedene Sache ist das noch nicht. Bis zum Ende des Monats müssen sich nun erst mal die EU-Mitgliedstaaten dazu positionieren – und sich dann mit dem Parlament einigen. Da kann also noch einiges aufgeweicht werden.

Wenn Sie nun aber auf die deutsche Autofahrernation als Bremskeil im Getriebe des Fortschritts setzen, muss ich Sie leider enttäuschen: Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen hat sich stellvertretend für Deutschland bereits zum Verbrenner-Aus 2035 bekannt. Nicht aber das Bundesverkehrsministerium. Dabei fordern viele große Autohersteller selbst einen Umstieg auf Elektromobilität. Audi zum Beispiel will von 2026 (!) an keine neuen Verbrenner mehr auf den Markt bringen.

Sogenannte eFuels sind keine Alternative

Schon als sechs Autobauer – darunter Mercedes-Benz, Volvo und Ford – vergangenes Jahr auf dem Weltklimagipfel in Glasgow erklärten, spätestens 2035 in führenden Märkten nur noch emissionsfreie Autos verkaufen zu wollen, machte das Verkehrsministerium unter der damaligen Leitung von Andreas Scheuer von der CSU eine peinliche Figur. Er wünschte sich einen Erhalt der Verbrennertechnologie mit synthetischen Kraftstoffen – die kann man auch so richtig mit Zapfhahn und Lässigkeit in den Tank reinspritzen. Die sogenannten eFuels sind aber teuer und werden wahrscheinlich in der Luft- und Schifffahrt gebraucht.

Weil das EU-Parlament jetzt auch die synthetischen Kraftstoffe aus seinen Plänen ausschließt, ist der jetzige Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP gegen diese Pläne – da spritzt halt nichts.

Na, was machen wir denn jetzt? Ein interessantes Schlupfloch hat die Auto Bild gefunden: Einem Betrieb von Verbrennern auf Privatgelände oder Rennstrecken sollte das neue Gesetz nicht widersprechen. Wenn Sie also zum Lager der Herren Scheuer und Wissing gehören, hier folgender Rat: Schließen Sie sich mit Ihren Nachbarn zusammen, machen Sie die Vorgärten platt und bauen Sie dort eine private Straße, parallel zur öffentlichen. Eine private Tankstelle könnten Sie da dann auch hinbauen – und dort den lieben langen Tag lässig an der Zapfsäule lehnen.

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