Ob durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) die Unternehmen aus ihrer sozialen Verantwortung entlassen werden, kommt ganz darauf an, was man darunter versteht. Es gibt solche und solche Arbeitgeber. Ich werde auch auf die Unternehmen eingehen, die ihrer sozialen Verantwortung heute schon nicht gerecht werden, aber zunächst mal zu denen, die das sehr wohl noch tun.
Es gibt sie, die Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter nicht einfach auf die Straße setzen, wenn sie sie nicht mehr brauchen. Und es gibt auch Unternehmen, die versuchen ihren Mitarbeitern nicht zu kündigen, wenn sie diese (eigentlich) nicht mehr bezahlen können.
Mitarbeiter, die nicht mehr gebraucht werden, aber trotzdem bleiben, haben eigentlich einen Einkommensplatz, keinen Arbeitsplatz. Manche haben sogenannte Nischenarbeitsplätze, da bekommen sie unwichtige Aufgaben, um nicht ganz untätig im Büro zu sitzen. Ich habe da zum Beispiel einen technischen Zeichner in der Universität vor Augen, der, seit die Ingenieure alles direkt am PC machen, eigentlich keine Aufgabe mehr hat, außer vielleicht gelegentlich mal die Klausuren zu kopieren. Aber es gibt auch noch etliche andere Beispiele. Zu mir als Ärztin, kommen die dann entweder mit der noch wenig bekannten Erkrankung des Bore-Outs oder mit anderen psychosomatischen Problemen. Was läuft da schief? Der Arbeitgeber wird doch seiner sozialen Verantwortung gerecht. Ja, das Einkommen ist zwar gesichert, die Verschwendung von Potential und Lebenszeit schreit aber zum Himmel. Wenn diese Personen stattdessen ein Bedingungsloses Grundeinkommen bekämen, könnten sie etwas Sinnvolleres mit ihrem Leben anfangen.
Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter auch dann noch (versuchen) zu bezahlen, wenn es die wirtschaftliche Situation eigentlich nicht mehr hergibt, sollten an dieser Stelle auch mit beachtet werden. Aus dem Handwerk ist mir zum Beispiel bekannt, dass die Gesellen oftmals genauso besorgt sind, bei schlechter Auftragslage, wie der Chef, denn teilweise gibt’s dann nur Abschläge statt des vollen Lohns. Das wirtschaftliche Risiko kann dann manchmal vorübergehend gemeinsam getragen werden. Mit einem BGE wären magere Zeiten existenziell abgesichert, sowohl für den Inhaber als auch für die Mitarbeiter. Sowohl das Einstellen Neuer, bei guter Lage, als auch das Freistellen ohne Lohn, bei schlechter, könnte erleichtert werden. Wenn außerdem die Zeiten der Nichterwerbstätigkeit abgesichert wären und nicht durch unwürdige Maßnahmen des Jobcenters geprägt wären, bekäme das Wort Flexibilisierung einen anderen Geschmack.
Natürlich gibt es auch Unternehmen, die ihrer sozialen Verantwortung auch heute schon nicht gerecht werden. Das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage ist durch die Agenda 2010 in vielen Branchen nahezu vollständig ausgehebelt worden. Der Arbeitnehmer hat keine Möglichkeit mehr „Nein“ zu sagen zu schlechten Angeboten. Der Zwang zur Arbeit gleich welchen Bedingungen wird staatlich ausgeübt oder mindestens gefördert. Das hat die Machtverhältnisse am Arbeitsplatz einseitig verschoben, die Regierung sonnt sich in der guten wirtschaftlichen Leistung des Landes. Und wer wundert sich, dass von dieser Wirtschaftsstärke so wenig in der Bevölkerung ankommt? Die Löhne stagnieren, prekäre Beschäftigung nimmt zu, Armut auch. Viele dürfen sich zwischen „Aufstocken“ und Armut entscheiden, oder beides gleichzeitig. Nicht wenige wählen den Weg ohne behördliche Drangsalierungen und kämpfen stattdessen ums tägliche Überleben. Andere haben noch einen existenzsichernden Lohn, müssen aber Arbeitsbedingungen akzeptieren, die unmenschlich sind und krank machen.
Eine besonders extreme Form von Ausbeutung findet sich heutzutage im Bereich von Leiharbeit und Werksverträgen. Da werden verschiedene Angestellten-Gruppen gegeneinander ausgespielt, gewerkschaftliche Optionen wie Streik ausgehebelt und der Zusammenhalt insgesamt geschwächt. Das zynische Ziel einen Niedriglohnsektor zu schaffen und damit die Wirtschaft zu stärken, ist erfolgreich umgesetzt worden.
Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde dies ändern. Es würde der Ausbeutung von Arbeit einen Riegel vorschieben. Niemand wäre mehr gezwungen, eine Arbeit zu machen, die er nicht machen möchte. Wer das fraglich findet, sollte sich mal überlegen, ob er Arbeitszwang in unserer entwickelten Gesellschaft angemessen und zeitgemäß findet. Um Aufgaben zu erledigen, gibt es ja eigentlich bessere Motivationen.
Mit einem BGE könnten diese Motivationen (Spaß, Sinn, dem Folgen eines größeren Zieles, Gestaltungswille, Zusammenarbeit in der Gruppe, Soziale Kontakte, Anerkennung und eben auch ein größerer materieller Wohlstand) wieder mehr hervortreten. Mit Mitarbeitern, die die Möglichkeit haben „Nein“ zu sagen, muss anders umgegangen werden. Sie haben nicht nur die Möglichkeit, wirklich „Nein“ zu der gesamten Arbeitsplatzbeschreibung zu sagen, sondern auch bei Verhandlungen um Details der Rahmenbedingungen und inhaltlichen Entscheidungen einen anderen Rückhalt. Insbesondere wenn es Schwierigkeiten gibt, wie z.B. bei Mobbing, ist es ein wichtiger Unterschied, ob als Alternative zum „weiter durchhalten“ eine Absicherung durch das Grundeinkommen steht oder ob der Psycho-Druck nur in anderer Farbe vom Jobcenter fortgesetzt würde.
Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen kämen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder mehr auf Augenhöhe. Dann würden Bewerbungsgespräche zu gegenseitigen Vorstellungsgesprächen und das Ziel ist eine Win-Win-Beziehung und keine einseitige Abhängigkeit. Die Gewerkschaften könnten dabei eine ganz neue Rolle spielen, statt dem altmodischen Arbeitskampf wären dann Beratung, Weiterbildung und Vernetzung angesagt. Selbstverständlich gehören auch Lohnverhandlungen weiterhin dazu. Und auch die Arbeitgeberverbände könnten dazu genutzt werden, vorbildliche Rahmenbedingungen zu schaffen und vielleicht sogar zu zertifizieren. Unter den Hausärzten gibt es so etwas schon, weil sich aufgrund des Ärztemangels das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt verändert hat. Insofern ermöglicht mir mein Beruf schon einen kleinen Vorausblick, für die Arbeit mit Bedingungslosem Grundeinkommen.
Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde uns von der Frage befreien, ob Unternehmen einer sozialen Verantwortung nachkommen. Wir könnten uns eine eigene Meinung bilden darüber, für wen und für was wir tätig werden wollen. Wir könnten selbst entscheiden, welche Rahmenbedingungen wir dabei akzeptieren und welche Entlohnung wir für angemessen halten. Die Möglichkeit „Nein“ sagen zu können, verschafft uns diese Freiheit. Eine Freiheit, die aus der existenziellen Sicherheit heraus erwächst. Diese Sicherheit ist das Grundeinkommen.
Diesen und weitere Texte zum Bedingungslosen Grundeinkommen gibt es bei blog.baukje.de
Grundeinkommen ist wählbar bei der Bundestagswahl. Infos unter: Bündnis Grundeinkommen
Kommentare 45
Soziale Verantwortung?
Wenn eine Gruppe größer als sieben Personen ist, wirst du feststellen, daß die Verantwortung weniger wird.
«Das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage ist durch die Agenda 2010 in vielen Branchen nahezu vollständig ausgehebelt worden.»
Das betrifft nicht nur die privatwirtschaftlichen branchen, sondern an forderster Front alle Kommunen, die ihre Aufgaben mit BilligLöhnern erledigen – Halleluja!
«Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde uns von der Frage befreien, ob Unternehmen einer sozialen Verantwortung nachkommen. Wir könnten uns eine eigene Meinung bilden darüber, für wen und für was wir tätig werden wollen. Wir könnten selbst entscheiden, welche Rahmenbedingungen wir dabei akzeptieren und welche Entlohnung wir für angemessen halten. Die Möglichkeit „Nein“ sagen zu können, verschafft uns diese Freiheit. Eine Freiheit, die aus der existenziellen Sicherheit heraus erwächst. Diese Sicherheit ist das Grundeinkommen.»
Wirtschaftlich, soziale und kulturelle Rechte
Das Recht auf Arbeit beinhaltet keinen Arbeitszwang, wie er mit den Reichsrichtlinien zur Fürsorge des Staates über die Arbeitslosen von 1924 in die sogenannten Sozialbücher geschrieben wurde und zu Entartungen führe, wie:
«Arbeit macht frei.»
Ich meine auch nicht nur Privatwirtschaft. Habe doch als Beispiel auch eine Universität angeführt.
Im Prinzip ja, aber die Zweckbetriebe des Staates werden auch immer mehr «geoutsourced,» da sind die Übergänge fließend und bald nicht mehr zu unterscheiden. Nach Mamma Dilemma eine «marktgerechte Demokratie.»
Es gab einmal einen Staat, der die Dinge übernommen hatte, die privatwirtschaftlich nicht rentabel sind. Voraussetzung war ein gesellschaftliches Interesse an diesen Dingen. Volkswirtschaftlich heißt das nachfrageorientiert.
Der heutige Staat bedient nur noch die Staatsdiener und der schäbige Rest ist angebotsorientiert, d.h. der Willkür des Polit*Personals anheimgestellt.
Nehmen wir die drei Säulen der sozialen Sicherheit:
1. Sozialversicherung: Die wirbis 2030 einen qualifizierten Lebensstandard nicht mehr leisten können und wird darum stark reduziert bei steigenden Beiträgen der Zwangsversicherung.
2. Pensionen: Mit der Industrie/Arbeit 4.0 wird die Refinanzierung der Versorgungsbezüge des Staatsdiener, Beamte und Politiker, ebenfalls reduziert. Bisher hat noch niemand dieses Heiße Eisen angefaßt. Im Wahlkampf 2013 hatte der Schrottpapier*Steinbrück diesen Punkt mal als Kanzlerkandidat angesprochen und ist prompt von Gabriel öffentlich abgekanzelt worden.
3. Sozialhilfe: Das finale Netz wird bis 2030 immer mehr Leute auffangen müssen, weil sie in der Zwangsversicherung keine Besitzstände bilden konnten.
Nehmen wir die private Säule der Altersvorsorge, Kapitallebensversicherung, Riesterrente, betriebliche Altersrenten, dann gilt dafür das gleiche, wie für die staatlichen Säulen.
Also alles Argumente für ein Grundeinkommen für ALLE; einen positiven Nebeneffekt sehe ich darin, daß dann die Volksvertretung ein Ehrenamt ist.
Deinen Ausführungen kann ich im Großen und Ganzen nur Zustimmen. Ohne ein BGE kommen wir aus diesem Dilemma meines Erachtens nicht raus.
Ein Sack voller Dilemmata
Dieses Dilemma ist ja noch nicht das ganze Dilemma. Sobald wir einen Weg zum Grundeinkommen finden, das heißt ein Modell ausgucken, ergeben sich neue Dilemmata. Das größte Dilemma ist der EuroRaum, weil der von Beginn an nicht kontrollierbar konstruiert ist und heute, trotz zehn Jahren Finanzkrise seit 2007, kein einziges Problem im EuroRaum und in der EU gelöst ist.
Angefangen bei der Flüchtlingskrise, die ein Ergebnis langjähriger Ausbeutung ganzer Kontinente ist, bis hin zum Rückzug der Mitgliedsstaaten der EU in den Nationalismus.
Die Produktivität ist in der EU sehr unterschiedlich und die Sozialen Netze, wenn überhaupt vorhanden, entsprechend auf unterschiedlichem Niveau. Wer europaweit gearbeitet hat, oder gar weltweit, weiß wie unterschiedlich die soziale Sicherung sein kann.
Bring das mal unter einen Hut; nicht einmal in Deutschland wird das zwischen den Bundesländern einfach sein.
Das stimmt, das ist auch ein Problem. Was mich aber nicht davon abhalten würde diesen Weg weiter zu verfolgen. Das BGE löst auch nicht alle Probleme dieser Welt, aber es schafft eine gute Basis, um diese anzugehen.
Bislang sind Sie nicht auf meine Kritik an Ihrem Thema eingegangen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht verstehen Sie sie einfach nicht. Kann ja möglich sein. Zu abstrakt?
Ich versuch's daher mal anders.
Sie schreiben ganz richtig, dass ein real existierendes BGE den Bürgern die Möglichkeit einräumen würde eine entwürdigende Arbeit abzulehnen. Für die besagte Entwürdigung gibt es viele Gründe, als da wären: Ausbeutung, Abhängigkeit, Stress, Verlustängste, Sinnlosigkeit, Erniedrigung durch autoritäre Willkür, die berüchtigte Entfremdung nicht zu vergessen, die jeden in eine Rolle zwängt, die nichts mit der eignen Persönlichkeit zu tun hat, ... etc. pp.. Die Liste ließe sich unendlich fortführen, weil ein Angestelltendasein nicht viel mit der ansonsten in unserer Zivilisation propagierten Freiheit zu tun hat. Mit anderen Idealen der kapitalistischen Ideologie, oder der des Liberalismus hat es auch nicht viel zu tun. Aber das ist ein Thema für sich. Liberalismus ist halt nicht für’s Fußvolk gemeint.
Wenn wir jetzt die wirtschaftliche Situation mal ganz oberflächlich und abstrakt durchspielen, kommen wir ganz schnell zu der Erkenntnis, dass man mit dem BGE für echte Scheißarbeit nur noch Leute finden würde, wenn man dafür hohe Löhne anbieten würde. Das wäre auch durchaus ok, wenn man ganz realistisch davon ausgeht, dass in der kapitalistischen Ökonomie der Profit wichtiger ist als die Qualität oder die Brauchbarkeit eines Produkts und daher sehr viel Mist produziert wird einfach nur um der profitablen Produktion willen. Später redet man dann den "Konsumenten" mit teuren Kampagnen ein, sie bräuchten diesen Müll. Und es ist ja tatsächlich Müll, und zwar meist nach kurzer Zeit. Man produziert was das Zeug hält, aber es hält ja bekanntlich nicht. Dieser ganze Müll wird zwar meist von Maschinen hergestellt, aber die gesamte Wertschöpfungskette kommt nicht ohne Arbeitskräfte aus.
Wenn jetzt dieses sinnfreie Zeug wesentlich teurer werden müsste, weil man nicht mehr bereit ist so einen Mist zu Hungerlöhnen an den Käufer zu bringen, und weil der Chef oder die Betreiber dieses Wahnsinns auch nicht unbedingt wesentlich weniger verdienen möchten, würde es dann noch Käufer finden? Zumal ja möglicherweise auch einige Menschen durch das BGE etwas ganz anders machen würden mit ihrer Lebenszeit, etwas sinnvolleres, wie Sie ja anscheinend auch hoffen, und daher auch keine Ersatzbefriedigung mehr durch den Konsum sinnloser Gimmiks bräuchten.
Wenn sich das nun so entwickelte - oder glauben Sie etwa mit dem BGE würde sich ökonomisch und im Verhalten der Bürger nichts verändern ? - müsste man davon ausgehen, dass ganze Branchen das Zeitliche segnen würden, weil weder das Produkt noch gewollt wird noch dessen Produktion, die weder ertragreich wäre, noch ertragbar.
Und in dem Zusammenhang haben wir noch gar nicht von unangenehmen Arbeiten gesprochen, die unbedingt erledigt werden müssen, weil sonst einiges der strukturellen Basis der Gesellschaft nicht mehr funktionierte, vor allem im urbanen Raum.
Nicht dass Sie mich jetzt falsch verstehen, das soll jetzt erstmal kein Argument gegen das BGE sein, zumindest nicht von mir, denn ich wünschen mir eine andere Gesellschaft, eine in der Arbeit nie entfremdet sein muss, es keine Entwürdigung geben muss … etc. Ganz im Gegenteil ist es so, dass ich jede Strategie unterstütze, die zielführend ist für eine konstruktive Veränderung der Gesellschaft bzw. des Lebens des einzelnen. Wie Sie aus meinen anderen Kommentaren zum Thema aber vielleicht entnehmen konnten, halte ich das BGE weder für in diesem Sinne zielführend noch für konstruktiv. Um es zu präzisieren: ich halte es für ein politisches Ablenkungsmanöver.
Nun fragen sie sich vielleicht immer noch warum, gerade weil Sie anscheine ja sehr von der Idee überzeugt sind.
Das liegt , um es simpel zu halten, an der Art wie der Kapitalismus und sein Geldsystem funktioniert. Nicht nur Marx hat eindeutig erkannt wie das Kapital entsteht. Es entsteht initial durch Arbeit, bzw. durch Arbeitszeit als Ware. Das Kapital wiederum wird zum Herrschaftsinstrument. Das Geldsystem ist diesem Herrschaftssystem ein lukrativer Hebel zum leistungslosen Einkommen. Kapitaleigner und andere ”Rentiers” haben durch dieses System längst ein BGE für sich erschaffen und erhalten es bislang durch die damit verwirklichte Herrschaft erfolgreich am Leben. Wieso sollte diese Kapitalherrschaft auch nur den Bürgern eines einzigen Landes (das alleine wäre noch ein weiteres Thema ) ein BGE zugestehen, Bürgern die normalerweise dafür gebraucht werden, gerade durch prekäre Arbeitsverhältnisse und ökonomische Abhängigkeit, diese Herrschaft aufrecht zu erhalten und quasi erst möglich zu machen? ZB. der aktuelle französische Präsident (ein liberaler Vollidiot) hat zB. schon vor der dann gewonnen Wahl ein BGE rigoros abgelehnt mit der Begründung, es gäbe diese bereits und es hieße Sozialhilfe. Gleichzeitig wird diese abgebaut.
Da sehen sie woher der Wind im Neoliberalismus weht. Es sind nun mal nicht die Politiker die uns regieren, es ist das Kapital. Und das braucht nichts dringender als die Verknappung der Ware Arbeit. Das akute virtuelle Wachstum unsrer Tage ist nur eine Notlösung in der durch eine industrielle Revolution ausgelösten Krise …. Und auch wenn schon über Postkapitalismus geschwafelt wird, ist er dennoch noch nicht da. Und selbst für den Postkapitalismus (nach dem Ende der Herrschaft des Kapitals) wäre das BGE höchstens eine vorübergehende Lösung, wenn, und nur dann, das Geldsystem ein anderes geworden ist, nämlich ein Geldsystem, das nicht einer "Intressengemeinschft" gehört, nicht Geld aus dem Nichts schöpft, nicht zum Machtmissbrauch akkumuliert werden kann. Da sind wir freilich nicht. Und warum dann ein BGE eine Übergangslösung sein könnte ist auch ein Thema für sich.
Vielleicht konnten sie mir ja in dieser Argumentationslinie folgen. Kurz: mit dem BGE kann man den entwürdigenden, weil wirtschaftstotalitären Kapitalismus nicht loswerden. Ein BGE wird allenfalls akzeptiert wenn man ihn und seine Herrschaft damit meint stützen zu können. Aber dann ist nichts gewonnen. Warum? Solange der Kapitalismus als Prinzip aus Arbeitszeit Kapital und Herrschaft generiert, ändert sich nichts. Würde er ein territorial begrenztes BGE akzeptieren , dann würde er sein Prinzip woanders praktizieren. Wollen sie ein BGE einführen, das auf der Entwürdigung andere an der Periphärie der ”BGE-Zone” beruht? Ich nicht.
Sollten sie Einzelheiten nicht verstanden haben, fragen sie ruhig nach.
Ich will dir nichts ausreden, nur wird der Weg steinig, sehr steinig.
« Nicht nur Marx hat eindeutig erkannt wie das Kapital entsteht. Es entsteht initial durch Arbeit, bzw. durch Arbeitszeit als Ware. »
Denkfehler
Das war zur Zeit von Karl Marx so und das ist in der Realwirtschaft teilweise auch noch so. Das Kapital, das uns heute fertig macht, entsteht aber NICHT in der Realwirtschaft, sondern als Kredit im Interbankenmarkt für's Zocken im globalen Finanzmarkt, für's Hochfrequenzzocken, und die Gewinne der Geldschöpfer sind gleich eingerechnet, also mit geschöpft – schlau was!!!
Der globale Finanzmarkt ist etwa 10 mal so groß, wie das gesamte GEP (Global Earth Produkt) aller Staaten; zumindest war das so um 2010 noch so, heute wird das größer sein.
«Aber dann ist nichts gewonnen. Warum? Solange der Kapitalismus als Prinzip aus Arbeitszeit Kapital und Herrschaft generiert, ändert sich nichts.»
Du argumentierst aus der Position von Scheißarbeit, zu der jemand gezwungen wird, um sein Leben zu fristen – z.B. gezwungen durch Hartz4, das die Schröder*Bande hier eingeführt hat und das Macron in F auch einführen will.
Der meiste Müll, den «du» jeden Tag auf dem Grabbeltisch findest, ist bereits maschinell hergestellt, bei Mode ist das noch nicht so üblich, kommt aber auch im weiteren Verlauf von Industrie/Arbeit 4.0 und macht die fleißigen Billiglöhner arbeitslos.
Ich gehe davon aus, daß ein Grundeinkommen die Existenz sichert und eine Scheißarbeit (z.B. Artikel für Zeitungen des Mainstreams schreieben) teuer bezahlt werden.
Für dich ist die Herkunft des Geldes (nach Marx) in der Produktion.
Das ist falsch!
Das Geld zirkuliert zwischen Bank (Geldschöpfung), Kapitalistensäuen (Kreditnehmern), Arbeitnehmern (Erwerbseinkommen), Privathaushalten (Konsumausgaben), Einzelhandel (auch wieder Kapitalistensäue), zurück zu den Kapitalistensäuen in der Produktion, im Transport, in der Bank, in der Versicherung, in der Wohnungswirtschaft und zum Staat.
Wenn du die gesamte Gütererzeugung von Waren und Dienstleistungen einmal nicht durch die marxistische Ideologenbrille anschaust, stellst du fest, daß dies ein Kreditgeschäft ist, das erst mit dem Verkauf der Güter gedeckt wird. Folglich wird das Geld durch den KostenTräger beim Verkauf erzeugt. Gehen wir einen Schritt zurück in dem Kreislauf, dann ist auch die Arbeit eines Arbeitnehmers ein Kreditgeschäft, der seine Arbeit und sein Können einen ganzen Monat kreditiert, bis das dafür mit dem Erwerbseinkommen ausgeglichen wird, der Arbeitskredit vom Arbeitgeber getilgt wird.
Wir haben also sehr viele Quellen in diesem Kreislauf und nicht nur eine einzige beim Maloochen. Wenn wir aber mehrere Quellen des Geldes haben, der Erste nennt das Erwebseinkommen, der Zweite nennt es Ertrag, der Dritte nennt das Steuern, der Vierte nennt das Zins&Tilgung, der Fünfte nennt es Miete, der Sechste nennt das Sozialtransfer, dann können wir an jeder einzelnen Stelle Geld schöpfen.
hallo Heinz, ich denke darüber, Geldsystem etc., haben wir uns schon des öfteren unterhalten. Bin also auch mit deiner Sichtweise einverstanden bzw. den Teil der Wirklichkeit sehe ich auch und das weißt Du wahrscheinlich ja auch. Man kann eben nicht alle Aspekte in einen Kommentar packen, und das ist auch gar nicht notwendig.
Was mich irritiert ist Deine "marxistische Ideologenbrille" , die Du mir unterschieben willst. Wo nimmst Du das her? Ich sagte : "Nicht nur Marx ...". Es geht um eine Systemkritik, die mit Marx wirklich nicht viel zu tun hat, aber dennoch die historische Fortführung dessen ist, was Marx einmal abeobachtet hat. Er gehört dazu wie andere Philosophen auch ... Das hat ja nix mit Ideologie zu tun, sondern eben mit Empirie. Und Marxismus ist noch mal was ganz anderes, tatsächlich ein Ideologie, weißt Du ja selbst.
Was stört Dich also?
Wenn ich sage, dass ich auch mit Deiner Beschreibung einverstanden bin, dann ändert das leider nichts an der Wirklichkeit derer, die unter erbärmlichen Verhältnissen leben und arbeiten müssen, selbst in den kapitalistischen Kernländern. Es ändert nichts an dem Zwang, an der Unfreiheit, an der Entwürdigung, nichts an der ökonomischen Abhängigkeit ... usw. Das alles hat an sich erstmal nichts mit der Entstehung des Geldes, dem Geldkreislauf, der Geldschöpfung etc. zu tun. Die ist wie gesagt der Kapitalherrschaft als ”Perpetuum mobile” auf den Leib geschneidert und entwickelt sich, wenn auch mit gewissen Anpassungsschwierigkeiten, weiter zu Gunsten dieser Kapitalherrschaft. Es hat also was mit der Herrschaft zu tun, dem Machtmissbrauch, wenn Du so willst, dass alle in relativer Abhängigkeit leben und für wenig geld arbeiten müssen. Dass das von der reinen Leistung und Fähigkeit der Technologie her längst nicht mehr nötig wäre, ist doch jedem klar…, der halbwegs hinschaut.
Gerade deswegen ist aber das BGE eben keine Lösung, denn damit bekommt man logisch die Herrschaft nicht in den Griff, weil diese erwiesenermaßen nur das praktisch umsetzt und fördert, was ihrem Erhalt dient. BGE kann unter dem Gesichtspunkt keine soziale Revolution sein. Zudem ist meine Kritik daran hauptsächlich auf den Punkt gerichtet , dass es eben Augenwischerei ist, den status quo allenfalls aufrecht erhält nach dem Motto: dann wird es wenigstens nicht noch schlimmer. Doch wird es. Seitdem ich denken kann werden uns Reformen verkauft, die letztendlich nichts verbessert haben. Das BGE fördert nicht die Eigenverantwortung, die Selbstständigkeit im Denken und handeln, nicht die ökonomische Unabhängigkeit etc.
Wenn man alle 5 gerade sein ließe, dann könnten man sagen, dass der Bürger mit dem BGE für den Teil des Lebens in der Gesellschaft bezahlt würde, der heute vom Kapitalismus quais als unbezahlte Arbeit vorausgesetzt wird. Ich meine so Sächelchen wie Kinder- und Altenbetreuung , überhaupt soziales Verhalten, Solidarität, Hilfe- und freiwillige Leistungen jeder Art, auf der die Gesellschaft eigentlich basiert und auf die der Kapitalismus nicht nur parasitär aufsetzt, sondern ohne die er gar nicht existieren könnte. Das zu bezahlen wäre zwar tendenziell gerechter, aber keine qualitative Verbesserung der Gesellschaft selbst. Der mMn untergehende Kapitalismus würde damit nur noch ein wenig länger am Leben erhalten . BGE ist wie ein Tropf, an den sich längst Entmutigte und Entwürdigte anscheinend gerne hängen wollen, damit sich ja nix ändert. Der unausweichliche Umbruch zum Postkapitalismus und die damit einhergehenden Probleme sind aber nur aus der Sicht der Pseudobesitzstandswahrer wirklich furchteinflößend. Weil die nicht sehen , dass die gesellschaftliche Basis auch in der Krise funktioniert und die meisten Probleme aus der Tatsache erwachsen, dass man den Umbruch zu verhindern sucht.
Alte Surfer Weisheit : Wer sich gegen die Welle stemmt geht darin unter. Die Tendenzen sind günstig für eine neue Gesellschaft, wenn Du mich fragst. Das BGE ist dabei aber nur ein peinliche Fata Morgana, wie so vieles im akuten Wahnsinn, oder eben neoliberales Helikoptergeld. Wo es doch so einfach ist es zu erzeugen.
Lebendige Fische schwimmen gegen den Strom,
nur tote mit ihm.
Eine Veränderung der ökonomischen Verhältnisse ist überfällig, nur waren die ersten Versuche im letzten Jahrhundert keine wirklichen Veränderungen. Da folge ich Immanuel Wallerstein. Nur wird die ökonomische Basis einer anderen Gesellschaft sich überlegen müssen, wie sie die Verteilung in komplexen Gesellschaften organisiert. Da sehe ich das Grundeinkommen nicht als Fata Morgana, sondern als eine pragmatische Methode zur Verteilung von Zahlungsmitteln. Denn irgend eine Methode zur Verteilung braucht jede Gesellschaft, wenn sie eine Minimalgröße überschreitet und die Austauschmethoden anonym werden.
«Das BGE fördert nicht die Eigenverantwortung, die Selbstständigkeit im Denken und handeln, nicht die ökonomische Unabhängigkeit etc. »
Auch ein Grundeinkommen hat mehrere Seiten:
1. WirtschaftsLiberal (nach angebotsorientierter Politik) geht das Grundeinkommen ins Minimum (wie bei Hartz4) und minimiert damit die Kaufkraft.
2. WirtschaftsSozial (mit nachfrageorientierter Politik) geht das Grundeinkommen ins Optimum und steigert die Kaufkraft.
3. Mit der automatisierten Industrie/Arbeit 4.0 fallen viele Arbeitsplätze weg, die Güter (KonsumMüll) können billiger angeboten werden, finden aber nur einen Absatz, wenn sie auch bezahlt werden.
4. Die frei gewordene Zeit kann kreativ genutzt werden, um (kostenlos) Artikel zu schreiben, oder selbst Dinge herzustellen, die in ein Erwerbseinkommen verwandelt werden können.
5. Nicht einmal das Argument einer «SozialDividende» für die gesellschaftliche Arbeit, die bisher unbezahlt blieb, ist für ein Allgemeines Grundeinkommen für ALLE notwendig, das ist kapitalistisch gedacht; pragmatisch ist das Grundeinkommen eine Verteilung von Zahlungsmitteln (bisher ist das Schuldgeld ein Schneeballsystem).
6. Was sich gesellschaftlich verändern muß, sind die Eigentumsverhältnisse großer Vermögen, die sich damit Macht kaufen können. Da wird zu definieren sein, wie persönliches Eigentum zu differenzieren ist zwischen klein und groß.
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PS: Die «marxistische Ideologenbrille» basiert allein auf deiner Aussage der Geldquelle durch Arbeit, mehr nicht. Da hat sich Karl Marx schlichtweg geirrt, ebenso, wie bei seiner Wertlehre, die keinen Grenznutzen enthält. Werte die Brille als Scherz bitte.
Lieber Heinz, alles was Du hier schreibst ist schön und gut und ich verstehe es natürlich auch. Es ist aber erstmal Theorie, Idealismus, Optimismus, Wunschdenken, nenn es wie Du willst.
Ich persönlich bin heute weder Optimist noch Pessimist. Daher ist es richtig , wenn Du oben schreibst : "... das ist kapitalistisch gedacht ...". Denn um Realist zu sein, versetze ich mich in die Situation der Mächtigen. Die denken nun mal kapitalistisch und sie bestimmen mit dieser Denke leider die Situation.
Deine ganzen Argumente sind natürlich rein rational gesehen ok. Aber die Vernunft ist nicht das Maß der Dinge, sonst wären wir nicht da wo wir sind. Und dann sind wir zwangsläufig an deinem letzten Punkt n° 6, der faktisch nur meinen Kommentar resümiert. Und an diesem Punkt kann ein BGE nicht ändern. Und bevor der nicht geklärt bzw. geändert ist und also tatsächlich demokratische Verhältnisse mit allen Implikationen und Optionen herrschen, wird es ergo kein BGE geben. Und danach, wie immer das auch zustande kommen sollte, wird das BGE eine Option von vielen sein können, aber nicht zwingend notwendig sein, oder gar die einzige Lösung…
Fazit ist, dass daher mit dem BGE eine Menge Energie verdaddelt wird , die besser für Deinen Punkt 6 verwendet werden könnte.
Stimmt schon, daß dies erst einmal Idealismus ist, der die Möglichkeiten eines Grundeinkommens auslotet. Als Methode muß das praktisch funktionieren und dafür sind die Träumereien gut, sie sortieren Modelle aus, die nicht funktionieren oder nicht gesellschaftskonform.
Mit sem Stichwort: «gesellschaftskonform» ist eine Gesellschaft gemeint, die wir heute nicht haben, weil die politischen «Treuhänder*Innen» nichtn die Gesellschaft vertreten, sondern ihre eigenen parteispendengesteuerten Parteiinteressen.
Diese Zusammenhänge am Beispiel des Grundeinkommens und des real existierenden Arbeitszwangs mit Hartz4 darzustellen und einem Zeitung lesenden Publikum bekannt zu machen, das sich auf das Blättle mit den großen Buchstaben beschränkt, ist der Mühe schon wert.
Selbst werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in den Genuß eines Grundeinkommens kommen.
Wenn wir schon mal beim Punkt 6. sind:
«Von welchem Modell einer demokratischen, sozialen und wirtschaftlichen Gesellschaft träumst du?»
Im Wesentlichen ist das BGE, so es keine Mogelpackung-Beruhigungspille ist, nichts weniger als eine Revolution in Altrosa-Mittelblau statt Blutrot.
Der aufgeklärte Unternehmer, seis im deutschen Mittelstand oder in Silicon Valley, der das BGE unterstützt, träumt davon, dass es ihm/ihr genauso gut gehen würde wie jetzt, nur dass alle ein BGE hätten. Diese Rechnung geht aber nicht auf.
Wie @Heinz schon öfter schrieb, bräuchte man ca. 50% des BIPs (minimal 40%, Stichwort Mogelpackung) für das BGE von um die 1000-1200 €. Der Staat muss aber auch sonst arbeiten: Universitäten, Polizei, das Veterinäramt usw. Rechnet man hierfür nochmal 20% des BIPs hinzu, wäre man bei einem Gesamtsteueraufkommen von mindestens 60% gegenüber heutigen 40% (je nachdem, ob man die Krankenversicherung einbezieht oder nicht. Würden die reinen BGEler ihre KV selber zahlen, bliebe nicht sehr viel für das Sonstige übrig.)
Geht man also realistischerweise von 60% +/- 5% aus, so müsste die Wirtschaft sich dazu äußern, wie man diese bis zu 65% herstellt. Der "Normalbürger" ist weitgehend ausbesteuert, zudem würde eine massive Anhebung den ganzen Sinn des BGE konterkarieren. Also die Vielverdiener, die Unternehmen, die Erben. Die gesamte Steuerdiskussion würde vom Kopf auf die Füsse gestellt.
statt marx irriger-weise schlichtheit vorzuwerfen,
empfehle ich:--> marx-forum.de: revenue.
Danke für den Hinweis; du könntest aber schon mal einen ordentlichen Link setzen.
Im besagten Kommentar hatte ich auf eine Behauptung von IDOG geantwortet und nicht gleich das ganze Theoriegebäude von Karl Marx durchforstet, in dem durchaus mehrdeutige Aussagen enthalten sind.
Mein Modell zum Grundeinkommen sieht eine Verteilung des Volkseinkommens vor, nicht des BIP. Wenn z.B. ALLE Einwohner (vom Baby bis zum Senior) ein grundeinkommen bekommt, kann auch jeder seine eigene Krankenkasse bezahlen. Dabei werden die Beiträge sehr viel geringer, weil keine Mitversicherten die Beiträge verzerren.
Lieber iDog,
vielen Dank für Ihre Nachfrage. Ich komme nicht immer dazu alle Kommentare zu beantworten, selbst wenn ich Sie verstehe.
Ich kann Ihre Perspektive nachvollziehen und gebe Ihnen in Teilen recht. Das BGE schafft weder den Kapitalismus ab, noch beendet es, wenn es nur in Deutschland eingeführt würde, die Externalisierungsgesellschaft. Die Frage die ich mir stelle, bei der Fülle der Probleme die es auf der Welt zweifelsohne gibt, an welcher Stelle fange ich an zu bohren, bzw an den Hebel den ich habe anzusetzen.
Ich habe mich für einen Fokus auf das Grundeinkommen entschieden, nicht weil ich andere Dinge nicht wichtig finde, sondern weil ich so meine Möglichkeiten effektiv einsetzten kann. Eine Konzentration auf das eine ist somit immer auch eine Ablenkung von etwas anderem.
Ich halte das BGE für eine wirksame Maßnahme, realpolitischer als manch andere Utopie die ich mir wünschen würde. Allerdings nicht für ein Allheilmittel. Wenn schon eher ein Boden auf dem man die anderen Dinge mit einem freieren Kopf besser lösen kann.
Die Herschaft des Kapitals die Sie beschreiben, kann ich nicht von der Hand weisen. Würde ich Ihren Überlegungen aber bin zum Ende folgen, folgte daraus: NICHTS. Denn dann würde ich aus dem Glauben der Unterlegenheit resignieren. Und deswegen folge ich lieber dem Gedanken von Erich Fromm und verfolge ein Ziel, das ich zwar für schwierig halte, aber eben doch nicht für komplett unrealistisch.
Ich hoffe damit Ihre Frage beantwortet zu haben. Ansonsten können Sie auch gerne auf meinem Blog kommentieren (blog.baukje.de) weil die Antworten hier manchmal untergehen in sich ergebenden Diskursen untereinander.
die herrschaft des kapitalist. systems heutzutage
beschreibend verstehen: kein klacks.
es ist ein system, das nicht nur bedrückt, sondern
gefügigkeit organisiert und diverse hoffnungen ausbeutet.
das wissen darum so verbreiten, daß es gewicht bekommt: mühsam.
aber allemal besser als un-ausgegorene rezepte zu propagieren,
die zwar ungedulgige faszinieren,
ihrem handlungs-drang entgegen-kommen.
aber in ent-mutigung enden.
Grober Fehler meinerseits, stimmt :].
Sieh's mal so: Bafögsatz ca 750 + KV + RV. Mit 750 kann man in einer Großstadt so gerade mal rum kommen. Alles was ich sagen wollte war: die Befürworter auf der Unternehmensseite wissen nicht, was sie da fordern bzw. fordern eh Bürgergeld oder derartiges.
Hab mich mal schlau gemacht bezüglich "Staatskonsum" aka die Staatsausgaben, die nicht umverteilt, sondern direkt ausgegeben werden: um die 15-20%.
In D z.B.:
- Unis, Schulen
- Hilfen für Nahverkehr, Kultur, Umweltschutz
- Sicherheit, Militär
- Behörden u. Verwaltung
Das meiste davon ist nur reduzierbar in einer "Lindner-Welt", die entweder eine Fantasie oder ein Horrorszenario ist.
Es ist der alte Traum von der "Pareto-Optimalität", also dass es niemandem schlechter geht, aber mindestens einem besser.
Man bräuchte eben eine breite Zustimmung zum BGE, dann würden die Gewinner verstehen, dass sie etwas abgeben müssten, damit "det janze" auch weiter laufen kann. Sowas verkauft sich nicht allzu gut, siehe Badewannen-Prinzip "ist doch noch fast warm"
"Die Herschaft des Kapitals die Sie beschreiben, kann ich nicht von der Hand weisen. Würde ich Ihren Überlegungen aber bin zum Ende folgen, folgte daraus: NICHTS."
Das ist glücklicherweise nichtso, denn ein kritisches Engagement für die notwendigen Schritte hin zu einer faktisch demokratischen Situation und daher auch erst zu der Option BGE sind ja durchaus auch längst existent und werden gleichermaßen gedacht wie etwa die Theorie eines BGE. Der Unterschied ist, dass dieses systemkritische Denken in Bezug auf eine antiautoritäre und nicht hierarchische Gesellschaft eine sehr viel längere Geschichte hat als das BGE udn über mehr Erfahrungen Verfügt, selbst wen man es auf das moderene Herrschaftssystem des Kapitals beschränkt. Diese engagement ist über 2500 Jahr in Quellen unserer Zivilisation belegt angefangen von Demokrit und Epikur bis, wenn sie wollen, zur Frankfurter Schule und aktueller postmarxscher und materialistischer Philosophie wie sie zB. von Kurz , Holloway oder Onfray gedacht wird. Es ist genau derselbe politiche Kampf den Sie mit dem BGE führen. Er bezieht sich aber auf Ursächliches anstatt auf Phänomenales.
Dafür müsste man erstmal klären, was "schlechter gehen" heißt. Nur weil jemand weniger Geld oder vielleicht auch weniger Macht hat, muss es ihm ja deswegen noch nicht schlechter gehen. Ich zum Beispiel finde es einen wichtigen Aspekt zu gucken, dass wir ALLE etwas davon hätten, in einer Welt zu Leben in der es ein Grundeinkommen gäbe. Auch für diejenigen, die dazu etwas finanzielles beisteuern müssten. Ich selbst zumindest möchte nicht mehr Geld auf meinem Konto, sondern weniger Armut im meinem Umfeld. Und weniger Krankheiten. Und weniger Ängste. Und weniger Gewalt. Das Grundeinkommen würde nicht alle Probleme lösen, aber es könnte einen Teil dazu beitragen.
Rechne noch mal nach!
Inlandsproduktsberechnung
Mein Traum ist eher schmal. Er beschränkt sich auf tatsächlich demokratische Verhältnisse. Das sind die, die die Herrschaften immer schon abgelehnt haben und die herrschaftskonformen Philosophen seit Platon rigoros ablehnten und noch ablehnen, um Herrschaft zu legitimieren. Mit anderen Worten : Wenn Demokratie praktiziert werden kann, wird sich eine Gesellschaft selbst definieren können. Wie das Ergebnis aussehen wird, kann keiner vorher sagen. Auch ich selbstverständlich nicht. Und ich will es eigentlich auch nicht. Schon allein, weil keiner die Situationen des Umbruchs, der nicht gerade sanft sein wird, antizipieren kann. Es ist nicht möglich zu wissen welche Schritte dann die wichtigsten sein werden ...
Wo ich wie gesagt ganz mit Dir übereinstimme ist der Punkt der Eigentumsverhältnisse und damit der des sehr herrschaftskonformen juristischen Konstrukts des Eigentumstitels, der die Basis der Kreditgeldwirtschaft ist.
Andererseits ist ohne Glauben (an eine Idee), weil nicht jeder alles wissen kann, oder besser Vertrauen und die entsprechende Selbstkontrolle nichts möglich. Alle Kulturen und Zivilisationen basieren auf einer Idee, einem Glauben. Wie die Idee der hierarchischen Gesellschaft über den Monotheismus zu einer Zivilisation wurde, wissen wir alle. Wie diese Idee demontiert wurde auch. Wir sind heute in einer Situation, in der der tragende Glaube, der an Eigentum, Geld, Wachstum, Kapital etc. an die Grenzen seines Absolutheitsanspruchs zu stoßen scheint. Es ist aus historischer Sicht nicht anzunehmen, dass er nicht auch untergehen wird. Es ist an uns allen einen neuen Glauben, eine neue Idee zu definieren. Es stehen divers Ansätze seit Jahrzehnten in den Starlöchern, seien sie nun ökologisch , solidarökonomisch , kommunalistisch , basisdemokratisch oder wie auch immer orientiert. Alle diese Tendenzen beziehen sich aber auf ein einziges Problem, eine einzige Bedrohung und das ist die totalitäre Variante des Liberalismus, den dieser vom klerikalen Herrschaftsanspruch geerbt hat und der sich immer deutlicher in der politischen Praxis abzeichnet und Vernunft durch Gewalt ersetzen will. Folglich wäre eine auf kritische Vernunft bezogene Idee, zB. ein empirischer im besten Sinne hedonistischer Materialismus, der ja neben dem Wahnsinn des Herrschaftsanspruchs seit je existierte, eine gute Ausgangsbasis des Denkens und Handelns.
Wenn man das sagt kommen natürlich alle mit einem gewaltorientierten Menschenbild um die Ecke und bezichtigen einen der Naivität. Immerhin ist seit Hobbes der Menschen dem Menschen ein Wolf. Sei’s drum. Schon Epikur ging von einem denkbar einfachen Vertrag - man verträgt sich durch diesen - aus und alle späteren Varianten eines Gesellschaftsvertrags beziehen sich nachweislich auf diesen epikureischen Vertrag. Der Vertrag ist einfach : Ich lass dich in Ruhe und Du lässt mich in Ruhe. Wenn man diesen Vertrag ernst nimmt. kann man in der heutigen Gesellschaft fast nichts mehr so machen wie es gerade üblich ist. Das sollte reichlich zu denken geben. Also sollten wir vor allem denken .... da nämlich herrscht im wahrsten Sinne des Wortes das Defizit.
Hatte das hier gefunden.
Zu deinem Link:
destatis link dritte Grafik von links anklicken
Staatl. Konsum dort 615 Mrd. Wenn man aus deiner Liste
- Soziale Sachleistungen - Monetäre Sozialleistungen
streicht, kommt man auf 632 Mrd, allerdings dürfte bei
- Sonstige laufende Transfers
- Vermögenstransfers
auch einiges verzichtbar sein?
Es ist jedenfalls: viel.
Verweise auf Kommentar v. @iDog: Demokratie heißt v.a. Macht verhindern, Rechte sichern etc.
Geldkonzentration wird aber nicht verhindert, wirkt also antidemokratisch.
Die Frage ist falsch gestellt.
Richtig gestellt lautet die Frage, ob Unternehmen, die - was immer das im einzelnen heißt - der sozialen Verantwortung nicht gerecht werden, keine Mitarbeiter finden, weil niemand für sie arbeitet, weil es ja das Grundeinkommen gibt.
Leute, die mit innerer Kündigung herumlaufen, wird es weniger geben. Leute, die Spaß an der Arbeit haben, mehr. Und deutlich mehr Unternehmen, für die "Employer Branding" mehr ist als Ponyhofbebilderung eines Haifischbeckens.
Genau deswegen fürchtet die angelsächsisch geprägte Wirtschaft das Grundeinkommen wie der Teufel das Weihwasser. Es würde ihre "Unternehmenskultur", die darin besteht, dass dann halt ein anderer den unmenschlichen Job macht, weil machen muss - durchkreuzen.
«vor allem denken .... da nämlich»
Da fällt mir natürlich nix mehr ein; aber hätten drei Punkte nicht auch gereicht?
«Schon allein, weil keiner die Situationen des Umbruchs, der nicht gerade sanft sein wird, antizipieren kann. Es ist nicht möglich zu wissen welche Schritte dann die wichtigsten sein werden ...»
Schon allein wegen dieser unkalkulierbaren Möglichkeiten plädiere ich für eine evolutionäre Entwicklung, mit der Salamischeibe nach Salamischeibe geändert wird. Vor allem ist diese Dumpfbackenpolitik öffentlich zu machen, die vom Polit*Personal betrieben wird, indem die Begriffe geschönt oder mit einer abartigen Form verwendet werden.
-> Also weiter aufklären wie seinerzeit Kurt Tucholsky, der mit der Schreibfeder gegen Kanonen antrat.
Ja, und ich bin sicher, daß noch mehr irgendwo versteckt ist.
Nehmen wir nur die Subvention von 27 Mrd Euronen für die notleidenden Unternehmen – das UnternehmensHartz4.
ff.
oeffentlicher-dienst
man glaubt es kaum, wer alles beim Öffentlichen Dienst ist.
ja, plädieren kann man dafür natürlich. Wer will schon das große Durcheinander ? Aber man sollte bedenken, dass gerde der Kapitalismus und seine ewige Reform genau diese Salamietaktik anwendet und wir alle werden dabei wie die Frösche ganz langsam zum sieden gebracht. Da fragt man sich zurecht, ob der Kessel dabei nicht doch besser einfach umfällt. Was La Boétie mit seinem Duskurs damals eingerührt hat könnte aber auch das Wasser wieder zum Abkühlen bringen. Nur dann müsset sich viele einig sein udn das ist bekanntlich schwer ohne Zwang . Daher wollen wir ja Demokratie. Damit wir darüber reden können, ausführlich.
Im Moment heißt es also schon mal für alle bewegten : nicht mitmachen. Wie auch immer .
«nicht mitmachen» -> Streik
Das tue ich schon lange, steht auch irgendwo im Archiv hier.
Demokratie und ein Dialog darüber war von Beginn an ausgeschlossen; Eine oligarchische Demokratur mit weitgehend demokratischen Wahlen haben wir.
Merken: Um Wahlfälschungen zu vermeiden einen Kugelschreiber mitnehmen!, zugelassen ist immer noch ein weicher Bleistift.
«Bafögsatz ca 750 + KV + RV.»
-> Armutsschwelle: 1.080 Euro (- KV,PV)
Die RV fiele wegen des Grundeinkommens weg; privat kann aus einem Erwerbseinkommen jede Versicherung bezahlt werden und auch ein qualifizierter Vermögensaufbau für das Alter.
Es gibt also durchaus noch Anreize für die Erwerbsarbeit.
Aus der Tabelle Destatis:
BIP (2016 Mrd Euro): 3.134,1
Entstehung Öffentlicher Dienst: +519,0 (das verdient der Staat ja selbst)
Verwendung Staatlicher Konsum: – 615,3
_________________________________________
Differenz: 96,3
Differenz / BIP = 3,1%
Wir sollten den Staat noch mehr selbst machen lassen, dann kostet er letztendlich nichts mehr :-)
Die Alternative
Grundeinkommen Mit dem Bedingungsloses Grundeinkommen werden die Unternehmen aus ihrer sozialen Verantwortung entlassen.
Eingebetteter Medieninhalt
70% Steuern - Warum sie 7 von 10 Tagen für den Staat arbeiten
Ein Versuch zum Einbetten
2. Versuch
also endlich bei der sektiererischen vulgär-ökonomie
der neuen österreichischen schule der national-ökonomie angekommen!
wer nicht im sumpf versacken will:
--> arbeit-wirtschaft.at : lehren und irr-lehren der öst. sch. der nat.
@Heinz bevor hier völlig wild gerechnet wird:
emanzipatorisches GE
berechnet für ca 980 Mrd für ein GE von 1080/Erwachsener und die Hälfte für ein Kind. Davon abgezogen die wegfallenden Leistungen von 120 Mrd ergibt 860 Mrd Kosten.
Es folgen schwierig zu beurteilende Rechnungen, aber das Papier schlägt zusätzliche Besteuerung von ca 310 Mrd für Immobilien, Energie, Luxusgegenstände usw vor.
Das wären beim damaligen BIP von 2500 Mrd um die 12% des BIP.
Heutige Staatsquote: 45% plus die 12 wären 57% (völlig im Groben, aber da in dem Vorschlag das gesamte Steuer- und Sozialsystem geändert wird, kann ich das nicht besser liefern).
Und: der Staat verdient nicht Allzuviel mit Verkauf selbst produzierter Dinge, das meiste sind Steuern (Leistungen des Staates gelten auch als BIP, er kriegt aber kein Geld dafür, außer div. Abgaben und Gebüren.)
Meine Meinung zu den 12%: Viel Geld fließt in irgendwelche Spekulation, Exportüberschüsse usw usw wo nichtmal deren Besitzer das Wegfallen merken würde (zumindest nicht im Alltag, Finanzanlagen kann man ja nicht ins Wohnzimmer stellen). Ob das ausreicht, weiß ich auch nicht. 0% Zinsen sprechen dafür, dass Investitionen in Ich-weiß-nicht-was eh nicht mehr allzuviel bringen.
P.S. In dem Video ist ein Fehler drin: die heutigen Preise sind schon *plus* MwSt, also entweder: 1900 bei heutigen Preisen oder 1200 bei Preisen minus 19%. Dann würde der Döner aber auch 3,60 statt 4,50 kosten. Was stimmt, ist dass man als alleinverdienender Single gut um die 40-50% zahlen kann, ohne reich zu sein :)
Du verwechselst hier meine eigene Meinung mit dem schlichten Versuch ein Video in dieses neumodische Machwerk einzubinden.
In der gesamten Österreichischen Schule ist ein Fehler drin, die tut von Anbeginn an so, als gäbe es keine Gesellschaft sondern nur Ökonomikusse.
Zu deiner Begeisterung für das Modell von Die Linke. Lies mal ordentlich das Konzept durch und sage mir dann, ob «Kinder die Hälfte» wirklich einem Kind/Jugendlichen von 1 bis 16 Jahren gerecht wird, oder ob da nicht wieder einmal der gesellschaftliche Müll bei den Eltern abgeladen wird.
Meine Forderung ist: «Grundeinkommen für ALLE gleich.»
Damit können die Kinder ihre eigene Krankenversicherung bezahlen und evtl. auch einen Beitrag zur Schule und zum ÖPNV.
Die verschränkte Rechnung von Entstehung und Verwendung war ein Scherz.