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bodies don´t lie
ich verreise.
ich verreise also, um zu ermitteln.
es geht um distancen.
um grenzen. (oder nicht ?)
für alle fälle trage ich die kamera bei mir.
umgeben von diskreten pickpockets und doppelagenten fliegen wir zum mars. ich suche ein sympathisches augenpaar. ein obdachloser sitzt hinter mir, im teuren grauen anzug von yamamoto. wir kennen uns doch, sagt er. damals, die haltestelle. ich bin jetzt kein bettler mehr, ich habe glück gehabt, flüstert er, sich zurücklehnend, dann schaut er aus dem fenster und vergräbt sich in eigene universen. keine zeit mehr. -seaten -your- bells, -fast- seaten- your- bells, bell- your- seat- faster, exorbitante erschütterungen, bringen uns in eine missliche lage, ich greife ängstlich zur kamera. schwingungen, verzerrungen, gesichter werden amorph, dazwischen ein bild fest.
morgenland
ein türkisches dorf, der imam singt, gleißendes licht, mit der linken hand den arsch abwischen, der unreinen und mit viel wasser säubern. es gibt keine stöpsel für waschbecken, niemals, frauen binden das kopftuch unterhalb des kinns. wir, sagt die frau, sind dem land zugewandt, nicht dem meer, wie die griechen. störche laufen auf einer großen lichtung runden. panta rei, das 5. element, lernprozess erfolgt aus der bewegung. eine frau verreist nicht allein, behauptet ein kleiner junge.
ich rechtfertige mich, er schüttelt den kopf, das ist die falsche antwort, unsere sprache ist nicht zweckgerichtet. nur schuldige menschen wenden den kopf. ich esse ekmek, schlendere selbstverständlich durch den garten (filmisch), der natürlich exotisch und tropisch ist. hohe luftfeuchtigkeit schrumpft die gedankenwelt auf das inwendige befinden, in einem hermetisch abgeschlossenen raum zu sein, der in wirklichkeit kein raum, sondern ein organisches wesen ist, das gebiert und tötet. die tiefe erdseele öffnet ihren leib mit ausdünstungen nach eingeweiden, vergangenem, patschulimodrig. zauberland, altes land gewaltig, orgiastisch. ich denke an sex. treibhauseffekt. entscheide mich für ein buch. eine schildkröte schabt sich unter meiner hängematte hindurch, warnend, nimm dich in acht, du musst dich entscheiden ... black and red or black and yellow?
schwitzen in der nacht, ein hund meditiert im mondschatten, zykadengezirp dringt durch palmendickicht. eine ärztin setzt mir eine akkupunkturnadel. du bist eine hexe sagt sie.
wir fliegen durch grießpudding mit soße. du musst mehr essen, ereifert sich die ärztin im flugzeug. augenblicklich bin ich in der wüste. gelbe fläche, luftspiegelung. die sonne blutet, versenkt den körper. sand. im sand laufen. das geräusch des voranreibens. reibung. das gefühl für zentimeter und körnung. geradeaus ein gebäude, die pyramide. passiere das schwarze quadrat des sakralen eingangs, mir ist unwohl, weil ich meine zigaretten zu hause vergessen habe. im dunklen gang begegne ich einem mann, der eine befragung über ausländer durchführen will. dann insistiert er, erinnert sich plötzlich, dass er mich mehrmals vergeblich angerufen hätte, in berlin, warum ich mich nie gemeldet habe. ich wehre ihn ab und lande auf einem schiff. seitlich spielt ein saxophonspieler sehr sehr trauriges. fado. fahrtwind, südsüdost. die passagiere starren aufs meer. wir sind griechen, deklamieren sie im chor. im meer treiben unzählige tote kühe. die griechen verziehen keine mine. schweigen. der seewind lässt hoffen und bläst ihnen das haar nach hinten. es riecht nach algen und schmeckt nach salz.
am horizont eine insel. markante umrisse im mittelmeer. ich zoome mich ran, möchte mich ein wenig ausruhen, verweilen, an einem ort, ein haus, ein spielendes kind auf marmorsteinterassen, im zentrum, im schatten. ich ahne, ein trügerisches bild. das kind umgeben von spielutensilien, in die ernsthaftigkeit des spiels versunken. blütenblätter in pink schweben von der üppigen bewachsung hinab, im schlaglicht der nachmittagssonne. die tür vom haus steht offen, rechts und links davor, die wächter, zwei holzstühle mit plastiktüten an der lehne angehängt, und in den plastiktüten sind wiederum plastiktüten. eine frau, aus dem dunkel, in den türrahmen vortretend, ruft das kind. geblendet von der sonne hält sie die rechte hand schützend über die augen. sie spricht mit dem kind und plötzlich zeigt das kind mit dem finger in meine richtung. sie rufen, die worte sind verlorengegangen, logos, logos, abendländischer mensch, fahr zur hölle und bewerfen mich mit steinen. der himmel spaltet sich, es wird schwarz in der mitte, die minoische kultur, die gesamte mythologie aufbewahrt in kleinen behältnissen aus glas, fliegt rechts und links neben mir vorbei. der raum weitet seine flügel. die objektbehälter werden immer kleiner, kleine tabletten liegen vor mir, die stewardess verteilt sie. ich habe das gefühl meine seele verlassen zu haben. ansagen dringen in mein bewusstsein ...
neue welt
flugsstunden, flughöhe, vorhof des seins, halb sieben, die sonne geht auf in texas, ein großes auto, landrover, ein wohnzimmer von auto, klimaanlage an, kassette rein, ich dehne mich aus, bin ein cowboy, wow saids roy orbison. ich bin durstig, den durst löschen mit einer megariesen cola. ein vorort, ein jogger, eine kirche, gospel, polizisten mit cowboyhüten, hochzeit in weiß, die gesellschaft auf einer torte, wie sahnehäubchen, parents auf einem plüschteppich trapiert, orange. deception. noch ein stück torte, dann allein mit dem freund, countrymusic, lebendige worte, rhytmus, schiebefenster auf, how are you? people always friendly. louisianna - texas.
tortillaships auf den tisch. männer mit schlechten zähnen.
männer mit einprojizierter angst. immer eine waffe dabei.
metropolisstädte mit escher-brücken, big highway, autoreifen zerplatzt am straßenrand, strommaste aus holz, fahrt durch die wüste. paranoia im tv.
amadillos, amerika, ein traum, i´d never see it. unendliche weite bis zur ewigkeit reichend, verblüffung aufgeregt sein, narration der straße, konstante verheißung, das gehirn deponiert details auf großflächen, speichert endloses sehen, ich verdaue an einem schier unverdaubaren bild. die urmaterie kollidiert mit der postmoderne.
good luck, take care, much love, tejas, snakes? black and red - get in your bed, black and yellow can ... jeder tag ein abenteuer, sich glücklich wähnen.
erwartungen. weiterfahren. gemächliche ölpumpen auf und ab, snakes? eine ranch, kühe spazieren durchs haus, what the fuck, schreit der cowboy, go to hell, shut the gun, ich habe geschossen, es war leicht. essen gehen, fahren, essen gehen, konversation.
ich habe schlechte manieren, kaufe ein rotes kleid, no name, es gibt keine tauben hier, statt dessen eichhörnchen. abends, aliens, unheimliche lichter in der wüste. agoraphobisch, eine andere art von angst. (kann die täuschung nicht fassen, freund eingeschlossen)
sie wissen es nicht, sie gehen immer nach westen. than you are mistaken.
ich werde in einer kirche gefangengehalten, oder ist es das donald judd museum? ein russe in uniform und geschulterter kalaschnikow befreit mich und schmettert hinterher: der kalte krieg ist aus, dawei, dawei! mir wird ein parasit eingepflanzt, den ich mit auf den mars nehmen soll.
fliegen in die ferne unzähliger formationen, traumgelände, raum des spiels, dechifrierungen, da europa, ruinenland unter uns, ich verstehe nicht. wir sind auf dem mars, die beruhigende stimme der stewardess, sie können sich jetzt abschnallen. mein gott, tatsächlich. der mars.
aber aber, man schüttelt mich wach, ich halte einen marsriegel in der hand. der mars ist längst vorbei, flüstert die stewardess, sie haben den mars verschlafen.
Sylvia John wurde 1960 in Weimar geboren. Ihr Lehrberuf war Wirtschaftskaufmann; sie studierte zwei Jahre Malerei in Leipzig, ist Szenenbildnerin, schreibt und fotografiert.
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