Warum der Lampedusa-Schulstreik wichtig ist

Flüchtlingspolitik Warum der Hamburger Schulstreik für die Lampedusa-Flüchtlinge und eine humanere europäische Flüchtlingspolitik wichtig ist und stattfinden muss. Ein Kommentar

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Man könne den Politikunterricht nicht auf die Straße verlegen, lässt Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde in der Donnerstags-Ausgabe des Hamburger Abendblatts streng vermelden. Tage zuvor hatten Schüler, Auszubildene und Studierende zu einem Schulstreik aus Solidarität mit der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" aufgerufen und einen humaneren Umgang mit Flüchtlingen an den Grenzen der Festung Europa, sowie konkret in der Hansestadt, gefordert.

Der Streik soll am Morgen des 12. Dezembers stattfinden, doch die Schulbehörde ist strikt dagegen und droht mit Vermerken wegen unentschuldigtem Fehlen im Unterricht. In Zeiten, in denen junge Menschen von ihrer Geburt an mit digitalen Inhalten, Geräten und Möglichkeiten zur sozialen Kommunikation und Partizipation aufwachsen, ist jedoch genau dies der falsche Weg. Denn ein Schulstreik auf Hamburgs Straßen ist real und mittelbar, er ist körperlich und verbunden mit einer Hemmschwelle, die gerade in den jüngeren Generationen heute weit verbreitet ist. Die Hemmschwelle vor die Tür zu gehen, um lautstark die eigene Meinung kundzutun und Obrigkeiten zu widersprechen.

Es steht außer Frage, dass das Web 2.0 ein Segen ist, sowohl für Mobilisierung und Verbreitung von Informationen, als auch für Protestformen wie beispielsweise Petitionen. Dennoch und auch das ist kaum zu leugnen, fehlt es dem Netz, wenn es alleine steht, an der Intensität, welche nur beim Protest auf der Straße zu finden ist. Dass die Hamburger Schüler also trotz komfortabler und einfacher Möglichkeiten, die ihnen zweifellos zur Verfügung stehen, den beschwerlichen, körperlichen Weg gehen, sollte daher als ein positives Beispiel und ein Vorbild für demokratisch-politische Partizipation gesehen und gelobt werden.

Dass das möglich ist, zeigt die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Anja Bensinger-Stolze. Laut Ihrer Aussage ist die Gewerkschaft stolz auf die Zivilcourage, die die Schüler mit der Aktion zum Ausdruck bringen. Dieses Lob zeigt in die richtige Richtung. Politikunterricht sollte so emotional und greifbar gestaltet werden, dass die Schüler Lust bekommen sich einzumischen, mitzugestalten und Widerspruch einzulegen.

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Geschrieben von

T Capus

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