Geht es Euch genauso? Ihr engagiert Euch für Leute die aus wirtschaftlicher Not fliehen oder aus Kriegsgebieten und trefft auf ärgerliche Blicke und Kommentare, wenn ihr das den "falschen" Leuten gegenüber erwähnt?
Eine Ursache dafür, scheint mir zu sein, dass das Wort "Flüchtling" zunehmend mit Vorurteilen überladen wird und rechte Gruppierungen, Medien und "besorgte Bürger" die Definitionshoheit an sich gerissen haben. Immer wieder begegnen mir dümmste Ressentiments, etwa dass es sich bei "Flüchtlingen" vor allem um (je nach Vorurteil) junge Männer, radikale Muslime, Ungebildete, Kriminelle, etc. pp. also kurz: Störer des saturierten deutschen Spiessertums handeln würde.
Dabei ist es genau jenes, welches am meisten von Zuwanderung profitiert! Das Demographieproblem Deutschlands ist ja nicht erst seit gestern bekannt. Oder das Unternehmen händeringend Fachkräfte suchen. Es ist also reiner Rassismus, der solche Leute gegen Zuwanderung sein lässt, sie verwenden daher auch das Wort "Flüchtling" in rassistischem Sinnzusammenhang und geben der ursprünglich positiven Bedeutung einen negativen Beiklang der auf die Ablehnung bei Normalbürgern einen verstärkenden Effekt ausübt!
Ich möchte auch nochmal auf die UN-Definition von "Rassismus" verweisen:
"Menschen mit rassistischen Vorurteilen diskriminieren andere aufgrund solcher Zugehörigkeit, institutioneller Rassismus verweigert bestimmten Gruppen Vorteile und Leistungen oder privilegiert andere."
Was anderes als "institutioneller Rassismus" ist es also, wenn man "Flüchtlingen" nicht automatisch alle Rechte von Einheimischen gewährt, Leistungen also gruppenbezogen verweigert? Es sollte aufgeklärtes Selbstverständnis sein, sowas nicht zu tun! Ist es aber nicht. Ein Grund dafür ist eben, dass man überhaupt sprachlich unterscheidet, "Flüchtling" hier, "Einheimischer" dort.
Ich schlage daher vor, das Wort "Flüchtling" zu ersetzen mit "Menschen die bei uns leben möchten" oder "Menschen die Deutschland helfen". Das ist eindeutig positiv und kann auch nicht von rechten Gruppen und Rassisten umgedeutet werden. Erfolgreiche Vorbilder gibt es ja schon, man sagt ja auch nicht mehr "Be*indert*r" (ihr wisst schon, das diskriminierende Wort), sondern "Mensch mit Behinderung".
Vielleicht kann der Freitag hier vorangehen?
Eine saubere, rassismus- und sexismusfreie Sprache sollte uns allen schliesslich sehr wichtig sein!
Ich freue mich auf eine lebhafte Definition (leider kann ich mich erst später beteiligen, ich bin nächste Woche beruflich unterwegs) und erfahre hoffentlich Unterstützung von der Redaktion, damit nicht Rassisten und Rückwärtsgewandte diese zerstören.
Kommentare 1
Das Wort an sich hat bei mir auch schon immer eine innere, aber erst unmerkliche Abwehr ausgelöst. Ich habe gemerkt, dass trotz des Versuches, sich inhaltlich respektvoll mit Menschen die aus ihrer Heimat geflohen sind auseinanderzusetzen (was an sich schon schwierig ist bei dem massiv anders laufenden medialen und gesellschaftlichen Mainstream), mich das reden über "Flüchtlinge" immer wieder in unangenehme Denkmuster zurückgeworfen hat.
Das es eigentlich nicht an dem worüber ich inhaltlich reden will und nicht an den Personen über und mit denen ich rede selbst liegt. Sondern, dass das unangenehme Gefühl, sich doch wieder über andere Menschen zu erhöhen mit dem Wort "Flüchtling" zusammenhängt kam mir erst später. Da mich die englische Bezeichnung "Refugee" im deutschen Sprechen auch nicht besonders glücklich gemacht hat, war ich sehr froh als ich mit der einfachen Lösung "Geflüchtete" bekannt wurde. Diese scheitn mir weitgehend neutral und doch verständlich, zudem lässt sie geflüchtete Person, oder geflüchteter Mensch erahnen. Sie macht den Bezeichneten auch nicht zum dimunitivierten, abgewerteten Objekt (wie Flücht-ling), sondern betont die aktive Handlung der Menschen.
Auch hier nachzulesen: http://www.sprachlog.de/2012/12/01/fluechtlinge-und-gefluechtete/