Wow, europäische Lesbenkonferenz, was ist das. 500 Lesben aus 45 europäischen Ländern hatten sich da im Oktober Wien versammelt, das klingt ein bisschen ... hm, Fragezeichen? Was können die da gemacht haben? Was machen Lesben außer keinen Sex, Katzen, Tee, oh, und heiraten wollen, aber die Schwulenehe ist doch jetzt durch. Also?
Spaßigstes Spiel des Lesbenlebens ist ja eine Art „Ob du wirklich richtig stehst“, nur ohne „richtig“ und mit nur zwei Leuchtfeldern: eins so mehr Ablehnung, das andere so mehr Unsichtbarkeit. So ein Lesbentreffen ist dann quasi das dritte Leuchtfeld, das, bei dem die Tür aufgeht: Workshops, Panels, Party, Stand-up-Comedy, Cruising auf dem Parkplatz, Lesbian* March durch Wiener Innenstadt, dabei gegen Rassismus, Krieg und Kapital skandieren – gab’s alles und ich weiß gerade gar nicht, was stereotyp rüberkommt und was überraschend, weil ich noch real-world-Amnesie habe, sorry.
Vergeht wieder. Zeit-Kommentarspalte lesen, zack, ah, deshalb war main goal der Konferenz ein europäisches Netzwerk, Programm, Tools entwickeln, um lesbische Sichtbarkeit zu stärken. Hört mit dem Outing-Scheiß auf, schreibt da einer, kein Hetero bedrängt andere je so mit seinem Sex, dann wegen Reaktionen rumschreien! Gar keine Ironie, sagt die Erfahrung. Liest sich bloß so ironisch, wenn man von einer Konferenz kommt, auf der der 1. bis 30. Workshop gezeigt hat: Diskriminierung plus Unsichtbarkeit gleich Diskriminierung. Das ist, zum Beispiel, wenn die Gynäkologin denkt, bei deinem Sex werden eh keine Krankheiten übertragen, unwichtig. Wenn in den Medien Männer zu deinen Belangen befragt werden. Wenn 46 Prozent europäische Lesben sagen, sie wollen lieber nicht offen Hand in Hand rumlaufen. Wenn in deinem Land Lesben zwar als Eltern für ihr Kind rechtlich anerkannt werden, aber du als Transfrau dann doch nicht als zweite Mutter, wär aber leicht, sich als Heteropaar registrieren zu lassen, sagen die dann, ganz leicht, bloß: Macht nullkommanull Prozent Sinn. So was.
Die erste europäische Lesbenkonferenz war 1981. Sie fand ein paar Jahre lang statt, 2017 ist das Ewigkeiten her. Mein Tipp für diesmal ist: Es wird weitergehen. Wird weiter lustig, anstrengend, aufregend, noch inklusiver und noch schöner werden. Und in meinem Kopf hört der Gedanke, der beginnt mit „internationales lesbisches Organisieren“ auf mit „und übernehmen dann die Welt“; aber wahrscheinlich erarbeiten wir da noch was Cooleres beim nächsten Mal.
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