Die Mietrebellen - Verdrängung aus der Stadt

Gesellschaft Am 24.04.2014 hatte der Film "Mietrebellen - Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt..." in Berlin seine Premiere.

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Am 11.04.2013 verstarb Rosemarie Fliess in einer Berliner Notunterkunft, nachdem sie zwei Tage zuvor aus ihrer Wohnung geräumt wurde. Dass das passieren würde, war den meisten Beteiligten schon vorher klar, denn Rosemarie Fliess hatte von mehreren Ärzten Atteste, dass sie eine Zwangsräumung nicht überleben würde. Diese Atteste waren aber nichts wert, denn in unserer Gesellschaft geht es nicht um Menschen, sondern es geht um Profit – unterstützt von Richtern, die freilich nur Recht sprechen, aber ob dies immer richtig ist, darüber lässt sich streiten.

Mit dem Tod von Frau Fliess beginnt auch der Film „Mietrebellen – Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt...“, der gestern in Berlin seine Premiere hatte. Aber Frau Fliess ist natürlich nur ein Teil des Films, ein anderer sind die Bewohner von Kreuzberg, die durch steigende Mieten aus ihrem Kiez verdrängt werden sollen. Kreuzberg ist seit einigen Jahren ein Szenebezirk in Berlin, dementsprechend hoch ist auch die Nachfrage nach Wohnraum und dementsprechend hoch ist auch das Potential große Profite zu machen, wenn man nur die alten Mieter, meist Familien von Gastarbeitern, die schon mehrere Jahrzehnte dort leben, vertreiben könnte.

Aber nicht nur Kreuzberg hat diese Probleme, in ganz Berlin werden Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt, weil sie die Profitwünsche der Vermieter einfach nicht mehr erfüllen können. So sollten alte Menschen, die in einem behindertengerecht ausgebauten Haus leben, auf einmal 12,- Euro Miete pro Quadratmeter zahlen, weil eine Förderung der Stadt Berlin ausgelaufen ist. Der Preis pro Quadratmeter lag, mit Förderung, gerade einmal bei 6,- Euro. Es ging also um die Verdoppelung der Miete, was sich viele Rentner einfach nicht leisten können.

In vielen Fällen ist es dann so, dass die Menschen einfach wegziehen, in die Randbezirke von Berlin. Das hat natürlich zur Folge, dass auch hier die Mieten steigen, da eine größere Nachfrage gegeben ist. Doch in diesen Fällen haben sich die Menschen gewehrt. Sie haben sich zusammengetan, sich organisiert, um zu zeigen, dass sie da sind. Dass sie auch Menschen sind, dass sie sich nicht vertreiben lassen wollen und das sie darum kämpfen werden, in ihren Wohnungen bleiben zu dürfen. Und sie haben einiges erreicht mit ihren Protesten, nur leider immer noch nicht genug!

Jeder sollte sich diesen Film ansehen, denn er zeigt, worum es wirklich geht. Er zeigt, warum sich Menschen gegen die Räumung zur Wehr setzen, warum sie nicht einfach gehen und irgendwo hinziehen, wo sie sich den Wohnraum leisten könnten.

All das, was im Film gezeigt wird, passiert in einer Stadt, die von einer angeblich sozialdemokratischen Regierung geführt wird. Die Verdrängung, die gewollt ist, damit die Vermieter möglichst hohe Renditen erwirtschaften können, es gibt sie. Sie ist gewollt von der SPD, die auch auf dem Tempelhofer Feld, wenn dort denn gebaut werden sollte, keine Sozialwohnungen schaffen wird. Genauso ist sie gewollt von den Vermietern und von den neuen Mietern, die sich zwar meist nichts Böses dabei denken, die aber mit ihrer Kaufkraft die ehemaligen Mieter verdrängen. Die mit ihren Eigentumswohnungen die Kieze aufwerten, wodurch die Mieten der anderen Wohnungen steigen.

Nach dem Film ging ich noch ein wenig durch den Kollwitzkiez spazieren und musste mir ansehen, wie an der Strausberger Straße schon wieder günstiger Wohnraum weichen musste, damit dort Luxuswohnungen entstehen können. Die Verdrängung geht also weiter, gefördert durch die SPD, die findet das Arm zwar sexy ist, aber eben nur in den Außenbezirken von Berlin, wo die Touristen die Armut nicht sehen müssen.

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