Flucht und Exodus der humanistischen Empathie

Aus dem Exil der Poesie Mit dem Verständnis der Freude über technisch-digitale Möglichkeiten das Leben so bequem wie möglich zu gestalten, scheint sich die Poesie der Empathie in Luft aufzulösen

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Am 21. September 2019 zeigte das Düsseldorfer Schauspielhaus die herausragende Aufführung des denkwürdigen Theaterstücks, "Fabian oder Der Gang vor die Hunde" von Erich Kästner mit André Kaczmarczyk als Dr. Jakob Fabian, in einer Inszenierung von Bernadette Sonnenbichler, unter der Dramaturgie von Janine Ortiz. Die sehr feinsinnige von Janine Ortiz vorgetragene 45 Min. Einleitung beinhaltet auch das kritische Bekenntnis des Ensemble zum weltanschaulischen Hintergrund in der das Stück seiner Zeit entstanden ist und die Parallelen die bis heute so gefährlich sind.

Aus meiner Sicht eine Jahrhundert Inszenierung, die uns ohne jegliche Theatralik, den Zeitgeist des vergangenen Jahrhundert so nah vor Augen führt, dass es einen schon bis aufs Mark gruseln lässt. Die im Programmheft zu lesenden Interviews bekommen zwei Wochen nach der Aufführung den bitteren Geschmack von Wahrheit unserer Wirklichkeit, während in den Meinungsforen der Medien, fern jeder humanistischen Empathie, auf pöbelnde oder intellektuelle Art und Weise aufeinander losgegangen wird, ohne die Selbsterkenntnis, dass es dies alles so schon einmal gab.

Ein Blick aus dem Fenstern der Wohnung, aus dem Auto, aus der Bahn, aus dem Bus dem Flugzeug oder ein Blick in die aktuellen Nachrichten aus aller Welt von dem Blauen Planeten Erde, ein Urlaubsbild vom Wasser von den Ufern der Bäche, Flüsse und Seen oder von den Stränden der 7 Weltmeer oder vom Deck eines Kreuzfahrtschiff oder ein Bild aus der Sicht der ISS-Raumstation, ferner Sateliten und Sonden aus dem Universum genügen sie uns um festzustellen, sieht aus wie immer oder fehlt die Poesie des Lebens, die humanistische Empathie für Mensch, Tier und Natur.

Es hat den Anschein, dass es jedenfalls was Deutschland betrifft im Großen und Ganzen der Mehrheit der Bürger "da draußen" an nichts fehlt. Dass Deutschland nach dem II. Weltkrieg seine mit Brief und Siegel hinterlegten Ziele bisher nicht erreicht hat, ist menschlich unverständlich aber geschichtlich nachvollziehbar. Dass dieses "Nie wieder darf ......" der deutschen Politik seine Kraft nach 75 Jahren verloren hat, mag verschieden Gründe haben, die den Wandel des denken verhindern, wie die fehlende Abschaffung der Ausbeutungen der Menschen, der Tiere und der Natur oder?

Bis in die Gegenwart hinein die globalen Möglichkeiten zu haben sich den Planeten zum Untertan zu machen, schließt das heutige vorgeblich humanistisch demokratische europäische Denken des grenzenlosen Wachstum mit ein und ist in der Geschichte des Kontinent bis heute seinen traditionellen Wurzeln im kolonialen- Denken und Handeln verpflichtet. Auf mit Worten nicht wirklich zu beschreibenden perfiden Methoden der Politiker werden die Rechte der Menschen, der Tiere und der Natur mißachtet und auf dem Altar der demokratisch legitimierten Ausbeutung geopfert.

Obwohl jeder von den Erwachsenen einmal ein kleines Kind war oder selber Kinder hat, die auch schon Kinder haben, scheinen die Erwachsenen zu vergessen oder mit Absicht zu verdrängen, wie wenig Bedeutung die humanistischen Inhalte der Geschichten, Erzählungen, Märchen oder Fabeln der einst für die Entwicklung des Kindes so wichtigen Kinderbücher, zum Beispiel in Bezug auf das Einfühlungsvermögen in das Leben anderer Kinder die in anderen Kulturen leben, der Liebe zu den Tieren und der Natur aus den, den Kinder vorgelesen Kinderbücher im Alltag noch hat.

Die Flucht und der Exodus der humanistischen Empathie aus dem kollektiven kulturellen Gedächtnis in Deutschland hat vor fast 90 Jahren begonnen und eine endlose Kette von ethnischen begründeten unermeßlichen Leiden nach sich gezogen, von deren humanistischen und kulturellen Verlust an Empathie sich auch das demokratische Deutschland bis heute nicht wieder erholt hat, bezieht es doch 90 % seiner Konsumgüter aus Ländern in denen der Wert des Lebens gering geschätzt wird und sich die deutsche Politik in den Dienst des Wachstums des globalen Kapital stellt.

Rasissmus ist aus meiner Sicht nicht nur andere Menschen aus ethnischen oder kulturellen Gründen zu verfolgen, Rassismus ist es auch das Leben anderer Menschen aus materiellen, geistigen oder intellektuellen Gründen des Gefühls der Überlegenheit, als gering und minderwertig zu betrachten und nur weil sie ärmer schwächer, wehrloser oder weniger gebildet sind, gnaden- und erbarmungslos auszubeuten um sich sozial zu bereichern, was einer eitlen perfiden egoistischen, vorsätzlichen menschlichen Herabsetzung und Erniedrigung der Würde des Lebens des anders denkenden und anders lebenden in seiner Kultur entspricht um sich selber vor dem kulturellen oder sozialen Hintergrund der anderen Menschen zu überhöhen.

Wenn sich also in der deutschen demokratischen Bundesrepublik, das traditionelle koloniale Denken und Handeln verändern soll, wird sich zunächst die deutsche Erziehungskunst dem Thema von Flucht und Exodus der humanistischen Empathie in der jüngsten Vergangenheit und den heute noch wahrnehmbaren Folgen für die Gegenwart des Zusammenleben, in einem ideologiefreien öffentlichen Debattenraum ohne wenn und aber öffnen und den unbequemen Fragen der Medien- und Bürgervertreter stellen müssen.

Nur fern jeglicher Heuchelei von humanistischer Empathie oder des Redens mit zweiter Absicht der eigenen Parteiideolgie oder des lieben Friedens willen, in der Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildungspolitik der Regierung liegen die Chancen auch die neuen geistigen Ziele zu definieren und in das Bildungssystem zu integrieren.

Für das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhaus gab es jedenfalls 15 Minuten stehende Ovationen.

Eine kleine Einführung in die Poesie des Lebens auf einem kleinen Planeten aus der humanistischen Sicht der Kinder, finden Sie in dem Kinderbuch "Der Kleine Prinz" von dem französischen Luftpostpionier Antoine de Saint-Exupéry.

Mir, Shalom, Frieden, Paix, Peace & Love.

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Geschrieben von

Frank Mögling

Mein Thema ist der Artikel 2 des Grundgesetz, das Recht auf die "Freie Entfaltung der Persönlichkeit"

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