Agathe, mir graut vor Dir!

Mord Im Iran wurde eine mutmaßliche Serienmörderin verhaftet. Sie ließ sich bei ihren sechs Bluttaten offenbar von den Kriminalromanen Agatha Christies inspirieren

Die iranische Polizei hat mutmaßlich die erste weibliche Serienmörderin des Landes geschnappt und behauptet, diese habe sich zur Verschleierung ihrer Taten von den Kriminalromanen Agatha Christies inspirieren lassen.

Der 32-jährigen, „Mahin“ genannten Verdächtigen wird nach Angaben der Behörden der etwa 100 Kilometer von Teheran gelegenen Stadt Qazvin vorgeworfen, mindestens sechs Menschen, darunter fünf Frauen, umgebracht zu haben.

„Mahin hat in ihrem Geständnis ausgesagt, sie habe sich Agatha-Christie-Bücher zum Vorbild genommen, um keine Spuren zu hinterlasssen,“ sagte Qazins Staatsanwalt gegenüber Journalisten.

Mit Fruchtsaft eingeschläfert

Mahin, die angeblich auch frühere Morde an ihrem ehemaligen Vermieter und an einer Tante gestanden hat, soll ihre Opfer sorgfältig ausgesucht haben. Vornehmlich konzentrierte sie sich dabei auf Frauen fortgeschrittenen oder mittleren Alters, die sich zum Beten an einen der Schreine der Stadt begeben hatten. Dort habe Mahin sie angesprochen und ihnen angeboten, sie nach Hause zu fahren.

Polizeiangaben zufolge hat die Verdächtige zugegeben, seit Januar vier solcher Frauen in Qazvin ermordet zu haben. Zu den Taten veranlasst habe sie ihr dringender Geldbedarf, der aus angesammelten Schulden in Höhe von circa 18.000 Euro resultiere. Nachdem sie ihren Opfern angeboten hatte, sie zu fahren, gab sie ihnen mit einem Narkosemittel versetzten Fruchtsaft zu trinken. Anschließend erstickte sie sie, um dann ihren Schmuck und andere Besitztümer zu rauben. Die Leichen lud sie dann irgendwo an einem abgelegenen Ort ab. Eines der Opfer wurde, nachdem es das Bewusstsein wiedererlangt hatte, brutal mit einer Eisenstange erschlagen.

An welchen Agatha-Christie-Romanen Mahin sich orientierte, ist nicht bekannt. Christies Romane, die häufig Mörder, die zum Morden Medikamente einsetzen, sowie ungelöste Bluttaten schildern, sind im Iran äußert populär. Die 1976 verstorbene Autorin besuchte das Land mehrfach und machte es zum Schauplatz ihrer Geschichte The House at Shiraz.

Ein banales Verkehrsdelikt

Der Polizeichef Qazvins, Ali Akbar Hedayati erklärte, Mahin leide in Folge von Liebesentzug durch die Mutter an einer Geistesstörung. Ihre Opfer habe sie in ein Gespräch verwickelt, indem sie ihnen erzählte, sie erinnerten sie an ihre Mutter.

Nachdem Mahin so sorgsam darauf bedacht gewesen war, der Polizei immer einen Schritt voraus zu bleiben, hat nun wohl ein absolut banales Verkehrsdelikt die Gesetzeshüter auf die Spur der Mörderin gebracht und zu ihrer Verhaftung geführt.

Die Beamten hatten durch die Untersuchung eines in der Nähe einer der Leichen gefundenen Fußabdruckes erstmals den Verdacht gefasst, bei dem Täter könne es sich um eine Frau handeln. Zu Mahin wurden sie dann durch den Hinweis einer Sechzigjährigen geführt, die von den Morden gelesen hatte und berichtete, aus einem hellfarbigen Renault geflohen zu sein, nachdem dessen Fahrerin ihr Misstrauen geweckt hatte.

Bei der Suche nach einem solchen Wagen wurden die Ermittler durch Akten, denen zufolge die nun Verhaftete kürzlich eine Strafe wegen eines Verkehrsunfalles erhalten hatte, auf Mahin aufmerksam.




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Übersetzung: Zilla Hofman
Geschrieben von

Robert Tail, The Guardian | The Guardian

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