Apple, bedenklich

"Homo-Heilung" Eine App der christlichen Gruppe "Exodus" versprach "Freiheit von Homosexualität". Apple bot sie als unbedenklich an. Nach Protesten ist sie aus dem Store verschwunden

Nachdem das Unternehmen von Aktivisten für die Rechte von Homosexuellen unter Beschuss geraten war, hat Apple in der vergangenen Nacht nun anscheinend eine Application für iPhone und iPad aus dem Sortiment genommen, die "Freiheit von Homosexualität durch die Kraft Jesu" verspricht. Über 146.000 Menschen hatten eine Petition unterschrieben, in der Apple dazu aufgefordert wird, die von der christlichen Gruppe Exodus International sogenannte "Homo-Heilungs-App" aus seinem Store zu nehmen.

Exodus kümmert sich nach eigenen Angaben um Menschen, die mit ihrer homosexuellen Neigung ringen und diese gerne überwinden würden. Die Gruppe propagiert, dass sich der einzelne "durch die Unterstützung anderer und die heilende Kraft Christi" von seiner Homosexualität befreien kann. Die App ziele darauf ab, dem User "ein praktisches Mittel für Männer, Frauen, Eltern, Studenten und Gemeindevorsteher an die Hand zu geben, ihren Glauben mit ihrem sexuellen Verhalten zu versöhnen".

Apple gibt eine 4+

Die App befand sich seit dem 15. Februar im Handel, ist seit kurzem aber nicht mehr erhältlich. Ein Kommentar von Apple zu der Entrüstung, die die App ausgelöst hat, steht noch aus. Das Unternehmen hat eigentlich strenge Regeln für den Umgang mit dem Inhalt von Applications aufgestellt und sperrt regelmäßig Anwendungen, von denen es denkt, sie könnten Anstoß erregen oder gefährlichen Inhalts sein. Exodus allerdings wurde von Apple als 4+ eingestuft – eine Note, die besagt, dass das Unternehmen den Inhalt für unbedenklich hielt.

In dem an Hauptgeschäftsführer Steve Jobs adressierten Petitionsschreiben, das in der vergangenen Woche auch auf change.org veröffentlicht wurde, schreiben die Gegner der App: "Apple toleriert keine Apps mit rassistischen oder antisemitischen Inhalten in seinem Store, gibt aber einer App grünes Licht, die sich gegen schwache und verletzliche Jugendliche mit homo-, bi- oder transsexueller Neigung wendet und die Botschaft verbreitet, deren sexuelle Orientierung sei 'eine Sünde, die das Herz krankmacht' und 'eine Fälschung'. Diese Doppelmoral kann verheerende Konsequenzen nach sich ziehen. Man muss Apple laut und deutlich sagen, dass dies nicht akzeptabel ist."


Die Kritiker riefen nun dazu auf, mit der Unterzeichung der Petition fortzufahren. Nun, da die Anwendung nicht mehr erhältlich ist, schreiben sie: "Bedeutet dies, dass Apple die Exodus-App zurückgezogen hat, wie mehr als 140.000 Kunden gefordert haben? Das ist schwer zu sagen, da es von Firmenseite noch keine offizielle Erklärung gibt. Bis dies geschieht, ist es wichtig, dass wir den Druck aufrechterhalten, damit Apple die Botschaft, dass eine 'Gay-Therapie' im Apple-Store keinen Platz hat, auch klar und deutlich vernimmt."

Zu Beginn der Woche hatte Gary Remafedi, Direktor des Jugend- und AIDS-Projekts und Professor für Kinderheilkunde an der Universität von Minnesota, Exodus vorgeworfen, die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit zur Homosexualität zu verdrehen: Die App "zitiert meine Forschung falsch, um mit ihr die Behauptung zu belegen, Homosexualität sei etwas, das abgeändert werden könne ... Dass meine Arbeit mit der der Ex-Gay-Bewegung und anderen Behandlungsformen, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren, in Verbindung gebracht wird, schadet mir beruflich und schmerzt mich sehr."

Der Minneapolis Star Tribune sagte er, er habe im Laufe der Jahre schon gegen viele Fehlinterpretationen seiner Arbeit vorgehen müssen und dabei in 100 Prozent der Fälle Erfolg gehabt. Auch Apple habe bereits auf seinen Brief reagiert. "Sie sagen, sie gingen der Sache nach. Ich bin mir sicher, dass sie die richtige Entscheidung treffen werden."

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Dominic Rushe | The Guardian

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