Zurück in den Dunstkreis

USA Der 2017 gefeuerte Präsidentenberater Steve Bannon lobt Donald Trump und hofft auf ein Comeback in dessen Team
Ausgabe 29/2020
Bannon (ganz rechts) und Trump im Jahr 2017, lange bevor Letzterer den Ersteren nur noch „sloppy Steve“ nannte
Bannon (ganz rechts) und Trump im Jahr 2017, lange bevor Letzterer den Ersteren nur noch „sloppy Steve“ nannte

Foto: Chip Somodevilla/Getty Images

Er verfügt über glänzende Kontakte zu rechtsextremen Bewegungen weltweit, war Investmentbanker, wurde Vorstand des rechtspopulistischen US-Portals Breitbart News und diente Donald Trump 2016 als Wahlkampfmanager. Dann kam der Sommer 2017, und Steve Bannon musste als Spitzenberater des US-Präsidenten abdanken, nachdem bei White-Supremacist-Protesten in Charlottesville (Virginia) ein Gegendemonstrant getötet worden war. Bei der Bewertung des Vorfalls kam es zum Zusammenstoß mit John Kelly, dem damaligen Chief of Staff.

Danach tat sich Bannon eine Zeit lang dadurch hervor, dass er aufrührerische Konservative bei den Republikanern stützte, die sich Zielen der Trump-Regierung verweigerten, weil die ihnen nicht radikal genug erschienen. Zwischendurch versuchte er vor den Wahlen zum EU-Parlament im Mai 2019 rechtspopulistische Bewegungen in Europa zu fördern.

Gemeinsam mit Trumps früherem Regierungssprecher Jason Miller co-hostete Bannon zudem einen Podcast mit dem Titel Bannon’s War Room, der sich als mediales Nischenangebot für den rechten Flügel der Republikaner verstand. Inzwischen mischen Bannon und Miller heftig mit im konservativen Medienzirkel der USA. Letzterer kehrte sogar als Berater in Trumps Wahlkampfteam zurück und brieft gelegentlich den Präsidenten, der große Stücke auf ihn halten soll. Bannon reaktivierte sich bisher mit geringerem Erfolg, konnte sich kürzlich jedoch über eine Einladung des Senders Fox News freuen, um über die anstehende Wahl zu debattieren und für Trump, der ihn einst verstoßen hat, nur lobende Worte zu finden. „Wenn die Bürger den Unterschied zwischen der Ordnung sehen, die dieser Präsident schafft, und dem Chaos, das den demokratischen Kandidaten Joe Biden umgibt, dann ist die Entscheidung wohl eindeutig, wer dieses Land weiter führen soll. Biden wird es sehr schwer haben, die Leute zu überzeugen.“

Von Bannon nahestehenden Republikanern wie auch von Trump-Insidern ist zu hören, der Ex-Berater habe bisher nicht direkt mit Personal aus dem Weißen Haus gesprochen, eine Rückkehr dorthin stehe nicht an, es sei für ihn „weder eine formelle noch informelle Rolle“ im Wahlkampf vorgesehen – Bannon äußert sich nicht.

Trump mag seinen Podcast

Ein republikanischer Behördenmitarbeiter, der regelmäßig mit Trump spricht, lässt immerhin durchblicken: „Der Präsident mag seinen Podcast.“ Das ist keine unbedeutende Reaktion angesichts Trumps bekannter Neigung, sich von konservativen Medien beeinflussen zu lassen. Die Zeitung Washington Examiner hingegen beruft sich auf Quellen, aus denen hervorgeht, dass Bannon versucht habe, den Republikanern nahestehende Kommentatoren zu einem kritischen Urteil über den Wahlkampfstil des Präsidenten zu animieren. Mehr als ein Gerücht?

In einem Interview für John Fredericks Radio jedenfalls lobte Bannon Trumps kürzliche Tour entlang der Grenzmauer zu Mexiko ausdrücklich. Er könne ihm nur raten, seine Wiederwahl weniger als Kandidat, sondern als Staatschef anzugehen. „Wenn man sich wie der Präsident der Vereinigten Staaten verhält, wie der Präsident der Vereinigten Staaten Maßnahmen ergreift und regiert, dann wird man wiedergewählt“, glaubt Bannon. Nach Ansicht führender Republikaner seien solche Sprüche der Versuch, erneut in Trumps Dunstkreis Fuß zu fassen, zumal der über seinen derzeitigen Wahlkampfmanager Brad Parscale äußerst frustriert sein soll. Für Steve Bannon womöglich eine Chance, bald wieder dabei zu sein.

Als Trumps Wahlkampfmanager inszenierte Bannon 2016 effektvolle Momente wie die Pressekonferenz vor einer Debatte mit Konkurrentin Hillary Clinton. Trump stellte zu diesem Anlass Frauen vor, die Clintons Ehemann Bill beschuldigten, sie sexuell missbraucht zu haben. Während seinerzeit fast einhellig Trumps Niederlage prophezeit wurde, blieb Bannon stets optimistisch und sollte recht behalten. Dann aber musste er nach weniger als einem Jahr das Weiße Haus verlassen. Als kurz darauf Michael Wolff sein Enthüllungsbuch Fire and Fury veröffentlichte, für das Bannon als Hauptquelle diente, beschimpfte ihn Trump auf Twitter als „Sloppy Steve Bannon“ – schmuddeligen Steve Bannon.

Daniel Strauss ist Guardian-Kolumnist

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Übersetzung: Carola Torti
Geschrieben von

Daniel Strauss | The Guardian

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