Bis zum Jahreswechsel war die kleine Gemeinde SeaTac vor den Toren von Seattle nur wenigen Amerikanern ein Begriff. Wer sie kannte, der wusste, dass die Menschen hier den internationalen Airport Seattle–Tacoma am Laufen halten. Heute ist SeaTac in aller Munde. Was sich jüngst dort ereignet hat, zeigt, wie virulent das Thema Niedrig- oder Mindestlohn in den USA augenblicklich ist. Die in Washington D.C. herrschende Lähmung veranlasst immer mehr Bundesstaaten und Städte, in dieser Hinsicht selbst etwas zu unternehmen.
Ende 2013 machte Barack Obama auf das Problem grassierender Niedriglöhne aufmerksam. Sein Vorschlag, das Mindesteinkommen von 7,25 auf 10,10 Dollar zu erhöhen, könnte über 16 Millionen Amerikanern bessere Einkünfte bescheren. Weitere acht Millionen wären indirekt betroffen. Andererseits würden Obamas 10,10 Dollar den Mindestlohn – die Inflation eingerechnet – nur leicht über das Niveau heben, auf dem er sich in den USA vor 45 Jahren befand. Seinerzeit war SeaTac das, was Amerikaner eine typische Mittelschicht-Stadt nennen. Man konnte als Fluglotse, Flugzeugbetanker oder Gepäckabfertiger über die Runden kommen. Diese Zeiten sind lange vorbei.
„Früher ließ sich in Kommunen wie SeaTac gut leben. Heute sind die Leute in dieser Gegend arm. Dort spielt sich im Kleinen ab, was im ganzen Land geschieht. SeaTac rutscht ab“, sagt David Rolf, Vizepräsident der Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union. Rolf hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich in SeaTac etwas ändert.
An jede Tür klopfen
In den neunziger Jahren wurden immer mehr Jobs von den Fluggesellschaften ausgelagert und Leistungen gekürzt. Der Mehrheit all derer, die rund um den Airport ihr Brot verdienten, wurden die Löhne auf unter zehn Dollar pro Stunde herunter gestrichen. 2005 kündigte eine der großen Gesellschaften, die bis dahin in SeaTac operierten, etwa 500 Gepäckabfertigern und ersetzte sie durch Freelancer mit Werkverträgen, denen ein Stundenlohn von neun Dollar genügen musste.
Danach gab es immer wieder Bemühungen der Gewerkschaften, die Arbeiter zu organisieren – alles ohne Erfolg. Man versuchte es mit den traditionellen Formen des Protestes. Demonstrationen, Meetings und Pressekampagnen sollten einen Lohnschub erzwingen. Auch das scheiterte. „Da wir bei den Unternehmen auf großen Widerstand stießen, bedurfte es anderer Methoden“, resümiert David Rolf.
Eine Petition erhielt dann ganz plötzlich so viel Unterstützung, dass auf lokaler Ebene ein Volksentscheid erzwungen werden konnte. Eine Koalition aus Gewerkschaften, konfessionellen Verbänden und Community Groups wollte in SeaTac die Anhebung der Lohnuntergrenze von neun auf 15 Dollar durchsetzen (ausgenommen kleine Firmen). Gewerkschaften auf der einen und die Arbeitgeberverbände auf der anderen Seite kämpften mit einer Vehemenz und Intensität, wie man dies sonst nur aus den Swing States während des Präsidentschaftswahlkampfs kennt. Etliche Millionen Dollar wurden ausgegeben, um auf die Meinung von gerade einmal 12.000 Wahlberechtigten einzuwirken. „Yes! For SeaTac“ – die Befürworter der Erhöhung – klopften im Durchschnitt viermal an jede Tür. Beide Lager wussten – eine Niederlage wird teuer.
Es trafen konkurrierende volkswirtschaftliche Vorstellungen aufeinander, bei denen es wie selten zuvor um das „große Ganze“ ging. Die Theorie des auf mehr Gerechtigkeit fixierten „middle-out“ stand gegen die des „trickle down“ – die von „Big Government“ gegen die Vorstellung des „freien Unternehmertums“. David Rolf formuliert es so: „Wir hatten keine Ahnung, dass wir in unserem eigenen Hinterhof eine nationale Abstimmung darüber abhalten, was Gerechtigkeit bedeutet, und wie es mit der US-Ökonomie weitergehen soll. Aber so war es.“
Überfällige Experimente
Als dann Ende November 2013 ausgezählt wurde, gewann die Ja-Kampagne mit der hauchdünnen Mehrheit von 77 Stimmen. SeaTac schaffte es landesweit in die Schlagzeilen. Das Votum führte dazu, dass im Fe-bruar gut 1.600 abhängig Beschäftigte in Restaurants, Hotels und bei Autoverleihern bis zu 60 Prozent mehr Lohn erhielten. Eine größere Gruppe von Flughafenbediensteten wartet auf einen Entscheid im Berufungsverfahren – es geht um die Frage, ob die Behörden von SeaTac juristisch auch für den Airport zuständig sind. Es ist zwar noch zu früh für ein endgültiges Urteil, bisher aber gibt es kaum Anzeichen dafür, dass die Lohnanhebung zu Jobverlusten geführt hätte. Als ich David Rolf frage, ob er erwarte, dass dieses Beispiel Schule mache, entgegnet er mir: „Das tut es bereits.“ Die Kampagne habe dem Thema Mindestlohn mehr Dynamik verschafft. Diverse Kommunalwahlkämpfe seien davon beeinflusst.
In den zurückliegenden 15 Jahren gab es zehn Referenden zur Anhebung des Mindestlohns auf bundesstaatlicher Ebene – alle wurden gewonnen. 2014 sind in 14 US-Staaten dazu bereits 22 Gesetzentwürfe eingebracht worden. Von zwei oder drei isolierten Fällen zu sprechen, wäre vollkommen verfehlt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu SeaTac erklärte Ed Murray, der neue Bürgermeister von Seattle, er hätte in seiner Stadt gern eine flächendeckende Lohnuntergrenze von 15 Dollar. Er warte noch auf einen Untersuchungsbericht, wie dies am besten zu erreichen sei. San Francisco wiederum hat seinen Mindestlohn zuletzt vor zehn Jahren angehoben – auf 10,74 Dollar. Die Stadtverwaltung dort setzt sich nun für einen Anstieg auf ebenfalls 15 Dollar ein, vorbehaltlich eines Gutachtens, wie dies erreicht werden könnte. In Los Angeles wollen die Stadtverordneten noch 2014 darüber abstimmen, ob der Mindestlohn besonders in Hotels auf 15 Dollar angehoben werden soll. In Chicago läuft gleichfalls eine Kampagne für 15 Dollar, die noch in diesem Jahr zu einem Referendum führen dürfte, das aber nicht bindend wäre. Auch Bill de Blasio, New Yorks neuer Bürgermeister, lässt keinen Zweifel: Er will gegen Armutslöhne vorgehen. Was ihn hindert, ist der Umstand, dass seiner Stadt anders als etwa San Francisco nicht die Befugnis übertragen wurde, ein eigenes Mindesteinkommen festzulegen. Daher muss de Blasio erst den Gouverneur des Staates New York davon überzeugen, ihm dieses Recht einzuräumen.
Diese Initiativen auf Bundesstaats- oder Stadtebene werfen zwei Fragen auf: Wie wirken sich absehbare Lohnsprünge in urbanen Ballungsräumen aus? Und warum entfaltet das Thema gerade jetzt so viel Zugkraft? An Stimmen, die prompt versichern, jeder signifikante Schub beim Mindestlohn werde zum Jobkiller, mangelt es selbstredend nicht. Der Ökonom Arindrajit Dube von der Universität Amherst (Massachusetts) meint hingegen, diese Prophetie halte einer sorgfältigen Analyse empirischer Fakten nicht stand. Und eine jüngst in San Francisco vorgelegte Studie offenbart kaum Folgen für die Beschäftigung: Man konstatierte eine geringere Mitarbeiterfluktuation und moderat steigende Preise. Ob dies ähnlich aussähe, wenn eine Metropole wie Seattle einen Mindestlohn von 15 Dollar einführt, ist damit noch nicht gesagt. „Für eine große Stadt ist das eine Reise ins Unbekannte“, glaubt Dube. Es überrasche ihn kaum, dass einige Städte die Mindestlohngrenzen ausdehnen. „Da Niedriglöhne im Moment überwiegen, sind ein paar Experimente mit höheren Einkünften überfällig.“
Ähnlich äußert sich Jared Bernstein, oberster ökonomischer Berater im Weißen Haus: „15 Dollar liegen jenseits der bisherigen Erfahrungen. Deshalb sind wir uns auch wegen der Auswirkungen weniger sicher. Klug wäre es, die Maßnahmen an ausgewählten Orten auszuprobieren – eventuell phasenweise.“ Mit anderen Worten, nachdem über Jahrzehnte hinweg (!) die Löhne für einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung stagnierten und durch die Rezession ab 2007 sogar fielen, lassen sich die Auffassungen vieler Ökonomen zur sozialen Hierarchie nicht mehr aufrechterhalten. Die große, stets optimistische Mittelschicht schrumpft und ist alles andere als optimistisch. Der Anteil derer, die sich in der Unter- oder unteren Mittelschicht verorten, ist in den vergangenen fünf Jahren von 25 auf 40 Prozent gestiegen. Dies könnte erklären, warum es trotz der lethargischen Politik in Washington so viel Sympathien für einen Abschied vom sittenwidrigen Lohndumping gibt. 76 Prozent der Amerikaner sind laut Umfragen für den Mindestlohn.
Der eingebrochene Lebensstandard ist nur ein Grund für dieses Stimmungsbild. Da die Obama-Administration wie gelähmt wirkt, sehen sich Bundesstaaten und Städte zum Handeln gedrängt. Schon wird von einem „neuen Föderalismus“ geredet. Wenn die Regierung dazu nicht in der Lage ist – ob es um prekäre Löhne geht oder die Infrastruktur – dann nehmen Kommunen die Dinge eben selbst in die Hand. Washington versinkt deshalb nicht in Bedeutungslosigkeit. Obamas Entscheidung, soziale Ungleichheit und Mindestlöhne als Prioritäten seiner zweiten Amtszeit und der Anfang November anstehenden „Mid-term elections“ zu behandeln, stimuliert die Debatte.
Anleihen bei Occupy
Ein weiterer Faktor mit weit verzweigten, in die Vergangenheit reichenden Wurzeln ist der niedrige Organisationsgrad der Arbeiterschaft. Es wird nach neuen Wegen gesucht, deren Interessen zu vertreten. Hört man aufstrebenden Gewerkschaftsführern wie David Rolf zu, dann verblüfft, wie sie ihre Bewegung beschwören, sich „zu erneuern oder unterzugehen“. Was in SeaTac passiert ist, wäre ohne dieses Denken nicht möglich gewesen. In gewisser Hinsicht scheinen die Lohnkampagnen eine Antwort auf die Erfahrungen der Occupy-Bewegung zu sein. Ähnlichkeiten sind vorhanden – der Verzicht auf eine Führung etwa. Vielsagend sind aber auch die Unterschiede: Klar definierte Ziele statt weitschweifiger Statements über die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus. Außerdem gelang es den Mindestlohnaktivisten, sich durch die Referenden politisch Gehör zu verschaffen. Und das zählt, auch wenn dieser Effekt nicht überschätzt werden sollte. Immerhin leben Millionen der prekär Beschäftigten und niedrig Entlohnten nicht in Großstädten, in denen Veränderungen noch am ehesten möglich sind.
Außerdem können zu ambitionierte Lohnerhöhungen auf fragilen lokalen Arbeitsmärkten wirklich Jobs kosten. Die Ungleichheit, die das moderne Amerika prägt, lässt sich ohnehin mit Mindestlöhnen nur begrenzt eindämmen. Dennoch – wer nach Reformdynamik sucht, muss sich von Washington D.C. abwenden. Für den lohnt es sich, den Blick auf Seattle, San Francisco, Chicago, New York oder vormals unbekannte Orte wie SeaTac zu richten.
Gavin Kelly leitet die Resolution Foundation, die sich als unabhängiger Thinktank sozialen Zwecken widmet. Er schreibt seit 2010 für den Guardian
Kommentare 4
Danke. Schön, dass man auch mal so erbauliche Nachrichten zu Kenntnis nahemen darf.)
Hier noch einige Anregungen von den Integralen zum Thema:
Integrale Politik | Breisacherstrasse 43 | CH 4057 Basel | T +41 61 811 39 49 11.01.2012
INTEGRALE WIRTSCHAFT
Kurzfassung der Positionen
Seit den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Marktwirtschaft stark im Interesse der Profitmaximierung und zugunsten des Finanzsektors ausgebaut. Es entstanden daraus problematische gesellschaftliche Entwicklungen wie die Verarmung der Mittelschichten und das Entstehen von Armut trotz Arbeit. Zudem verschlingt ein nicht nach ökologischen Kriterien reguliertes Wirtschaftswachstum die Ressourcen der Erde.
Vision
Wirtschaften dient der Erfüllung des Lebens und ist nicht Selbstzweck. Die entwicklungspolitischen Ziele der Wirtschaft (die derzeit auf Gewinnmaximierung und Massenkonsum ausgerichtet sind) richten sich vermehrt auf die Selbstentfaltung jedes Einzelnen und das Wohlergehen der Gesellschaft und unserer Erde.
Ziel
Integrale Politik möchte den Wunsch nach persönlicher Freiheit mit der Verantwortung für das Gemeinwohl vereinen:
· Der Markt findet ein neues Gleichgewicht zwischen Konkurrenz und Kooperation und orientiert sich neu am Ziel des Gemeinwohls und einer positiven Mitweltbilanz.
· Wirtschaftsentwicklung und Selbstverwirklichung des Menschen basieren beide auf qualitativem Wachstum. Damit nimmt der Verbrauch an nicht erneuerbaren Ressourcen ab und es steigen der Respekt gegenüber ökologischen Aspekten und das Interesse an nicht materiellen Ressourcen.
· Die neue Wirtschaft verhält sich konstruktiv, das heisst verantwortungsvoll gegenüber allen Menschen und der gesamten Mitwelt, qualitätsbewusst, kooperativ und kreativ.
Eine Wirtschaft im Dienst
der Welt –
durch inneres Wachstum
der Menschen
Die Wirtschaftsepoche, wie sie sich seit der industriellen Revolution bis heute entwickelt hat, geht ihrem Ende entgegen. Die Anforderungen an Produktivität und Wachstum entsprechen nicht mehr den heutigen oder künftigen menschlichen Bedürfnissen und den Herausforderungen unserer Mitwelt. Die Wirtschaft wird ihre Aktivitäten in den Dienst der menschlichen Gemeinschaft und unseres Planeten stellen. Die Wirtschaft wird so zu einer wichtigen Grundlage zur Schaffung einer neuen Gesellschaft.
Konkrete Vorschläge
1. Förderung von Unternehmen mit Gemeinwohlbilanzen
Wir unterstützen Firmen und Organisationen, die nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien geführt werden. Wir tun das durch aktive Förderung pionierhafter Initiativen, mit innovativen Bildungsprogrammen und interdisziplinären Forschungsprojekten. Die Triple-Bottom-Line (Planet, People, Profit) kann helfen, den Sozial- und Umweltbeitrag einer Firma zu messen.
2. Entschleunigung der virtuellen Märkte
Haltefristen für Wertpapiere und Finanzprodukte, Besteuerung von Finanztransaktionen (inspiriert durch die Tobin-Steuer) sowie Alternativen zum Zinssystem könnten helfen, eine neue Spekulationsblase zu vermeiden.
3. Banken dienen wieder der Realwirtschaft
Statt der Ausrichtung auf Vermögensverwaltung und Investment banking werden Banken wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen, nämlich mit Kreditvergabe und Dienstleistungen als Wertaufbewahrungsinstitute den Unternehmen der Realwirtschaft zur Verfügung stehen.
4. Lenkungsmassnahmen für nachhaltiges Wirtschaften
Die Preise beinhalten externe Sozial- und Umweltkosten (Internalisierung der Kosten). Ökologische Technologien und erneuerbare Energien werden finanziell und mit Steuererleichterungen gefördert. Giftstoffe und Verschmutzungen werden limitiert und ersetzt.
5. Höhere Konsumsteuern vermindern die Arbeitsbesteuerung
Eine gezielte Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Güter und Dienstleistungen mit einer negativen Sozial- und Umweltbilanz erlaubt eine Entlastung der Einkommenssteuer. Damit werden sowohl ein verantwortungsvollerer Konsum als auch die unternehmerische Kreativität gefördert.
6. Wir sorgen uns gemeinsam um Wasser, Erde und Luft
Die Sicherstellung einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen ist entscheidend zur Erhaltung einer lebenswerten Schweiz und einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Dazu müssen wir, – die Gesellschaft –, uns gemeinsam um die natürlichen Ressourcen kümmern können. Wir möchten diesbezüglich in Betracht ziehen, den privaten Grundbesitz durch ein langfristiges Nutzungs- und Pachtrecht zu ersetzen, das vererbt werden kann.
Mögliche längerfristige Lösungsansätze
· Zur Sicherung der Existenz aller Bürger schlagen wir ein garantiertes Grundeinkommen vor.
· Wir möchten, dass der Begriff «Arbeit» um sämtliche Aktivitäten, die dem Gemeinwohl und der ganzheitlichen Entwicklung des Individuums dienen, erweitert wird.
· Die Einführung von Mindest- und Höchsteinkommen in einem Betrieb und die Beschränkung des Gesamteinkommens pro Bürger schafft eine grössere soziale Gerechtigkeit. Durch diese Verminderung der Einkommensunterschiede wird eine ausgeglichenere Wertschätzung der Arbeitsleistung erreicht.
· Neue Bewertungsmassstäbe (z.B. die Gemeinwohlbilanz) erfordern ein neues Verständnis der Unternehmensführung: Unternehmen werden nach ethischen, sozialen und nachhaltigen Grundsätzen ökonomisch – effizient und effektiv geführt.
· Forschung orientiert sich an inter- und transdisziplinären Lösungsansätzen für eine nachhaltige Gesellschaft.
· Eine Verringerung der Vermögensunterschiede durch entsprechende Änderungen der Vererbungskultur und der Erbgesetze und die Beschränkung der direkten Erbschaft auf ein angemessenes Maximum wird zu einer Erhöhung der Chancengleichheit führen. Ein noch zu definierender Erbenfond könnte geschaffen werden.
Wir freuen uns auf weitere Ideen und Initiativen dazu
Integrale Politik | Breisacherstrasse 43 | CH 4057 Basel | T +41 61 811 39 49 27.04.2011
INTEGRALE ERZIEHUNG
UND BILDUNG
Kurzfassung der Positionen
Dank der Vielfalt privater und öffentlicher Schulen wird es möglich, die überholten Aspekte des heutigen Schulsystems wie Schülerselektion, Konkurrenzverhalten, Leistungsdruck und Kontrolle zu verkleinern und bewusstseinsbildende Themen zu vergrössern. Die obligatorische Schule wird ersetzt durch eine obligatorische Bildung.
Vision
Ein integrales Bildungswesen basiert auf dem grundlegenden Wissen um die Verbundenheit allen Lebens. Es strebt die Entwicklung aller Menschen zur Intelligenz des Herzens an, indem alle Potenziale des Menschen, seine körperlichen, emotionalen, rational-intellektuellen und intuitiv-spirituellen gleichwertig gefördert und gefordert werden. Dies schafft den Raum für eine ganzheitliche Entfaltung zum Wohl des Einzelnen, der ganzen Menschheit, aller Lebewesen und der Erde.
Bildung ist eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft
Ein integrales Bildungswesen zeichnet sich aus
·durch eine wohlwollende Haltung gegenüber den jungen Menschen, die mit grosser Achtsamkeit beim Aufbau ihrer Beziehung zur Welt begleitet werden
·durch die Ermunterung, die individuellen Fähigkeiten zu entwickeln und die je einzigartigen Berufungen zu leben und dadurch ihren Beitrag zum Wohlergehen der Gesellschaft zu leisten
·durch die Berücksichtigung aller Aspekte des menschlichen Lebens, z.B. die Bewusstseinsentwicklung, die Herausforderung der Elternschaft, die Komplexität der menschlichen Beziehungen, das Verhältnis zu Tod und Sterben
·durch Unterstützung und Sensibilisierung der Eltern für ihre erzieherischen Aufgaben
·durch die Verbesserung der Kontakte zwischen den Generationen in Unternehmen und geeigneten Bildungseinrichtungen wodurch die Übertragung der Erfahrungen der Älteren auf die jüngere Generation gewährleistet wird
Ethisch verantwortlich für
die Erde sorgen –
mit ganzheitlich entfalteten
Menschen
Hauptaspekte eines integralen Bildungswesens
1. Die neuen Bildungsinhalte
Die neuen Bildungsinhalte orientieren sich vor allem:
·nach dem individuellen Lebenskontext und der persönlichen Motivation des Schülers
·nach der Vieldimensionalität des menschlichen Seins, die gleichzeitig die biologischen, psychischen, historischen, kulturellen, spirituellen und sozialen Aspekte umfasst und alle ihre Beziehungen untereinander
·nach einem systemischen Wissen, das fähig ist, die Bedürfnisse der Gesellschaft und der Erde zu erfassen
·nach ethischen Grundsätzen, die noch zu definieren sind
2. Die Anforderungen an die Forschung
Die Forschung auf Universitätsniveau definiert sich neu, indem sie interdisziplinäre und holistische Methoden entwickelt, die Evolution unserer natürlichen, sozialen und kulturellen Mitwelt berücksichtigt. Forschung beschränkt sich aber nicht nur auf die Universitäten, Forschung wird schon in der Jugend betrieben.
3. Das Bewertungssystem im Bildungswesen
Die Bewertung der Bildungsfortschritte ist je nach Altersstufe verschieden:
·Schulkinder werden in ihrer Entwicklung begleitet, indem mit ihnen Gespräche in Anwesenheit von Eltern und Lehrern geführt werden.
·Mittelschüler erhalten Bewertungen bezüglich ihrer Kompetenzen und Hinweise auf ihre persönlichen Potenziale.
·In höheren Schulen und Bildungsangeboten für Erwachsene erfolgt die Bewertung gemäss einem europäischen Punktesystem.
4. Die Organisation des Bildungswesens
Die Kantone und die Ausbildungsstätten erhalten die maximal mögliche Freiheit im Rahmen eines eidgenössischen Bildungsregulativs, das die Mobilität zwischen den Kantonen und den verschiedenen Schulmodellen sicherstellt und Minimalanforderungen definiert. Die Verbindungen zwischen Hochschulen, Berufsschulen und der Arbeitswelt entwickeln sich immer mehr. Beide Welten bereichern sich so gegenseitig.
Die ersten Schritte
1.Wir streben eine Grundschule an, deren Selektions- und Bewertungskriterien durch stärkere persönliche Begleitung ergänzt werden und die mehr Rücksicht nehmen auf das individuelle Potenzial des Schülers.
2.Wir unterstützen die Revision des Plans HarmoS in dem Sinn, dass sowohl für Lehrer wie für Schüler ein freier und leichter Übertritt zwischen den verschiedenen Schulsystemen ermöglicht wird.
3.Wir begrüssen die Schaffung und Anerkennung ganz verschiedener öffentlicher und privater Grundschulangeboten und befürworten die Freiheit der Schulwahl für alle.
4.Wir unterstützen Institutionen und pädagogische Initiativen, die Pionierarbeit leisten.
5.Wir helfen mit bei der Vernetzung des Bildungswesens, damit allen Interessierten die Informationen bezüglich neuer Erkenntnisse im Bildungswesen weltweit zur Verfügung stehen.
Wir freuen uns auf weitere Ideen und Initiativen dazu.
Danke an die Autoren von "besser als occupy"
Das Mindestlohn- Experiment von SeaTec muss Schule machen. Auch der Blick auf bekanntere Orte wie Seattle, San Francisco, Chicago und New York zeigt neue Wege für eine neue Wirtschaftsordnung.
Und danke für den Kommentar (1) zum Thema "Integrale Politik"
"Integrale Wirtschaft"
"Integrale Erziehung und Bildung"
Beide Beiträge entsprechen meinen Vorstellungen für eine neue Gesellschaftsordnung. Sie fassen alles kompakt und verständlich zusammen, was ich über diese Themen gelesen habe. Zum Beispiel von Götz W. Werner (unternimm-die-Zukunft.de) oder andere Beschreibungen zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen (BGE).
Was auffällt - In den USA geht die Politik und die Wirtschaft mutig voran. Auch bei uns sind einzelne Unternehmer oft mutiger und zu mehr bereit, als die normalen Bürger.
Darum mein Vorschlag: " lasst uns heute damit beginnen"
1. Schritt
Ab heute nur Parteien und Politiker wählen, die ein BGE unterstützen.
2. Schritt
Ab heute nur Parteien und Politiker wählen, die höhere Mindestlöhne unterstützen.
3. Schritt
Ab heute nur Parteien und Politiker wählen, die "Integrale Politik" unterstützen.
4. Schritt
Firmen und Produkte bevorzugen, welche diese Kriterien und Ziele unterstützen.
5. Schritt
Menschenunwürdige Lebensumstände wie Hartz4-Sanktionen sofort beenden oder stufenweise entschärfen.
6. Schritt
Mehr Demokratie durch mehr Bürgerbeteiligungen und Volksabstimmungen ermöglichen.
7. Schritt
Ab jetzt EuropaNeuDenken für "das gemeinsame Haus Europa"
7. Schritt
Ab jetzt DieWeltNeuDenken für "eine bessere Welt"
Es gibt keinen Grund nicht heute damit zu beginnen.
www.kulturbuendnis.de pro BGE
Hallo,
fürs BGE bin ich auch :)
aber mein Kommentar wird kürzer :o))
Vielen Dank an die Übersetzer, sehr schön, postive Nachrichten, wie diese, gibt es viel zu selten......
Stellt sich die Frage, ob und wie es hierzulande zu einer besseren Organisation der Arbeitnehmer kommen kann, ich plädiere ja für (Online-)Volxübersetzerbüros.......
Unternehmen, die nicht einmal den Mindestlohn zahlen können, sind wirtschaftlich anscheinend am Ende.