Bei Facebook sind Fotos verboten, auf denen Brustwarzen zu sehen sind – „drastische Bilder“ von Tieren hingegen sind erlaubt, zumindest im „Kontext der Nahrungsverarbeitung oder der Jagd wie sie in der Natur stattfindet“. Auch Körperflüssigkeiten dürfen – mit Ausnahme von Sperma – gezeigt werden, solange auf den entsprechenden Bildern nicht auch Menschen zu sehen sind. „Tiefe Fleischwunden“ und „eingeschlagene Köpfe oder Gliedmaßen“ sind ebenfalls in Ordnung („solange keine Eingeweide zu sehen sind“). Leute, die Marihuana konsumieren, dürfen gezeigt werden, „betrunkene oder bewusstlose Menschen“ nicht.
Die seltsame Welt des Systems, nach dem bei Facebook Bild- und Textbeit
d Textbeiträge freigegeben oder gelöscht werden, ist durch einen Leak enthüllt worden, den die Webseite Gawker von der Firma oDesk erhalten hat. An dieses Unternehmen hat Facebook die Moderation von Nutzern gemeldeter Inhalte teilweise ausgelagert. Der Inhalt der Dokumente deutet darauf hin, dass die manchmal willkürlich wirkende Bewertung von Bildern und Posts tatsächlich einem genauen System folgt, bei dem Blut besser wegkommt als Nippel. Dieser flüchtige Blick in die inneren Abläufe des sozialen Netzwerks, das weltweit über 800 Millionen Nutzer hat und kürzlich Pläne für einen Börsengang dargelegte, bei dem sein Wert sich auf bis zu hundert Milliarden Dollar steigern könnte, lässt deutlich erkennen, dass der Internetgigant aus Amerika kommt.Vor einiger Zeit bereits empörten sich stillende Mütter darüber, wie man bei Facebook mit Fotos umgeht, auf denen sie mit ihren Babys zu sehen sind. Inzwischen hat dieser Streitpunkt offenbar Eingang in die „Abuse Standard Violations“ gefunden zu haben, in denen festgelegt wird, was bei Facebook geht und was nicht. Darin heißt es, verboten seien „Stillfotos, auf denen deutlich Brustwarzen oder andere Nacktheit“ zu erkennen seien. Untersagt ist auch die Darstellung „nackter Geschlechtsteile“, „sich unter der Kleidung abzeichnender weiblicher Brustwarzen und nackter Poritzen.“Das Handbuch als BibelOffensichtlich sexuelle Handlungen dürfen selbst dann nicht gezeigt werden, wenn „unbekleidete Körperteile versteckt“ sind; Menschen, die eine „ Toilette benutzen“ und „sexuelle Fetische jeder Art“ haben bei Facebook ebenfalls nichts zu suchen. Darüber hinaus sind Verleumdungen, sowie rassistische Kommentare „jeder Art“ und „Unterstützung für Organisationen und Menschen, die vor allem für Gewalt bekannt sind“ nicht gestattet. Wer „die Folter von Tieren oder Menschen befürwortet, sich daran erfreut oder daran beteiligt ist“, wird gleichfalls gesperrt.Das dreizehnseitige Handbuch, dem diese Beispiele entnommen sind, wird ständig aktualisiert und ist die Bibel für die oDesk-Angestellten. Sie entscheiden über jene Beiträge und Bilder, die sie immer dann per Mail erreichen, wenn jemand bei Facebook den „Melden“-Button drückt. Ein frühere Version dieser Richtlinien war am vergangenen Donnerstag von dem unzufriedenen oDesk-Mitarbeiter Amine Derkaoui an den amerikanischen Blogbetreiber weitergegeben worden. Der 21jährige Marokkaner sagte, er bekomme einen Dollar die Stunde dafür, dass er gemeldete Inhalte begutachte. „Das ist demütigend. Sie beuten die Dritte Welt aus“, so Derkaoui.Gawker berichtete, Facebook zöge durch das Verbot bestimmter Inhalte – häufig solchen mit sexuellen Untertönen – immer wieder die Wut der Nutzer auf sich. Auseinandersetzungen gab es nicht nur mit den „Laktivistinnen“, deren Stillfotos gelöscht wurden, sondern auch mit Kunstliebhabern, die darüber verärgert waren, dass eine Aktzeichnung gelöscht worden war (in den neuen Richtlinien gilt „Nacktheit in künstlerischen Werken“ nun explizit als „OK“, in digitalen Werken oder Comics hingegen ist sie weiterhin verboten). Im April 2011 war ein Bild zensiert worden, auf dem zwei Homosexuelle sich küssten.Ein Facebook-Sprecher sagte: „Im Bemühen, die Millionen von Meldungen, die wir täglich erhalten schnell und effektiv bearbeiten zu können, hat es sich für uns als hilfreich erwiesen, Dritte unter Vertrag zu nehmen, um einen kleinen Anteil der gemeldeten Inhalte vorzusortieren. Diese Auftragnehmer unterliegen rigorosen Qualitätskontrollen. Zum Schutz der Daten derjenigen, die unsere Dienstleistung nutzen, haben wir auf mehreren Ebenen Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Zudem werden, abgesehen von den betreffenden Inhalten und dem Ursprung der Meldung, keine Nutzerinformationen weitergegeben. In der Vergangenheit sind die schwerwiegendsten Meldungen zur internen Bearbeitung weitergeleitet worden; dies wird auch weiterhin der Fall sein. Alle von Auftragnehmern getroffenen Entscheidungen unterliegen umfangreichen Kontrollen. Wir sind kontinuierlich mit der Optimierung unserer Prozesse und der Überprüfung unserer Vertragsnehmer befasst. “Zu dem geleakten Dokument sagte er, es stelle „einen Schnappschuss unserer Standards zu einem bestimmten Zeitpunkt und in Hinblick auf einen dieser Vertragsnehmer dar. Für die neuste Version besuchen Sie bitte unsere Seite mit den Standards der Facebook-Gemeinschaft.“