Dale Farm brennt

Britische Traveller Auf dem Bauwagenplatz Dale Farm waren 86 Gypsy- und Traveller-Familien zuhause. Seit den frühen Morgenstunden wird der Platz geräumt - unter gewaltsamem Protest

Hintergrund: Nach Wochen des Rechtsstreits schlossen sich gestern Abend zum letzten Mal die Tore des Bauwagenplatzes Dale Farm im britischen Essex, auf dem 86 Gypsy- und Traveller-Familien leben. Nachdem am Montag auch das Berufungsgericht in London grünes Licht für die Räumung des Platzes gegeben hatte, verbarrikadierten sich Bewohner gemeinsam mit rund 50 angereisten Aktivisten und Demonstranten auf dem Gelände. Die Farm ähnelte seit Dienstag eher einer militärischen Festung, als einem Ort, an dem einige dutzend Familien mit Kindern zuhause sind. Ein 10 Tonnen schwerer russischer Militär-Truck blockierte den Zugang. Die Umzäunung des Geländes wurde mit Farbbomben und Asbestplatten bestückt. Die Asbestplatten seien ein alter Hausbesetzer-Trick, erklärte einer der Aktivisten, da sie die Räumung aufgrund von Sicherheitsauflagen verzögern würden.

Eine letzte Schlichtung war am Dienstag nach 15 Minuten gescheitert. Die anwesenden Bewohner des Bauwagenplatzes verließen unter Protest das Gespräch, da sie dem Gemeinderatsvorsitzenden Tony Ball vorwerfen, er weigere sich, Alternativen für die Familien zu finden. Diese hatten immer wieder angeboten, das sechs Morgen große Land im Gegenzug für ein anderes Grundstück in Essex zu verkaufen. Kathleen McCarthy, die den Protest anführte, bezeichnete das Treffen als "PR-Stunt".

Ellie Wilkinson von der Dale Farm Solidarity Group erklärte: "Den Bewohner hier wird klar, dass diese Barrikaden alles sind, was zwischen ihnen und der Obdachlosigkeit steht, nun da so viele Rechtswege erschöpft sind."

Richard Sheridan von der Dale farm Housing Association ist der Überzeugung, dass die Räumung auch für den Steuerzahler eine Geldverschendung ist. Er beruft sich auf den Bericht der Commission for Racial Equality' aus dem Jahr 2006 mit dem Titel Common Ground, der davon ausgeht, dass es jährlich 18 Millionen Pfund mehr kostet, die Traveller in England und Wales auf der Straße stehen zu lassen, als ihnen feste Plätze zur Verfügung zu stellen. "Mir tun die englischen Steuerzahler leid. Ihr Geld könnte weit besser ausgegeben werden", so Sheridan.

Übersetzung der gekürzten Fassung eines Textes von Shiv Malik. Hier der Link zum Original.

Die Räumung begann am frühen Mittwoch Morgen. Der Guardian berichtet in einem Live-Ticker über die Ereignisse vor Ort.

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