Das ist nicht Wayne's Welt

Reisen für Reiche Ein englischer Reiseanbieter hat mit einer besonderen Werbeaktion provoziert: Auf seinen Reisen wären garantiert keine Prolls zu finden. Aber sonst ist alles klar?

In einer Werbeemail an 24.000 Leute aus dem firmeneigenen Adressverzeichnis hat der Reiseveranstalter Activities Abroad aus Northumberland zwei Namenslisten aufgeführt – eine mit Namen von Menschen, wie sie einem bei Touren mit Activities Abroad „wahrscheinlich begegnen“ und eine mit solchen, bei denen dies eher nicht der Fall sei. Dies sollte die soziale Herkunftsstruktur des Kundestammes veranschaulichen. Willkommen an Bord, Alice, Charles und Joseph! Britney, Chantelle und Dazza – ihr seid leider nicht eingeladen.

Inspiriert wurde die Aktion durch eine Liste, die die britische Zeitung The Daily Mail im Jahr 2005 veröffentlicht hatte. Aus dieser war hervorgegangen, dass Kinder mit Namen, wie sie vornehmlich in der Mittelschicht vergeben werden, mit acht mal größerer Wahrscheinlichkeit einen gehobenen Schulabschluss machen, als Kinder, die auf Namen wie „Wayne oder Dwayne“ hören. Da also fragte man sich bei Activities Abroad, welche Namen die Mitreisenden bei ihren Urlauben wohl tragen.

Die Reisen wie Husky-Safaris in der kanadischen Wildnis oder Vulkanwandern in Costa Rica buchen jährlich zwischen 3ooo und 4000 Kunden, die dafür ab 2000 Euro aufwärts bezahlen. Bei den letzten British Travel Awards hat das Unternehmen den zweiten Platz als umweltfreundlichster kleiner Reiseveranstalter belegt.

Von einer empörten Kundin auf ihrem Blog wegen der Listenaktion zur Rede gestellt, zeigte Geschäftsführer Alister McLean aber keine Spur von Reue: "Ich habe schlicht und einfach das Gefühl, dass es an der Zeit ist, dass die Mittelklasse für ihre Belange eintritt." Und weiter: "Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich mich als Zugehöriger der Mittelklasse als jemanden bezeichne, der wahrhaft einen Beitrag zu unserer Gesellschaft leistet. Wir haben diesen Newsletter an 24.000 Menschen versand und nur 11 - das entspricht 0,0458 Prozent - haben Unmut über den Inhalt geäußert. Der Rest hat es wahrscheinlich so ironisch verstanden, wie es gemeint war.“

Wenig lustig fand den Einfall des Reiseveranstalters eine Leserin des Blogs, die den Namen Candice trägt, der ebenfalls auf Activity Abroads „Proll“-Liste zu finden ist. Sie verfasste einen bissigen Antwortkommentar: „Ich habe eine eigenes Unternehmen, mehrere akademische Grade, Abitur und die mittlere Reife, habe mehrer Fortbildungen und Lehrgänge mit Prüfung abgeschlossen, spreche Italienisch und Französisch und fahre einen Mercedes. Was sagst du dazu, du Idiot?“

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Übersetzung Zilla Hofman
Geschrieben von

The Guardian

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