Der ganz alltägliche Wahnsinn

Leben im Krieg In den schwer umkämpften Städten der Ostukraine stehen viele vor der Entscheidung: Flucht oder Durchhalten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2014

Die Abenddämmerung ist noch nicht hereingebrochen. Doch in südlicher Richtung verdunkelt ein herannahender Sturm den Himmel. Denis Dragusewitsch und Zhenya Kucheryawaya spielen Anfang Juli mit ihren drei kleinen Söhnen auf dem staubigen, zu ihrem Wohnblock in Slawjansk gehörenden Hof. Als ein lautes Grollen die Luft erzittern lässt, fragen die Nachbarn der beiden scherzhaft, ob es sich wohl um „Donner oder Hagel“ handele – sie spielen auf die BM-21-Hagel-Raketenwerfer an, mit denen die ukrainische Armee die Stadt beschießt. Oft kommen Haubitzen und Mörsergranaten geflogen. „Die Kinder zeigen auf das Badezimmer, wenn es losgeht. Sie kennen sich schon aus“, erzählt Zhenya. Die Familie fliehe während eines Bombardement