Der Idealist

Porträt Kofi Annan ist als UN-Generalsekretär oft an den egoistischen Interessen einzelner Staaten gescheitert. Warum glaubt er trotzdem an die Zukunft der Weltorganisation?
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Wenn man zehn Jahre Generalsekretär der Vereinten Nationen war, ist die Rückkehr in den Alltag der Normalsterblichen gar nicht so einfach. Kofi Annan hat es ernsthaft versucht. Als seine Amtszeit 2006 endete, mieteten er und seine Frau in der Nähe des Comer Sees ein Haus im Wald. Sie zogen sich für acht Wochen in die Einsamkeit zurück – kein Fernsehen, kein Radio, keine Zeitungen, endlich weg vom Getöse und den Problemen der Welt. Nach zwei Wochen begann Annan sich etwas zu langweilen und schlug vor, im nächsten Dorf eine Zeitung zu kaufen.

Sie waren keine fünf Minuten in dem Zeitschriftenladen, da bereute er es schon. Aus einer Ecke blickten immer wieder ein paar Männer zu ihnen herüber. „Oh nein“, flüsterte Annan sei