„Bitte nicht wiederbeleben!“ Dieses Etikett sollte an der Öl-, Flug- und Autoindustrie angebracht werden. Stattdessen sollten Regierungen die Mitarbeiter dieser Unternehmen finanziell unterstützen, während sie die Ökonomie umbauen, um neue Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftssektoren zu schaffen. Gefördert werden sollten vor allem Bereiche, die dabei helfen, das Überleben der Menschheit und der restlichen lebenden Welt zu sichern.
Regierungen können schmutzige Industrien aufkaufen und dahin lenken, saubere Technologien zu nutzen. Oder das tun, was sie so oft fordern, aber doch nie wirklich wollen: den Markt entscheiden lassen. Mit anderen Worten: Sie sollten zulassen, dass diese Unternehmen nicht überleben.
Die Coronakrise ist schon unsere zweite große Chance, die Dinge anders zumachen. Es könnte unsere letzte sein. Die erste Chance, im Jahr 2008, wurde spektakulär in den Sand gesetzt. Unmengen Steuergelder wurden dafür ausgegeben, die dreckige alte Wirtschaft wieder aufzubauen, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Reichtum ja in den Händen der Reichen bleibt. Und auch heute scheinen viele Regierungen wild entschlossen, diesen katastrophalen Fehler zu wiederholen.
Der „freie Markt“ war schon immer das Produkt von Regierungspolitik. Wenn das Kartellrecht schwach ist, überleben ein paar Giganten, während alle anderen in die Knie gehen. Wenn schmutzige Industrien streng reguliert sind, können saubere gedeihen. Wenn nicht, gewinnen die, die immer dem einfachsten Weg folgen. Aber die Abhängigkeit von Unternehmen von der öffentlichen Politik war in kapitalistischen Ländern selten größer als heute. Viele große Industrien brauchen jetzt den Staat, um ihr Überleben zu sichern. Die Regierungen haben die Ölindustrie wegen eines Ölfasses – hunderten Millionen nicht verkauften Fässern Öl, um genau zu sein – in der Hand – genauso wie 2008 die Banken. Allerdings versagten sie damals dabei, ihre Macht zu nutzen, die gesellschaftlich schädlichen Praktiken des Finanzsektors zu beenden und ihn auf die Bedürfnisse der Menschen auszurichten. Den gleichen Fehler machen sie heute.
Die Bürger fragt niemand
Die Bank von England hat beschlossen, die Schulden von Ölkonzernen wie BP, Shell und Total zu kaufen. Die britische Regierung hat EasyJet einen Kredit in Höhe von an die 700 Millionen Euro zu gegeben, obwohl das Unternehmen erst vor ein paar Wochen fast 200 Millionen für Dividenden verschleudert hat: Profit wird privatisiert, die Risiken dagegen der Gesellschaft aufgebürdet. In den USA beinhaltete das erste Rettungspaket rund 23 Milliarden Euro für Fluggesellschaften. Insgesamt ging es bei der Rettungsaktion darum, soviel Öl wie möglich in strategische Erdölreserven zu lenken sowie Umweltschutzgesetze vom Tisch zu fegen und gleichzeitig die erneuerbaren Energien einzufrieren. Mehrere europäische Länder, darunter auch und vor allem Deutschland, wollen ihre Airlines und Autohersteller retten.
Glauben Sie nicht, wenn es heißt, das geschehe in unserem Auftrag. Ein Ipsos-Umfrage in vierzehn Ländern legt nahe, dass durchschnittlich 65 Prozent der Leute wollen, dass beim wirtschaftlichen Wiederaufbau der Umweltschutz Vorrang erhält. Überall müssen die Wähler darum kämpfen, Regierungen dazu zu bringen, im Interesse der Bürger zu handeln – nicht im Interesse von Konzernen und Milliardären, die sie finanzieren und durch Lobbyarbeit beeinflussen. Die demokratische Herausforderung der nächsten Jahre ist es, die Verbindungen zwischen Politikern und den Wirtschaftssektoren zu kappen, die sie in Wahrheit regulieren oder abwickeln sollten.
Selbst wenn Politiker versuchen, diese Anliegen zu vertreten, sind ihre Bemühungen häufig soft oder naiv. Ein kürzlich von einer parteiübergreifenden Gruppe von britischen Parlamentsabgeordneten vorgelegter Brief mit der Forderung, Airlines nur zu retten, wenn sie „mehr tun, um die Klimakrise zu bekämpfen“, hätte in den 1990ern geschrieben sein können. Flugverkehr ist an sich Luft verschmutzend. Es gibt keine realistischen Maßnahmen, die – selbst mittelfristig – daran deutlich etwas verändern würden. Wir wissen jetzt, dass die Emissionshandel-Programme, die die Abgeordneten fordern, nutzlos sind: Jeder Wirtschaftssektor muss Treibhausgase reduzieren. Die Verantwortung von einem in den anderen Sektor zu verschieben, löst also nichts. Die einzige Reform von Bedeutung wären weniger Flüge. Alles, was die Schrumpfung der Luftfahrtindustrie behindert, behindert die Reduzierung ihrer Auswirkungen.
Die gegenwärtige Krise gibt uns eeinen Vorgeschmack dessen, wie viel wir tun müssen, um aus unserem Weg in die sichere Katastrophe auszubrechen. Trotz der enormen Veränderungen, denen wir während der Corona-Pandemie unser Leben unterworfen haben, werden sich die CO2-Emissionen in diesem Jahr wahrscheinlich nur um 5,5 Prozent verringern. Laut einem UN-Bericht haben wir aber nur eine realistische Chance, eine globale Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius oder mehr zu vermeiden, wenn wir in den nächsten zehn Jahren die Emissionen jährlich um 7,6 Prozent senken. Mit anderen Worten: Der Lockdown zeigt die Grenzen der Handlungen des Einzelnen. Weniger reisen hilft, aber nicht genug. Für die notwendige Reduzierung brauchen wir strukturellen Wandel. Das bedeutet eine komplett neue Industriepolitik – von staatlicher Seite entworfen und gelenkt.
Profit darf nicht im Vordergrund stehen
Regierungen sollten ihre Straßenbaupläne aufgeben. Anstatt Flughäfen auszubauen, sollten sie Entwürfe auf den Tisch legen, wie man Landeslots abbauen könnte. Und sie sollten sich explizit einer Politik verpflichten, die fossile Rohstoffe in der Erde lässt.
Im Laufe der Pandemie haben viele von uns begonnen zu entdecken, wie viele unserer Fahrten und Reisen unnötig sind. Darauf aufbauend könnten Regierungen Pläne entwickeln, wie sich die Notwendigkeit der Bewegung von A nach B verringern lässt. Gleichzeitig müsste sie ins zu Fuß gehen sowie Radfahren investieren und – wenn die räumliche Distanzhaltung weniger notwendig geworden ist – in die öffentlichen Verkehrsmittel. Das bedeutet breitere Gehwege, bessere Fahrradwege und Busse, bei deren Fahrplan die Dienstleistung, nicht der Profit im Vordergrund steht.
Ebenso sollte stark in grüne Energien investiert werden und noch mehr darin, die Energie-Nachfrage zu senken – etwa durch bessere Gebäudeisolierung, Heiz- und Beleuchtungssysteme. Die Pandemie macht die Notwendigkeit besserer Stadtviertelplanung deutlich: Den Menschen ist mehr Platz einzuräumen, den Autos weniger. All das zeigt, wie dringend wir eine Art von Sicherheit brauchen, die eine zu wenig besteuerte, deregulierte Wirtschaft nicht liefern kann.
Anders gesagt: Lassen Sie uns umsetzen, was viele Leute schon lange vor der Katastrophe forderten, nämlich einen Green New Deal. Aber hören wir bitte auf, von einem Anreizpaket zu sprechen. Viel zu lange haben wir das vergangene Jahrhundert über den Konsum stimuliert – was auch der Grund dafür ist, dass wir vor einer Umweltkatastrophe stehen. Nennen wir es besser ein Survival-Paket, dessen Zweck es ist, Einkommen für Menschen zu schaffen, Reichtum umzuverteilen und eine Katastrophe zu vermeiden, ohne ewiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Menschen retten, nicht die Unternehmen – lassen wir unsere zweite Chance nicht ungenutzt.
Kommentare 18
G. Monbiot „Nennen wir es besser ein Survival-Paket, dessen Zweck es ist, Einkommen für Menschen zu schaffen, Reichtum umzuverteilen und eine Katastrophe zu vermeiden, ohne ewiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Menschen retten, nicht die Unternehmen – lassen wir unsere zweite Chance nicht ungenutzt.“
Sehr gute Erkenntnisse, ehrenwerte Ziele!
Aber wie bitteschön soll das jemals glaubhaft umgesetzt werden können, wenn das heutige Wirtschaftssystem per Definition (das alles bestimmende Grundaxiom ist und bleibt der asoziale Homo oeconomicus) all das überhaupt nicht in seinem Werkzeugkasten hat?
Selbst wenn sich der Menschheit noch ein Dutzend solcher katastrophenbedingten „Chancen“ zum Umsteuern auftun, wird sie es ein jedes Mal neu „verkacken“, solange sie das maßgebliche Denk- und Handlungsprinzip nicht realisiert: Es kann nur mit einem komplett neuen Wirtschaftssystem funktionieren. Das hat nichts mit einer neuen Ideologie zu tun, sondern mit der unbarmherzigen Logik geschlossener logischer Systeme, wie es die kapitalistische Marktwirtschaft nun einmal eines ist.
Sämtliches Lamentieren innerhalb des bestehenden Systems – und wenn es noch so ehrenwert daherkommt – erinnert eher an orgastisches Gutmenschentum, als an eine zielgerichtete, effektive Denk- und Vorgehensweise.
Es ist dringend an der Zeit, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit aufzuwachen, und ein System zu installieren, das den Ansprüchen des 21. Jhs. klug entsprechen kann.
Es ist bezeichnend für die dümmliche Einseitigkeit des Homo sapiens, dass so viele Menschen – egal, ob links, rechts oder mittig – dieses noch nicht einmal zu denken bereit sind. Gebraucht wird endlich der vielsichtige Mensch, der Homo multividus.
Tolles Plädoyer für eine geläuterte Welt. Danke viemals. Die Unvernunft wird dagegen stehen.
Ein ganz gewichtigen Punkt hat der Autor in diesem Zusammenhang m. E. überhaupt nicht erwähnt und das wäre die gigantische volkswirtschaftliche Ressourcenverschwendung durch Rüstungsausgaben und Militär. Weltweit gibt der nationalstaatliche "homo sapiens" Jahr für Jahr Billionen Dollar dafür aus, um sein "eigenes" Land gegen andere Nationen/Länder zu verteidigen. Auf der anderen Seite verrecken Tag für Tag Tausende Menschen auf diesem sogenannten blauen Planeten, weil ihnen ein Euro fehlt, um sich etwas zum Fressen kaufen zu können.
Herr Monbiot entwirft zwar eine schöne Welt, die zweifelsohne das Leben aller Menschen lebenswerter machen und langfristig das Überleben der Menschheit sichern würde. Betrachtet man die Evolution des Menschen, dann teile ich allerdings die Skepsis des 2018 verstorbenen brit. Physikers Stephen Hawking, was die langfristige Zukunft des blauen Planeten angeht.
Die Menschheit besteht und bestand schon immer aus Arschlöchern, Arschkriechern und Ketzern bzw. kritischen Geistern, die sagen, dass es hier stinkt.
Das Dilemma ist: Die gierigen und nimmersatten Arschlöcher sind zwar in der Minderheit, haben aber die Macht und wollen nicht, dass sich etwas ändert. Die Arschkriecher stellen zwar regelmäßig die große Mehrheit dar, sagen aber, dass man daran nichts ändern kann. Die kritischen Geister und Ketzer sind zwar ebenso in der Minderheit wie die Arschlöcher, haben i. d. R. aber keine Macht, um etwas ändern zu können. Gelegentlich wird dieses Dilemma unterbrochen, aber nur gelegentlich.
100 pro. merci. Friedlich wird das allerdings nicht gehen können. Die 300.000 Superreichen US-Amerikaner z.B. von denen Daniele Ganser in ihrem Buch spricht, werden nicht freiwillig ihr US-Imperium anders lenken. Die fly-over-states können dabei ruhig untergehen. Wir mögen die Hamptons!
Die Corona-Seuche ist nicht die einzige Plage, die die Mehrheit unserer Gesellschaft bisher nicht wahrgenommen hat bzw. nicht wahrhaben wollte. Insofern ist es falsch, sich nur auf diese eine Plagen zu fokussieren, zumal einige sogar noch miteinander verwoben sind.
https://youtu.be/5momVb7M_Rk
Natürlich haben Sie Recht. Aber: ein neues System zu installieren, das ist keine Maßnahme, die einfach so gemacht wird. Ein neues System installiert sich nur in Folge einer Revolution oder über sehr lange Reformationsprozesse. Was Monbiot hier einfordert ist ein wesentlicher Schritt in dieser Richtung, und er ist etwas, was in der aktuellen Situation realisierbar scheint. Und zwar deshalb, weil es nicht gegen Wirtschaftsinteressen an sich geht, sondern nur gegen bestimmte, überkommene Interessen. Mittlerweise haben wir innerhalb der Wirtschaft einen mächtigen Block, der an zukunftsfähigen Entwicklungen stark interessiert ist. Nur darin sehe ich die Chance: nicht David gegen Goliath, sondern sich einen Goliath ins Boot zu holen.
Insofern sehe ich George Monbiots Beitrag als eine angenehme Abwechslung in der Corona-Kakophonie dieser Tage.
K. Fürst: „Insofern sehe ich George Monbiots Beitrag als eine angenehme Abwechslung in der Corona-Kakophonie dieser Tage.“
Dem widerspreche ich nicht. Ich habe seine Erkenntnisse positiv hervorgehoben. Dennoch greifen sie aus meiner Sicht viel zu kurz. Warum?
Ein Hamster, der in seinem Laufrad läuft, kann Geschwindigkeit und Laufrichtung nach Belieben verändern, er wird niemals real von der Stelle kommen. Dafür muss er sein Laufrad, am besten sogar seinen Käfig verlassen. Genau das entspricht der Gesetzmäßigkeit geschlossener logischer Systeme (= Axiomensysteme).
„Es gibt kein richtiges Einkaufen im falschen Weltwirtschaftssystem“, so Kathrin Hartmann (geb. 1972), Journalistin (u. a. für den „der Freitag“, die „Frankfurter Rundschau“, die „taz“, die „Titanic“ oder für „Neon“). Ihre Erkenntnis hat sie aus dem Aphorismus des Philosophen Theodor W. Adorno – „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ – abgeleitet. Adorno hatte diesen Satz unter dem Eindruck des nationalsozialistischen Terrors geschrieben, vor dem er 1938 in die USA emigrierte. Bitte nehmen Sie meinen Kommentar unter einem ihrer Beiträge zu Kenntnis (hier).
Wenn man dieses Prinzip einmal verstanden hat, verbietet es die intellektuelle Redlichkeit, auch nur einen Zentimeter von dieser Erkenntnis abzuweichen. Dem Hamster bringt es außer Zeitvertreib (und dafür hat die Menschheit keine Zeit mehr) nichts, auch nur einmal kurz ins Rad zurückzukehren.
Was bedeutet das?
Ja, natürlich braucht es eine Revolution, aber eine andere als alle bisher da gewesenen. Es braucht die grundlegende Veränderung (= die zweite Bedeutung von Revolution). Diese wird alleine schon durch den Wechsel des Grundaxioms erreicht. Es braucht auf keinen Fall einen gewaltsamen blutigen Umsturz. Die unverzichtbare soziale Revolution muss dieses Mal aus der Mitte der Gesellschaft heraus erwachsen und besonnen und druckvoll zugleich sein. Ich nenne sie gerne auch die Revolution der Einsichtigen. Dieses Mal muss es darum gehen, Einseitigkeiten zu vermeiden (also nicht z. B. 100% Egoismus oder 100% Altruismus). Die Menschen sind inzwischen klug genug, das starre Korsett des Kalten Krieges – Entweder-kapitalistische-Marktwirtschaft-oder-sozialistische-Zentralverwaltungsgesellschaft-eine-andere-Möglichkeit-gibt-es-nicht – zu überwinden und sich etwas wesentlich klügeres einfallen zu lassen.
Dabei muss als erstes geklärt werden, welches Menschenbild künftig als Ausgangspunkt (= Axiom) allen wirtschaftlichen- und gesellschaftlichen Denkens und Handelns gilt. Aus meiner Sicht sollte dieses Menschenbild sowohl Individualität und als auch Kollektivzugehörigkeit, sowohl Egoismus als auch Altruismus, sowohl gelebte Solidarität mit dem Menschen als auch mit der Natur, sowohl Freiheit als auch realisierte Verantwortung im Bild des auf gleicher Augenhöhe kooperierenden Menschen umfassen. Genau hiervon kann und muss dann alles andere Schritt für Schritt abgeleitet werden. Dabei können und sollen natürlich bewährte „Einrichtungen“ übernommen werden. Natürlich wird es z. B. auch Märkte und Privatbesitz geben, allerdings unter neuen Vorzeichen und mit entsprechenden Leitplanken im Sinne des Grundaxioms. Natürlich würde das Gesundheitswesen dem Diktat des Profits entzogen. Jeder Lebensbereich müsste nach und nach auf den Prüfstand.
Dieser ganze Vorgang kann nur ein höchstgradig kooperativer sein, wobei es ein wichtiges Prinzip gibt: Kooperierst du mit mir, kooperier ich mit dir, sonst findest du dich allein unter Gleichgesinnten wieder. Der Brent-Spar-Effekt, vor dem heute noch die Konzernlenker Angst wie der Teufel vorm Weihwasser haben, hat vor Augen geführt, dass selbst die größten Konzerne ohne „Kooperation“ nicht überleben können.
Wenn schon der Chef des Deutsch Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, einräumt, dass im Rahmen der Corona-Pandemie einerseits die Grenzen freier Märkte und deren Risiken überdeutlich würden, andererseits die Stärken der Politik offensichtlich seien, und er von der Corona-Krise als letzten Sargnagel des Neoliberalismus spricht, dann ist es fünf vor zwölf für die kapitalistische Marktwirtschaft. („DIW-Chef Fratzscher über Corona - Der letzte Sargnagel für den Neoliberalismus“, 30.4.2020, spiegel.de)
Es liegt an uns und niemand anderen, in welche Richtung die Entwicklung geht!
Ist das alles eine Illusion? Ja, natürlich, so lange wir nicht daran glauben und selber nicht mitmachen!
Wir beide sind uns einig und würden auch mitmachen. Aber:
"Die unverzichtbare soziale Revolution muss dieses Mal aus der Mitte der Gesellschaft heraus erwachsen und besonnen und druckvoll zugleich sein. Ich nenne sie gerne auch die Revolution der Einsichtigen. "
Wer soll sie in Gang setzen? Es gibt doch 2 Möglichkeiten: Entweder die Krise verläuft halbwegs glimpflich und alles kehrt zum Normalbetrieb zurück - dann gibt es keine revolutionäre Situation. Oder es kommt zur wirtschaftlichen Katastrophe, dann ist sich jeder selbst der Nächste und versucht einfach nur zu überleben - dann hat keiner einen Sinn für visionäre Modelle. Es bliebe also nur die Sophokratie (eines meiner Lieblingsthemen), von der ich aber auch nicht weiß, wie sie installiert werden könnte.
Die Corona-Krise (bezogen jetzt auf Deutschland) hat mir gezeigt, dass es wohl sehr viel mehr ernsthafte und einsichtige, zur Kooperation bereite Menschen gibt, als ich es vorher je für möglich gehalten habe, denn lautstark auffallen tun immer all die anderen.
Es wird also viel mehr sein können als eine Philosophenherrschaft, von denen eh die wenigsten derzeit etwas Substanzielles beizutragen haben. Der eigentliche Skandal der Philosophie ist, dass es diesen Skandal (= keine von allen Philosophen akzeptierte evidente Erkenntnis) überhaupt gibt. Noch immer leidet die Philosophie „an“ dem Vermächtnis aristotelischer Entweder-oder-Logik. Wird das ein für alle Male überwunden, hat auch die Philosophie wieder maßgeblich etwas beizutragen.
Es wird viel mehr sein müssen als eine Philosophenherrschaft, es sollte die Bewegung vieler inspirierter und inspirierender Menschen sein, die ein für alle Male verinnerlicht haben, das aufrichtige Kooperation mit anderen Menschen weit mehr an spürbarer und messbarer Lebensqualität zu bieten hat, als unsere heutige im Grunde genommen asoziale Ausrichtung. Ich weiß nicht, wann, wo und wie der Funken überspringt. Ich persönlich kann auf den mir zur Verfügung stehenden Ebenen nur „alles“ mir Mögliche dafür tun, andere Menschen mit dieser Sicht zu inspirieren.
Es wird viel mehr sein müssen als eine Philosophenherrschaft, denn in so unzählig vielen Lebensbereichen werden Menschen gebraucht, die alle ihr Bestes geben, damit das Beste realisiert werden kann.
Ich habe nichts gegen gute, lebende Philosophinnen und Philosophen. Ein Fan des Clubs der toten weißen Männer bin ich nie gewesen. Auf jeden Fall bin ich bei Ihnen, wenn es fortan darum gehen soll, dass Klugheit und auch die Liebe zur Weisheit die Oberhand hat – im Gegensatz zu Selbstsucht und Machtanspruch.
So habe ich es gemeint. Den Berufs-Philosophen traue ich die Herrschaft weiß Gott nicht zu.
Prima, alles Gute!
"Es wird viel mehr sein müssen als eine Philosophenherrschaft, denn in so unzählig vielen Lebensbereichen werden Menschen gebraucht, die alle ihr Bestes geben, damit das Beste realisiert werden kann."
Das ist heute doch wohl bei den meisten schon so, dass sie also "ihr Bestes" geben, nur wird ihre Arbeitssituation als Ausdruck ihrer Abhängigkeit und Nichtgestaltbarkeit, der Abschöpfung ihres Mehrwertes, überhaupt nicht von ihnen selbst bestimmt. Mit anderen Worten: je mehr sie leisten je länger sie arbeiten, desto mehr stabilisieren sie diese Verhältnisse!
Und diejenigen, die etwas besser dastehen, also ein paar Anweisungen mehr geben "dürfen" und sich wiederum selbst rechtfertigen müssen gegenüber denjenigen, die vielleicht schon Verträge haben, die bei Ablauf (oder Freistellung) bereits ein auskömmliches Leben führen könnten, aber auch jederzeit ausgetauscht werden können, weil eben alle von den "anonymen" Marktkräften real gezwungen sind, sich eben so zu verhalten, wie sie sich verhalten, wie es der Markt halt erfordert.
Und da es bereits vor dieser Krise eine Krise des Wachstums gab und Stagnation eingetreten war, wird diese Krise auch genutzt, um nun Maßnahmen durchzuziehen, die ohne diese neue Krise zumindest nicht so kurzfristig und rigoros möglich gewesen wären. Auf die DGB-Funktionäre, aber auch den "Arbeitgeber-Betriebsräten" wie bei VW lässt sich da kaum setzen, denn die sind letztlich nicht für grundlegendere Änderungen zu haben, dafür sind sie viel zu tief im System involviert (abhängig).
Die von @Fürst genannten Alternativen sind durchaus wirklichkeitsnah, allerdings fehlt mir doch noch eine Variante und das wäre die Bündelung aller kritischen Kräfte (und das zieht sich nun durch viele Arbeitsverhältnisse gemeinsam erfahrend durch), die das "alles kehrt zum Normalbetrieb zurück" nicht mehr so hinnehmen könnten.
Und da wäre es schon mal ein guter Einstieg, wenn das Krankheitssystem vom Kopf auf die Füße gestellt wird, also aller Privatisierungen entledigt, von den Fallpauschalen befreit, anständig bezahlt und mit ausreichenden Fachkräften ausgestattet. Denn hier ist momentan ganz offenliegend das Prekäre der Verhältnisse sichtbar, aber auch die Emotion aller angesprochen, sodass das als gemeinsames Ziel angegangen werden kann. Und wenn dann mal der Ball im Rollen ist, (...).
Vielleicht finden sich ja einige ForistInnen und im Bärenstädtchen bekannte Medialisten zusammen und kaufen auf Madagaskar, unbedingt mit Zustimmung des dortigen Präsidenten, eine luftfrachtversendefähige Menge "Covid-Organics", für die kritisch diskutierende Deutschland- Community.
Die heilige Artemisia annua, als Saft auf dem langen Schulweg genossen, als Aufguss ihrer Blätter zum Five o´clock, wirkt garantiert präventiv gegen das Virus. So gefeit, sind die restlichen Diskussionen um ein paar harmlose Regelungen in Richtung Alltag nur noch ein Klacks. Zugleich kurbelte es die Weltwirtschaft an und entspannte das Verhältnis zu den eher benachteiligten Verdammten dieser Erde.
Nur weiter
Christoph Leusch
Verehrter Pfeifel!
Gegen all die sinnvollen, ganz konkreten Vorschläge habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Auch gegen erste notwendige Schritte nichts.
Aber mein Thema ist ein völlig anderes!
Mich interessiert, dass und wie der Hamster aus seinem Laufrad herauskommt. Ich bin davon überzeugt - und habe das viele Male in allen Variationen hoch und runter formuliert und beschrieben -, dass wir ein neues, nicht länger einseitiges und im Kern asoziales Wirtschaftssystem brauchen, und zwar so bald wie möglich. Jedwede Aktivitäten innerhalb des jetzt bestehenden Systems halte ich neben der berechtigten Linderung aktueller Not für reine Zeit- und Energieverschwendung, für das unbewusste Verspielen der wenigen noch zur Verfügung stehenden Reserven. Dafür bin ich nicht zu haben.
Wenn wir Menschen angesichts der zahlreichen Probleme das Ruder ganz real noch rumreißen wollen, dann brauchen wir eine ebenso ganz reale Denk- und Handlungsweise, die im Bewusstsein der augenblicklichen gesellschaftlichen Situation tabulos einen neuen Weg bereitet, auf dem wir am Ende tatsächlich nachhaltig erfolgreich sein können. Die Zeiten falscher Illusionen, die jedweder glasklaren Analyse entbehren, müssen vorbei sein. Wir kommen sonst nicht weiter. Und genau das ist es, wofür ich plädiere. Das beginnt im Denken sehr einfach und sehr grundsätzlich. Ist aber dieses Fundament dann stabil (= möglichst wirklichkeitsnah) dann kann alles weitere auch noch so Komplexe darauf aufgebaut werden und Schritt für Schritt das Bisherige ersetzen. Wie primitiv und dumm wäre dagegen eine herkömmliche (blutige) Revolution? Da schweben mir schon eher evolutionäre Prozesse im absoluten Zeitraffermodus und dieses Mal sogar durch kluge Orientierungspunkte von außen inspiriert.
Ihre Argumentation ist eine Argumentation innerhalb des bestehenden Systems. Ich spreche davon, dass es nicht ohne das komplette Verlassen dieses Systems gehen kann. Natürlich geben so viele Menschen ihr Bestes. Gerade in diesen Zeiten kann man das gar nicht genug wertschätzen. Ich für meinen Teil wertschätze das sehr! Es ist schon lange an der Zeit, dass Menschen in den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen angemessene Anerkennung erfahren. Ich plädiere unter meinen Freunden schon lange dafür, dass zum Beispiel Kindergärtner/innen, Grundschullehrer/innen, Lehrer/innen, Pflegekräfte in jedem Bereich und natürlich all die systemrelevanten Kräfte besser als Profi-Fußballer bezahlt werden (o. s. ä.). Weil ich das wirklich aus Überzeugung möchte, ist es mir um so wichtiger, all die Bemühungen dafür auf einen wirklich realistischen Punkt zu bringen.
Wer glaubt denn noch wirklich, dass sich dies mit irgendeiner Variante der kapitalistischen Marktwirtschaft (vom Sozialismus möchte ich erst gar nicht reden) umsetzen lässt? Einen derartigen Glauben halte ich für wesentlich gefährlicher als den heutigen Glauben in der Kirche!
Also, wenn ich davon spreche, dass jeder seine Bestes gibt, damit das Beste realisiert werden kann, dann beziehe ich das im ersten Schritt auf die Installation eines neuen, wesentlich klügeren Systems, das nur in Kooperation entwickelt werden kann und im zweiten Schritt auf das fruchtbare Betreiben dieses. Es wird niemanden geben können, der solch ein System vorher entwerfen kann. Wohl aber die alles verbindende Grundlage und damit Ziel und Richtung müssen zwingend geklärt werden. Und das wird nur durch Kooperation geschehen.
Anmerkung: In diesem Zusammenhang wird es notwendig sein über so etwas wie eine globale Kooperationsethik zu sprechen, aber nicht in diesem Kontext.
Ich freue mich sehr, dass Sie Ihren Blicks fürs "Wesentliche" und Ihren Humor bei all den widrigen Gegebenheiten um Sie herum noch nicht verloren haben!
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Ich widersetze mich in keiner Weise notwendigen sinnvollen Maßnahmen!
Hast du jеmаls Сybeгsех ausprobiегt?
Lаsst uns heutе Аbеnd еinandeг Fгeude berеitеn!
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http://k︆︅iss︅︅tok.com
Gut, daß es immerhin schon solche Artikel gibt!
Wohltuend auch, daß zumindest in diesem Forum Wahrnehmung zur Dissozialität und sogar zu politischer Theateraufführung von Volksvertretung, die Sekretariat des Kapitals ist, besteht.
Und auch fundamentaler Verstand, daß Profitwirtschaft nichts in Grundversorgung wie Gesundheitswesen zu suchen hat.
Wann aber dürfen meine müden Augen erleben, daß spezifischer Nukleus der Unterhöhlung von menschlicher Gesellschaft Einzug ins Bewußtsein hält?
Nein, liebe Mitforisten: Pauschal gedachtes Heil in der „Mitte“, mit „Links“ „und Rechts“ als fruchtlosem Boden, ist überhaupt nicht tiefsinnig gedacht, noch machbarer Weise zielführend.
Wem nicht bewußt ist, worin in Artikel und Kommentaren besprochene Symptome wurzeln, mag sich der Abstraktion annehmen, nachzuvollziehen, was Aufnahme des Menschenrechts unveräußerlichen Mehrwerts aus Arbeit in Verfassungen bewirkte.
Dabei traue man spontanem Eindruck nicht, anhängendes Gewebe auf Anhieb zu verstehen / unmittelbare und in der Zahl wie Dimension enorme laterale Wirkung zu überschauen; und nehme sich die Zeit schrittweiser Vergegenwärtigung.
Auf dem Weg dahin Abschaffung geheimer Bankkonten ins Auge zu fassen, so, daß Strom mühelos transferierten Bakschischs schon einmal versiege, und sich auch auf diesem Weg von Grund auf neuer Geist in Parlamenten einfände, wäre ebenfalls verschwendeter Gedanke nicht.
Schon in der Kampfkunst weiß man, sich besser nicht an Peripherie aufzuhalten. Nur zweckdienlich, daß sinnreiches Prinzip, dem Kern einer Sache nachzugehen, auch unter Progressiven Verbreitung findet.
Sonst nützt es Alles nichts.
In rasant schrumpfendem Zeitfenster der Ökologie schon gar nicht.