Charlie Watts: Der Ruhende unter den Rollenden

Nachruf Unbeirrt von Exzessen und Streitigkeiten unterstricht Ausnahmeschlagzeuger Charlie Watts mit seiner Technik Bedeutung und Ausdruckskraft der Rolling Stones-Songs
Exklusiv für Abonnent:innen
Charlie Watts spielte oft mit versteinerter Miene und schien eine unaussprechliche, leicht distanzierte Belustigung auszustrahlen, so als ob er das alles lächerlich fände und vielleicht lieber seiner Liebe zum Jazz nachgehen würde
Charlie Watts spielte oft mit versteinerter Miene und schien eine unaussprechliche, leicht distanzierte Belustigung auszustrahlen, so als ob er das alles lächerlich fände und vielleicht lieber seiner Liebe zum Jazz nachgehen würde

Foto: Daily Express/Hulton Archive/Getty Images

In jeder Hinsicht war Charlie Watts, der diese Woche im Alter von 80 Jahren verstorben ist, ein unwahrscheinlicher Kandidat für einen erfolgreichen Rockstar.

Er war ruhig, von trockenem Witz und immer bescheiden – Eigenschaften, die theoretisch besser zu seinem ursprünglichen Beruf als Grafikdesigner passten als in die schrille Welt des 60er-Jahre-Pop. Zudem hatte er, wie er selbst einmal verriet, wenig mit Rock’n’Roll am Hut („Ich wusste nichts darüber ... früher hasste ich Elvis Presley. Miles Davis – das war jemand, den ich schätzte“, erklärte er 1993 in einem Interview). Und er musste anfangs den Rhythm and Blues, den seine Band-Mitglieder so liebten, erst erklärt bekommen: „Ich wusste nicht, was es war. Ich da