Die militärische Dimension

IAEA-Bericht Bei den Berichten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) steckt der Teufel im Detail. Und das wiederum findet sich im Anhang

Im Anhang des Berichts der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird zunächst bereits Bekanntes noch einmal klar ausgesprochen: Dass seit Ende 2002 Bedenken „bezüglich der Natur des iranischen Atomprogramms“ bestehen. Des Weiteren werden die Probleme benannt, die seitdem aufgetreten sind. So habe Iran es unter anderem versäumt, nukleares Material zu deklarieren, nichtdeklariertes nukleares Material aufbereitet und verwendet und die Einrichtungen nicht angegeben, in denen das Material gelagert und aufbereitet wurde.

Die IAEA macht deutlich, dass Iran seine Aktivitäten trotz wiederholter Forderungen nach mehr Transparenz weiterhin verschleiert hat.

Der Bericht basiert auf Informationen, die die Organisation selbst zusammengetragen hat sowie Material, das sie von zehn anderen Ländern erhalten hat. Die Antworten, die sie von der iranischen Regierung erhalten habe, hätten „die Bedenken tendenziell eher erhöht als zerstreut“, so der Bericht. Die IAEA habe „glaubwürdige“ Informationen, die Iran mit Indikatoren für die Entwicklung von Atombomben in Verbindung bringen.

Die Behörde konzentriert sich auf das Potenzial zur Entwicklung eines „Sprengkörpers mit hochangereicherten Uran“ – im Grunde also eine Atombombe. Im Bericht heißt es: „Iran hat die Fähigkeit entwickelt, Uran bis zu einem Grad von 20 Prozent U-235 anzureichern.“

Die IAEA macht deutlich, dass „führende iranische Persönlichkeiten in der Kommandostruktur“ des Programms zur Uran-Anreicherung vertreten sind. Der Behörde hätten Dokumente vorgelegen, die dies in Verbindung zu iranischen Studien über Fahrzeuge zum Transport von Raketen brächten. Der mutmaßliche Chefplaner des iranischen Waffenprogramms (Amad), Mohsem Fakhrizadeh, stehe nun der „Organisation für Verteidigung, Innovation und Forschung“ des Landes vor, so der Bericht.

Beschaffung

Iran hat der IAEA zufolge private Firmen beauftragt, um „Ausrüstung, Material und Dienstleistungen zu beschaffen, die, obwohl sie auch zivil genutzt werden können, für die Entwicklung von Atomsprengkörpern nützlich sein könnten“. Hierzu gehören unter anderem Hochgeschwindigkeitsschalter und Funkenstrecken – die man für die Auslösung von Detonationen gebrauchen kann –, Strahlungsdetektoren und Messmaterial.

In dem Bericht heißt es, Iran würde versuchen, sich eine Uranquelle zu sichern, die für ein „nicht öffentlich gemachtes Anreicherungsprogramm“ geeignet sei. Dies habe Anlass zu „weiterer Sorge über die mögliche Existenz nicht deklarierter Atomanlagen und entsprechenden Materiala“ gegeben.

Entwicklung von Sprengzündern

Die IAEA macht deutlich, dass Iran ihr detaillierte Angaben über Sprengzünder gemacht habe, der Agentur gegenüber allerdings „nicht erklärt habe, wozu diese Zünder gerbaucht werden oder wo sie Anwendung finden“ sollen. Es gebe zwar auch nicht-nukleare Anwendungsmöglichkeiten für diese Zünder, aber nur ein paar wenige.

Im Bericht heißt es des Weiteren, Iran habe auch Zugang zu den Entwürfen für ein „Mehrfachzündersystem“ gehabt, das ebenfalls für einen Atomsprengkopf gebraucht wird. Der Bau einer „großen Reaktorsicherheitsbehälters für die Durchführung hydrodynamischer Experimente“ – die ebenfalls für die Simulation von Atomexplosionen benötigt werden – gibt ebenfalls Anlass zur Sorge.

Computersimulationen

Einige der Computersimulationen, die Iran durchgeführt haben soll, werden als „ganz besonders bedenklich“ eingestuft. Im Bericht heißt es: „Der Agentur ist unklar, worauf derartige Studien Anwendung finden sollten, wenn nicht auf Atomsprengkörper.“"

Iran habe mit der Herstellung einer Neutronenquelle begonnen – die hilft, eine nukleare Kettenreaktion auszulösen, und „vorbereitende Experimente durchgeführt, die nützlich wären, wenn Iran einen Test mit einem Atomsprengkörper durchführen würde.“

Des Weiteren habe Iran Computer-Simulationen bezüglich der Nutzlasten von Raketen sowie ballistischer Flugbahnen durchgeführt. Der Bericht zieht hieraus den Schluss: „Während diese Aktivitäten … für die Entwicklung der konventionellen Nutzlast von Bedeutung sein könnten, sind sie für ein Atomwaffenprogramm von höchster Bedeutung.“

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Geschrieben von

Nick Hopkins | The Guardian

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