Die nackten Jahre

Irak Die US-Kampftruppen sind größtenteils ab­gezogen. Eine Reise durch ein zerrissenes Land und einen versprengten Bürgerkrieg, dem nur die Initialzündung fehlt
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Im Mai 2003, gut vier Wochen, nachdem die Invasionstruppen Bagdad einnahmen, fuhr ich durch das Land, um über die Reaktionen normaler Iraker auf den Sturz Saddams zu berichten. Im August 2010 kehrte ich während des Abzugs der US-Kampftruppen zurück, um die Menschen abermals aufzusuchen und zu fragen, was aus ihrem Leben seither geworden ist.

In Tikrit, der Heimatstadt Saddam Husseins, stehen die Ruinen seines Farouk-Palastes leer und verfallen in der Gegend herum. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, dass ich mit den ersten irakischen Plünderern durch das weitläufige Gebäude zog. Eine ganze April-Nacht über hatten US-Cobra-Helikopter mit ihren Raketen große Löcher in die Fassade oberhalb des Tigris geschlagen. Stunden später gingen