Als er 1959 einen Blick in die Kristallkugel wagte, zeigte der französische Mikrobiologe René sich skeptisch. Dass er im Laufe seines Lebens miterlebt hatte, wie Krankheiten wie Diphtherie, Tuberkulose und Kinderlähmung immer weiter zurückgedrängt werden konnten, erfüllte ihn nicht etwa mit Zuversicht. Obwohl Impfstoffe und Medikamente viele dieser Bedrohungen der Vergangenheit neutralisiert hatten, rief er zur Vorsicht und warnte, die Menschen könnten den Mikroben nicht entkommen, die ansteckende Krankheiten übertragen, denn schließlich seien sie Teil unserer Umwelt und des Ökosystems. Er hielt es für eine Illusion zu glauben, wir könnten jemals für immer von allen Infektionskrankheiten befreit werden und warnte: „Irge
Die Suche nach dem Impfstoff
Ebola Schon bald könnte Hilfe gegen die mörderische Krankheit bereitstehen. Doch das Virus hat die Fähigkeit zu mutieren und stellt die Forschung vor eine große Herausforderung
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Mark Honigsbaum
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The Guardian
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rgendwann – der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht bestimmen – wird die Natur zurückschlagen.“Bei der derzeitigen Ebola-Epidemie dürfte es sich wohl um einen solchen Rückschlag handeln. Während das natürliche Reservoir (der langfristige Wirt) des Virus noch immer nicht identifiziert ist (die heißesten Anwärter sind Flughunde und Affen), zweifeln nur wenige daran, dass Ebola die größte Bedrohung der Weltgesundheit seit HIV/Aids darstellt, deren Ursache beim Menschen und seinem unersättlichen Verlangen nach natürlichen Ressourcen liegt – ein Verlangen, das die Ökosysteme und die Parasiten, die sie bewohnen, zu stark belastet.Niemand weiß mit Sicherheit, wann sich die entscheidende Übertragung ereignet hat – eine Theorie besagt, dass der sogenannte Indexpatient ein zweijähriger Junge aus Guéckédou im südöstlichen Guinea war, der sich im Dezember durch kontaminiertes Wildfleisch mit Ebola infiziert hat. Eine andere Hypothese besagt, dass die Krankheit immer wieder auftritt und es mehrere gleichzeitige Übertragungen gibt. Wie dem auch sei – die ohnehin schon schreckliche und sich mit jeder Stunde weiter verschärfende Lage in Westafrika macht Suche nach einem geeigneten Impfstoff immer dringlicher.„Wir brauchen dringend einen Impfstoff, denn um die Wahrheit zu sagen, haben wir schlicht keine Ahnung, was passieren wird“, sagt Jeremy Farrar, Direktor des Wellcome Trust, der schon mehrere Epidemien miterlebt hat, wie Sars 2003 oder die Vogelgrippe-Welle 2005 in Südostasien. „Ich hoffe sehr, dass wir die Epidemie mit klassischen Eindämmmungsmaßnahmen unter Kontrolle bringen können. Wenn diese Maßnahmen aber scheitern, brauchen wir eine alternative Strategie.“Die Verantwortung liegt bei den WissenschaftlernDiese Strategie liegt nun in der Verantwortung von Wissenschaftlern in Laboren in Großbritannien, Kanada, den USA und Mali, die versuchen, einen Impfstoff herzustellen, der schon im Dezember nach West-Afrika gebracht werden soll. Wenn der Stoff sich als sicher und wirksam erweist, sollen im kommenden Jahr weitere Einheiten folgen. Im Rennen ganz vorne liegt ein unter der Bezeichnung ChAd3 bekannter Impfstoff, der gemeinsam vom für biologische Kriegsführung zuständigen Arm des US National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) und dem schweizerisch-italienischen Biotechnologie-Unternehmen Okairos entwickelt wird, das heute zum Pharmakonzern GlaxoSmithKline gehört. Gegenwärtig werden im Jenner Institute in Oxford, dem National Institutes of Health (NIH) Clinical Centre in Bethesda, Maryland, sowie dem Zentrum für Impfstoffentwicklung in Mali verschiedene ChAd3-Versionen getestet. Bis Ende des Jahres werden an den drei Versuchsstandorten insgesamt 140 Freiwillige mit den verschiedenen Impfstoffen immunisiert. Darüber hinaus gab vor 14 Tagen die kanadische Regierung bekannt, zusammen mit dem Walter Reed Army Institute of Research in den USA einen weiteren potenziellen Impfstoff mit der Bezeichnung VSV-EBOV am Menschen testen zu wollen, der bislang nur an nicht-menschlichen Primaten ausprobiert wurde. Und in der vergangenen Woche hat auch Johnson & Johnson bekanntgegeben, zusammen mit dem in Dänemark ansässigen Biotechnologie-Unternehmen Bavarian Nordic 200 Millionen Dollar in eine zweistufige Ebola-Impfung zu investieren. Wie der Impfstoff von GSK hat auch dieser in den Tierversuchen gute Ergebnisse gezeigt. Der Unterschied besteht darin, dass er zwei Impfungen umfasst. J&J plant, den Stoff im Januar an Menschen zu testen und behauptet, im Mai könnten 250.000 Dosen zur Verfügung stehen. Unabhängig davon hofft die WHO in Liberia innerhalb von zwei Wochen einen Impfstoff bereitstellen zu können, der mithilfe von Antikörpern aus dem Blut von Ebola-Überlebenden gewonnen wird. Chinas Akademie für Militärmedizin hat tausende Ampullen des sich im Teststadium befindlichen Medikaments JK-05 bereitgestellt, die im Notfall von chinesischen Hilfsarbeiterinnen in Westafrika eingesetzt werden können. Und Peter Horby, ein Experte für Tropenkrankheiten aus Oxford, testet gerade in von Médecins Sans Frontières (MSF) betriebenen liberianischen Kliniken andere Optionen. Etwa ZMapp – jenes Medikament, mit dem bereits zwei amerikanische Missionare und der britische Krankenpfleger William Pooley erfolgreich behandelt werden konnten.Ob all diese Bemühungen genügend Früchte tragen werden, um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen, hängt zum einen davon ab, wie schnell die Weltgemeinschaft ihre Bemühungen zur Bekämpfung der Epidemie intensivieren kann und zum anderen, was das Virus als nächstes tun wird. Wie alle Viren mutiert auch Ebola permanent und könnte noch aggressiver werden. Es wäre aber genauso gut möglich, dass es weniger tödlich, aber dafür ansteckender wird – ein Szenario, das den Experten den Schlaf raubt. Ebola könnte wie HIV werden„Dieses Virus befindet sich nun in den Körpern tausender Menschen. Jedes Mal, wenn es in einen Körper eintritt, erhält es die Möglichkeit, sich zu verändern und an den Menschen anzupassen“, sagt Farrar. „Dann besteht die Gefahr, dass es endemisch wird.” Mit anderen Worten: Ebola könnte mehr wie HIV werden, ein Virus, das, weil es, zumindest in den frühen Stadien der Erkrankung, keine erkennbaren Symptome entwickelt, bis heute weltweit 75 Millionen Menschen befallen hat.Das Problem besteht darin, dass das, was im vergangenen Dezember in Guinea begann und damals noch ohne Probleme hätte eingedämmt werden können, sich zu einem Flächenbrand entwickelt hat, der von den beiden am stärksten betroffenen Ländern, Liberia und Sierra Leone, auf die Elfenbeinküste und Guinea-Bissau überzuschwappen droht. Auch Mali hat in der vergangenen Woche den ersten Fall bestätigt, während glücklicherweise sowohl Senegal als auch Nigeria vor kurzem erklärten, keine Neuinfektionen mehr zu registrieren. Unterdessen steigt das Risiko, dass die Krankheit durch Hilfsarbeiterinnen auch in außerafrikanische Länder gelangt.Und je länger Ebola sich in Afrika weiter ausbreitet, desto größer wird die Gefahr, dass die Krankheit auch auf andere Teilen der Welt übergreift. Man sagt uns zwar, dass das in den reichen Ländern des Westens nicht passieren könne, weil unser Gesundheitssystem zu robust sei. Doch in Anbetracht der erbarmungslos ansteigenden Zahlen von Neuinfektionen (die aktuelle Prognose der WHO geht für Ende Oktober von 10.000 Fällen pro Woche aus, die bis Januar auf 1,4 Millionen anwachsen könnten) und den Berichten über elementare Fehler, die von Krankenhäusern und Gesundheitsbehörden begangen wurden, sind viele Experten beunruhigt.Verwandlung und MutationEbola verhält sich in vielerlei Hinsicht nicht anders als andere Infektionskrankheiten wie etwa die Grippe, die ursprünglich bei Tieren auftrat. Während die Grippe aber mittlerweile unter den Menschen weit verbreitet ist und die meisten Menschen dadurch eine gewisse Immunität gegen sie entwickelt haben, sind Ebola-Ausbrüche eher selten. Zudem verfügt das Virus über die bemerkenswerte Fähigkeit, sich zu verwandeln und seiner Entdeckung zu entgehen.Der erste dokumentierte Ausbruch ereignete sich im Sommer 1976 im Bezirk Yambuku von Zaire (der heutigen Demokratischen Republik Kongo). Dort stieß der damals junge Experte für Infektionskrankheiten, Peter Piot, heute Direktor der London School of Hygiene and Tropical Medicine, zum ersten Mal auf das Virus. Er benannte es nach einem Fluss, der den Bezirk durchzieht. Im selben Jahr kam es etwa zeitgleich im Sudan zum Ausbruch einer nahe verwandten Virusart, die den Namen Sudan-Ebolavirus erhielt. In beiden Fällen wurde die Ausbreitung der Infektion durch verunreinigte Nadeln und Spritzen verstärkt. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter medizinischer Hilfsorganisationen steckten sich an.Seitdem wurden drei weitere Virusarten identifiziert: Das Reston Ebolavirus, das Taï Forest-Virus (früher bekannt als Côte d’Ivoire-Ebolavirus) und Bundibugyo-Virus. Die Arten aus Zaire und dem Sudan sind allerdings die verbreitetste Ursache für Infektionen beim Menschen, wobei der Zaire-Virus (mit bis zu 90 Prozent bei manchen Ausbrüchen) die höchste Sterblichkeitsrate aufweist. Sonderbarerweise ist Reston gegenwärtig das einzige Ebola-Virus, das im Menschen nicht krankheitserregend ist, obwohl es bei nicht-menschlichem Primaten zu hohen Sterblichkeitsraten führt. Die Gründe dafür sind noch unbekannt.Ebola ist auch eng mit Marburg verwandt, einem weiteren Filovirus, das 1967 zum ersten Mal identifiziert wurde, als Labor-Mitarbeiter in Deutschland und Jugoslawien sich beim Umgang mit aus Uganda eingeführten Primaten ansteckten. Wie Ebola ist auch Marburg extrem aggressiv und verursacht ein hämorrhagisches (mit Blutungen einhergehendes) Fieber, das sich oft als tödlich erweist.Ebola ist unter anderem auch deshalb mit solch großer Angst behaftet, weil wir immer noch nicht wissen, wohin das Virus sich zwischen den einzelnen Ausbrüchen der Krankheit zurückzieht. Es ist schon lange bekannt, dass Primaten Marburg übertragen können. Sowohl Marburg als auch Ebola wurden auch schon in drei Arten von Flughunden in und um den zentralafrikanischen Staat Gabun gefunden. Da Fledertiere ein Viertel aller Säugetiere auf unserem Planeten ausmachen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie das Haupt-Reservoir des Virus darstellen und der Verzehr von Flugtieren oder von Flugtieren infizierte Schimpansen könnten die Hauptroute für menschliche Infektionen darstellen. Nachgewiesen werden konnte das aber bislang noch nicht. Die gute Nachricht lautet, dass Menschen scheinbar die letzte Station für das Virus darstellen. Auch gibt es keinem Hinweis darauf, dass Menschen das Virus wieder auf andere Tiere rückübertragen können. Die schlechte Nachricht lautet, dass Ebola über mehrere Strategien verfügt, unser Immunsystem zu umgehen.Dr Erica Ollmann Saphire ist Strukturbiologin am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien. Sie arbeitet mit Laboren auf der ganzen Welt zusammen an der Aufzeichnung der Struktur des Ebola-Virus, um so dessen Schwachstellen zu lokalisieren und Angriffspunkte für Antikörper zu finden.Wie ein KinderspielzeugEbola lässt sich ihrer Meinung nach am besten mit der Metapher eines „Transformators“ beschreiben. Wie das Kinderspielzeug, das auseinander- und wieder zusammengeklappt werden kann, und sich dabei von einem LKW in einen Roboter und wieder zurück verwandelt, ist Ebola scheinbar in der Lage, seine Form beliebig zu verändern. Diese Fähigkeit, die von einem einzigen Protein (VP40) kontrolliert wird, definiert Saphire zufolge einen zentralen Glaubenssatz der Molekularbiologie: Dass die Gensequenz die Funktionen bestimmt. Obwohl Ebola nur sieben Gene hat, kann das Virus durch Neuausrichtung seiner Proteinstruktur weit mehr als nur sieben verschiedene Funktionen ausführen. „Das ist nicht das, was wir für gewöhnlich von Bio-Molekülen erwarten“, sagt Saphire. „Wir erwarten von Proteinen, dass sie eine bestimmte Form haben. Ebola aber kann sich vom Roboter in einen Truck verwandeln. Es kann gehen, sprechen und schießen, ein anderes Mal große Lasten tragen und mit hoher Geschwindigkeit die Autobahn dahinrasen.“Das hat wichtige Folgen für die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten von Ebola. Wenn man sichergehen will, dass man das Virus unschädlich macht, braucht man eine Therapie gegen die verschiedenen Formen – gegen Roboter und LKWs gleichermaßen. Doch das Virus hat an diesem Punkt noch längst nicht alle seine Trümpfe ausgespielt. Vielmehr ist Ebola auch ein wahrer Meister darin, unser Immunsystem zu umgehen. Es tut dies, indem es zwei andere Proteine einsetzt, die unter den Bezeichnungen VP35 und VP24 bekannt sind. Das erste ermöglicht es den langen, faserartigen Strängen des Virus, die Form einer Spirale anzunehmen. Saphire vergleicht sie mit einem unsichtbaren Mantel. Unterdessen blockiert VP24 die Ausschüttung von Interferon, dem Protein, das die Anwesenheit eines fremden Krankheitserregers signalisiert, und den Körper dazu veranlasst, seine immunologische Reaktion zu erhöhen. Ein weiterer Faktor, der Ebola begünstigt, besteht darin, dass es zur Hälfte aus Kohlenhydraten besteht, die die menschlichen Körperzellen mit Energie versorgen – ein weiterer Grund, weshalb unser Immunsystem das Virus nicht als Fremdkörper identifiziert. Hinzu kommt, dass die Glykoproteine, die das Virus verwendet, um die Rezeptorenstellen an den Wirtszellen zu binden, entlang des Hauptstamms angebracht sind, und dort unter blätterartigen Nebensträngen verborgen liegen. Erst wenn das Virus in das Zelleninnere gesaugt wird, bricht es diese Verzweigungen ab, indem es sich zelleigene Enzyme einverleibt und so seine wahre Natur offenbart. Doch nun ist es bereits zu spät. Das Virus den Mechanismus der Zelle benutzen, um Millionen von Kopien seiner selbst zu erstellen.Anders als HIV, das nur zwei Arten von Immunzellen infiziert, kontaminiert Ebola zunächst die Leukozyten, die weißen Blutkörperchen, die im Blut und Lymphsystem patrouillieren und greift dann nahezu jeden anderen Zelltyp an. Dieser Prozess dauert für gewöhnlich zwischen zwei und 21 Tagen. Der Tod tritt im Durchschnitt sechs bis sechzehn Tage nach dem Ausbruch der Krankheit ein.„Die entscheidende Frage wird sein, ob die Immunreaktionen, die wir mit der Impfung auslösen, stark genug sind“, sagt der Direktor des Jenner Instituts, Professor Adrian Hill. „Diese Frage stellt sich bei jedem neuen Impfstoff.Die Antwort würde auch Nick Owen interessieren. Anfang des Monats war er einer der ersten Freiwilligen, die den Impfstoff erhielten. Am Tag nach der Impfung habe er sich ein wenig „erkältet“ gefühlt. Ansonsten besteht die einzige Unannehmlichkeit darin, dass er einmal im Monat zur Blutabnahme gehen muss, damit untersucht werden kann, wie viele Antikörper er im Blut hat.Wenn die Studien positiv verlaufen, könnte das britische Pharmaunternehmen GSK Anfang nächsten Jahres mit der letzten Testphase beginnen. Man könne es sich nicht leisten, dass ein sicherer und wirkungsvoller Impfstoff vorliege, es aber weitere drei bis sechs Monate dauere, bis er produziert werden könne, sagt Farrar vom Wellcome Trust. Deshalb habe der Trust 2,8 Millionen Pfund aufgebracht, um die Herstellung weiterer Einheiten des GSK-Impfstoffes zu finanzieren. Die ansonsten üblichen ethischen Vorbehalte müssten hier einmal außer Acht gelassen werden, so Farrar.Aufmerksamkeit für das UnerwarteteUm die Pharmakonzerne davon zu überzeugen, sich vorrangig um die Herstellung von Ebola-Impfstoffen zu kümmern, will die Europäische Kommission möglicherweise einen Fonds über 200 Millionen Euro einrichten, aus dem die Forschungskosten der Hersteller kompensiert werden sollen. Theoretisch könnten Unternehmen wie GSK oder Johnson & Johnson mit dem Verkaufs des Impfstoffs an nationalen Regierungen große Profite machen, wenn diese sich – wie im Vorfeld der Schweinegrippe von 2009 – einen Vorrat anlegen. Für die ärmeren Länder würden die Kosten aller Wahrscheinlichkeit nach von der WHO übernommen werden. Es könnte aber auch durchaus sein, dass der nächste Ebola-Ausbruch von einer völlig anderen Art des Virus verursacht wird, gegen den die jetzt produzierten Impfstoffe sich als völlig nutzlos erweisen. Theoretisch könnte GSK Anfang Dezember 100.000 Einheiten seines Impfstoffes bereitstellen. Und doppelt so viele, wenn sich auch eine geringere Dosierung als wirksam erweist. Als erstes würden sie Hilfsarbeiter erhalten, gefolgt von Patienten im Anfangsstadium, die ansonsten mit großer Wahrscheinlichkeit sterben würden.Doch selbst wenn der Impfstoff nicht in ausreichenden Mengen hergestellt werden kann – in der vergangenen Woche hieß es von Seiten von GSK, man fürchte, das Produkt des Unternehmens komme „für die aktuelle Epidemie zu spät“ – sei man durch die jetzt geleistete Finanzierung wichtiger Forschungsarbeiten in einer wesentlich besseren Ausgangsposition, wenn Ebola das nächste Mal zuschlägt, so Farrar. Peter Piot hingegen gibt zu bedenken, dass diesmal – anders als bei vergangenen Ebola-Ausbrüchen – der schnelle Tod nicht unbedingt die Ausbreitung der Krankheit stoppe. „Aus der Perspektive des Virus ist es nicht besonders erstrebenswert, dass sein Wirt, in dem der Erreger sich zu vermehren hofft, so schnell stirbt. Für das Virus wäre es viel besser, wenn es uns erlauben würde, länger am Leben zu bleiben.“ Eine Mutation, die dies ermöglicht, sei durchaus denkbar.Wir können nur hoffen, dass das nicht geschieht. Vor einem halben Jahrhundert forderte Dubos, der die Gefahren des schnellen technologischen Fortschritts und des zunehmenden ökologischen Ungleichgewichts vorhersah, die Politiker auf, „global zu denken, und lokal zu handeln“. Auch wenn er befürchtete, seine Botschaft werde ungehört verklingen, blieb Dubos bis zum Ende seines Lebens optimistisch. Der Trick bestehe darin, erklärte er, dass die Wissenschaft sich eine gewisse Aufmerksamkeit gegenüber dem Unerwarteten bewahre und sich immer bewusst mache, dass selbst die trivialsten Störungen des ökologischen Gleichgewichts die überraschendsten Folgen nach sich ziehen könnten.
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