In diesem Sommer haben die schwedischen Behörden jede erdenkliche Maßnahme ergriffen, um die Waldbrände einzudämmen, die sich im ganzen Land ausgebreiteten. Nach Monaten ohne Regen – gefolgt von wochenlanger großer Hitze – haben sich die Wälder des Landes in regelrechte Pulverfässer verwandelt.
Die Konsequenzen sind unausweichlich. In nur einer Woche wurden in ganz Schweden über 50 Großbrände verzeichnet – ein Dutzend von ihnen innerhalb des nördlichen Polarkreises. Das Land, das eher für Kälte und Schnee bekannt ist, kommt nicht mit den Großbränden zurande und musste gar um internationale Hilfe ersuchen – eine Bitte, der bereits von Norwegen und Italien entsprochen wurde, die beide Luftflotten zur Brandbekämpfung schickten.
Doch Schweden steht mit seinen Problemen alles andere als alleine da. In weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre haben extreme Hitzewellen für Verwüstungen gesorgt. Nordamerika, die Arktis und Nordeuropa schmoren in rekordverdächtigen Temperaturen. Eine Wetterstation im algerischen Ouargla in der Sahara verzeichnete mit 51,3 Grad Celsius die höchste je verlässlich gemessene Temperatur in Afrika. In Japan, wo die Temperaturen auf über 40 Grad Celsius anstiegen, mussten die Menschen im Juli Vorsichtsmaßnahmen treffen, da bereits 30 Personen an den Folgen der Hitze gestorben waren und Tausende im Krankenhaus behandelt werden mussten. In Kalifornien hat der erhöhte Betrieb von Klimaanlagen bereits zu Engpässen in der Energieversorgung geführt.
So etwas hat es noch nie gegeben
Am außergewöhnlichsten wirkt sich dieser extreme Hitze aber vielleicht in Kanada aus. In Toronto stiegen die Temperaturen in diesem Jahr bereits an 18 Tagen über 30 Grad – im vergangenen Sommer waren es gerade einmal neun. Auch hier sind Dutzende an den Folgen der Hitze ums Leben gekommen. Das Leichenschauhaus von Montreal ist aufgrund der vielen Hitzetoten überfüllt, sodass viele Leichen andernorts in der Stadt aufbewahrt werden müssen. Montreals Leichenbeschauer, Jean Brochu, erklärte, so etwas habe es in dieser Art noch nie gegeben.
Auch in Großbritannien hat die Hitze – die das Dach von Glasgows Science Centre zum Schmelzen brachte und den Rasen der historischen Häuser des Landes verdorren ließ – viele Schlagzeilen produziert. Verglichen mit anderen Regionen der Welt sind die Briten bislang aber noch relativ glimpflich davongekommen.
Warum aber sind weite Regionen der Erde von so großer Hitze betroffen? Was ist die Ursache für Waldbrände, extreme Temperaturen und schmelzende Dächer? Diese Fragen sind aufgrund der Komplexität des Wettersystems schwer zu beantworten. Die meisten Wissenschaftler verweisen auf eine Reihe von Faktoren – von denen die Erderwärmung der offensichtlichste Kandidat ist. Andere warnen jedoch davor, deren Rolle in der gegenwärtigen Hitzewelle zu überschätzen.
Schuld ist nicht nur der Klimawandel
„Ja, es ist schwer, das, was gegenwärtig rund um den Globus vor sich geht, nicht mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen“, sagt Dann Mitchell von der Universität Bristol: „In den vergangenen Wochen wurden ein paar bemerkenswerte Extreme gemessen, wir sollten indes vorsichtig sein, den Einfluss des Klimawandels zu überschätzen, denn hier sind eindeutig auch andere Einflüsse am Werk.“
Einer dieser Faktoren ist der Jetstream – ein Bündel starker Winde, ungefähr fünf bis sieben Meilen über der Erdoberfläche, die von Westen nach Osten wehen und das Wetter rund um die Erde steuern. Manchmal, wenn sie besonders intensiv sind, bringen sie Stürme. Bei anderer Gelegenheit, wenn sie schwach sind, bringen sie sehr ruhige und ausgeglichene Tage. Das ist gegenwärtig der Fall. „Der Jetstream, mit dem wir es gegenwärtig zu tun haben, ist extrem schwach, und infolge dessen bleiben Hochdruckgebiete lange am selben Ort“, so Mitchell.
Andere Faktoren, die in die meteorologischen Bedingungen involviert sind, die der nördlichen Hemisphäre eine solche Hitze bescherten, schließen auch grundlegende Veränderungen der Temperaturen der Wasseroberfläche im Nordatlantik mit ein. „Diese sind Teil eines Phänomens, das als Atlantische Multidekaden-Oszillation bekannt ist”, sagt Professor Adam Scaife vom Met Office.
„Die Situation gleicht in der Tat stark der im Sommer 1976, in dem wir ähnliche Meerestemperaturen im Atlantik verzeichnet haben und der Jetstream große Hochdruckgebiete für lange Zeit unverändert ließ“, so Scaife. „Natürlich hatten wir in Großbritannien in jenem Jahr einen der trockensten, sonnenreichsten und wärmsten Sommer im 20. Jahrhundert.“
„Das sollte uns große Sorgen bereiten“
Es gebe jedoch einen entscheidenden Unterschied zwischen 1976 und heute, fügt Professor Tim Osborn, Leiter der Forschungsabteilung am Climatic Research Unit der Universität von East Anglia hinzu. „Heute wirken diese Effekte von ganz anderen Ausgangswerten aus. Seit 1976 hatten wir mehrere Jahrzehnte der Erderwärmung – verursacht durch steigende CO2-Emissionen – die die Ausgangstemperaturen entscheidend erhöht haben.“ Das hat zur Folge, dass jedes Phänomen, wie etwa der schwächere Jetstream, einen ausgeprägteren Effekt hat als vor 40 Jahren.
Da die CO2-Emissionen weiter steigen und die Vorhersagen nahelegen, dass die Menschheit nicht in der Lage sein wird, den Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten, werden die Hitzewellen in Zukunft wahrscheinlich noch extremer werden und häufiger auftreten, so die eindrückliche Warnung der Wissenschaftler.
Das Problem mit den Hitzewellen ist auch nicht allein aufs Land beschränkt. „Wir haben auch eine Hitzewelle im Meer – auf dem ganzen Globus“, sagt Michael Burrows vom Scottish Marine Institute, Oban. „Es gab zum Beispiel im vergangenen Jahr eine große Meereshitzewelle vor der Küste von Australien, die weite Teile des Great Barrier Reef vernichtet hat. Hitzewellen im Meer werden genauso häufiger und intensiver wie diejenigen an Land – noch etwas, das uns große Sorgen bereiten sollte.“
Kommentare 22
Typisch – kaum scheint mal etwas die Sonne und man kann die Shorts anziehen, geht es bei den linken Intellektuellen mit der Miesmacherei, der Miesepetrigkeit und der Meckerei los. Immer nur Regen, diesig und klamm? Da würde man wahrscheinlich auch meckern. Aber wenigstens das Wetter wäre klassisches Mecker-Wetter.
"Die nördliche Hemisphäre verzeichnet einen Backofen-Sommer – und das liegt nicht allein am Klimawandel."
Sicher, angefangen vom Sonnenfleckenzyklus (Strahlungsänderungen) Erdmagnetismusschwankungen, Vulkanausbrüchen, völlig vom Menschen unbeeinflussten Jetstreams, Meerestemperaturen, Treibhausgasen, Waldvernichtungen, großflächigen Monokulturen und Bodenversiegelungen usw. sind es alternativ längerfristige natürliche Klimaschwankungen.
Für Zynismus oder gar versuchte Ironie scheint mir der Beitrag ein wenig trocken.
1. Liegt's gar an der Hitze die nahezu ununterbrochen das zietzsche Haupt bescheint und das darunteliegende Hirn zerkocht?
2. Oder wedelt sich @Richard Zietz die für's Hirn dringend nötig erscheinende "frische" Luft mit der neuen trumpschen Klimapolitik zu....was ja automatisch Annahme Eins stützen würde?
MfG
biggerB
Sie klingen, mit Verlaub, ziemlich dehydriert. Viel Trinken. Trinken – das ist der Schlüssel ;-).
Den Klimawandel machen wir vor allem
>>Dann schreiben Sie doch auch so das ein reales Bewusstsein erzeugt wird und wir alle als gesamte Menschheit anfangen, im Kollektiv uns in eine andere ökonomische Richtung bewegen.<<
Das kann man tun, und wer sucht, findet Darstellungen aus denen sich eine grundlegende ökonomische Umstellung zwangsläufig ergibt. Das wird aber überlagert kapitalintessegesteuerten Darstellungen, nicht nur in der Reklame, sondern auch in redaktionellen Texten, Filmen und Romanen, in denen die kaputtalistische Welt als unhinterfragte Realität beschrieben ist. Es gibt Ausnahmen. Neulich las ich einen japanischen Krimi, in dem auf 412 Seiten kein Automobil vorkommt: Die Ermittler fahren mit den Tokioter öffentlichen Verkehrsmitteln zu Tatorten und Zeugenbefragungen. Hierzulande auch als Ausnahme völlig undenkbar.
Ich kann mir auch andere Alternativen zu umweltschädlichen Verhaltensweisen in Romanen vorstellen. Die müsste ich aber selber schreiben.
Den Klimawandel machen wir vor allem an den Waldbränden fest. Aber die sind zunehmend mit neuen Laserwaffen (DEW) gelegt. Kalifornien, Portugal und nun auch Griechenland sind erschreckende Beispiele. Wenn Motorblöcke schmelzen ist das untrügliches Indiz. Seht euch einfach die Bilder an!
Scheinbar geht es nicht anders... Die Masse "Mensch" ist wie ein Kind. Wer nicht hören will, muss fühlen. Schade um Tier und Pflanze...Wenn ich Bilder von Autounfällen sehe, schau ich immer auf die Felgen... "Alles klar!"
Mit einem kleinen, batteriebetriebenen Blaulaser kann man tatsächlich Holz anzünden. Dass Leute damit in Wäldern herumspielen: Darauf muss man erst mal kommen...
Aber wenn Laub, Nadeln und Gräser sehr trocken sind reicht auch eine weggeworfene Glasflasche als Brennglas.
Das hier ist doch kein Sommer mehr, sondern eine Dürre. Zu einem normalen Sommer gehört auch mal ein Hitzegwitter, gefolgt von Regen. Diese Trockenheit ist überhaupt nicht gut.
Diesig und klamm ist nun mal das typische Wetter in unseren Breitengraden. Kann man immer gerne drüber meckern, bis es dann im Urlaub an die Küsten des Mittelmeers geht.Wenn es aber in den weiter nördlich gelegenen Breiten unseres Planeten zu trocken und zu heiß wird, darf man sich Gedanken machen. Sie ziehen sich derweil Shorts an -- könnte aber eine nur kurzfristige Lösung sein...
>>Diesig und klamm ist nun mal das typische Wetter in unseren Breitengraden.<<
Ich kann mich an sonnige Sommer auch in 50er und 60er Jahren erinnern. Nur blieb die Temperatur unter 30 °C. Und die Winter waren kälter, ein "strenger Winter" war, wenn der Bodensee zufror und nicht wenn es mal ein paar Frosttage gab.
»Das hier ist doch kein Sommer mehr, sondern eine Dürre«
Gemach, so schnell schießen die Römer nicht. Was wir im Moment haben, sind drei Tage wärmeres Wetter (wegen mir auch: überdurchschnittlich warmes Wetter – wenn man unbedingt Vergleiche haben muss). 2003 hatten wir die Chose drei Wochen. Ist davon die Welt untergegangen? Nein. Wir hatten einen Mords-Sommer, konnten bis weit in die Nacht chillen (oder selbige auch durch), und für das Wasser haben die städtischen Sprenkler-Anlagen gesorgt.
Sicher – in den Problemkiezen hat man sich die Parkbesprenkelung geschenkt (Danke, Wowi, Danke, SPD). Aber auch dort hat sich die Flora problemlos wieder erholt. Also – nix Versteppung. Spätestens Mitte Herbst, versprochen, rutschen wir über das glitschigfaule, modernde Laub, das üppig von den Bäumen fiel, wieder aus, der Regenschirm kann ausgepackt werden und die Gedanken – so wir uns nicht über Überschwemmungskatastrophen aufregen – in Richtung muckelige Jahreszeit und Weihnachtsmärkte auf die Reise gesandt werden.
Nunmehr aber ist SOMMER. Ein gutes Beispiel: aktuell ist Burg Herzberg-Festival. Ich kenne es (NEIN – aktuell leider nicht dabei) in Pieselform und so wie jetzt. Was, glauben Sie, macht mehr Spass? Also: Ab und an das Leben auch mal ein bißchen locker angehen. Probleme bereitet der obwaltende Neoliberalismus genug.
* (…) und für das Wasser haben die städtischen Sprenkler-Anlagen gesorgt.
Natürlich nur für das von außen. Um das für innen mussten wir uns schon selber kümmern ;-).
»(…) Sie ziehen sich derweil Shorts an -- könnte aber eine nur kurzfristige Lösung sein.«
Shorts sind keine »kurzfristige« Lösung, sondern (ebenso wie übrigens auch Ventilatoren) eine preisgünstige wie zweckmäßige. Ansonsten: Wer Probleme hat, dem verlinke ich gern diese Seite mit allerlei Tipps zum Sommerwetter.
"Um das für innen mussten wir uns schon selber kümmern ;-)."
Gegen die neue "Innerlichkeit": Dabei wird es sich ja wohl hoffentlich nicht um reines Wasser gehandelt haben.
Wasser wäre bei der Hitze eigentlich das optimale Getränk. Aber wer ist schon so vernünftig? Ich nicht.
Den äußerst vernünftigen Ratschlag im ersten Satz, vor allem aber die folgenden philosophischen, von Lebenserfahrung gesättigten Ausführungen kann ich nur unterstreichen.
Wie es auf der Welt wärmer wird und wie schnell der Prozess abläuft, das kann man sich von der NASA vorführen und erklären lassen:
https://climate.nasa.gov/vital-signs/global-temperature/
Die meisten offiziellen Webseiten der staatlichen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen (NASA Goddard, NOAA,.., haben die Trump- Administratoren noch nicht "bereinigen" können.
Christoph Leusch
Den Klimawechsel leugnen auch nur noch völlig bornierte Kretins ab, die von rein gar nichts Ahnung haben (und z.B: nichtmal den Unterschied zwischen Wetter und Klima kennen) und denen wirklich ALLES scheissegal ist, eigener Nachwuchs (zum. derjenige, bei dem man nicht in der Lage war, die eigene Verblödung weiterzugeben) eingeschlossen.
Das ist wie wenn man in eine Eimer reinscheisst und immer nur die obersten zwei Zentimeter "sauber" macht. Irgendwann ist der Eimer halt voll und man sitzt auf dessen Inhalt. Aber zum Glück kann man dann immer noch die Anderen dafür schuldig machen oder erzählen, daß das alles voll normal/natürlich sei, denn der Eimer würde ja von der Natur regelmäßig gereinigt und geleert, was man so gehört hat...
Einen guten letzten Schiss wünsch ich da jedem noch
Drastisch formuliert aber durchaus aufrüttelnd und das dürfte angesichts der Situation bitter notwendig zu sein.
Betrachten wir die CO2 Entwicklung am Manua Loa und stellen wir uns die Methan-Ausgasungen aus den Permafrostböden der mit 30 Grad umwehten nördlichen Bereiche vor, dann haben wir die Mixtur, die nicht mehr zu steuern ist und der wir hilflos ausgeliefert sind. Die Werte haben sich längst aus dem Regelbereich entfernt und wir sind dem freien Spiel der Naturkräfte ausgeliefert.
Dabei fällt mir die sorglose Gelassenheit der meisten Mitbürger auf. Nicht mal die Ausfälle bei der Getreideernte aufgrund der aussergewöhnlichen Frühjahrstrockenheit scheinen jemand zu beunruhigen: Kein Problem, die Bauern bekommen Staatsknete, alles gut. Seit Jahren schon warnen Klimawissenschaftler, dass mit heisseren Sommern mit längeren Trockenzeiten zu rechnen ist. Egal, völlig in Ordnung, Hauptsache das Benzin wird nicht teurer.