Das 12,8-Milliarden-Dollar-Börsendebüt der Microblogging-Seite Twitter wird ihren Mitgründer Evan Williams zum Milliardär machen. Evans hatte in den Twitter-Anfangstagen seine Erlöse aus dem Verkauf eines ebenfalls von ihm gegründeten Unternehmens in den Dienst investiert. Wenn Twitter im November auf den Markt kommt, könnten Williams' Anteile am begehrtesten Unternehmen, das das Silicon Valley seit Facebook hervorgebracht hat, 1,2 Milliarden Dollar wert sein.
Der größte Gewinner des Börsengangs wird aber ein öffentlich kaum bekannter Investor namens Suhail Rizvi sein. Dessen angeblicher Anteil von fünfzehn Prozent ist mindestens 1,9 Milliarden Dollar wert. Der im Alter von fünf Jahren von Indien nach Iowa emigrierte Sohn eine
Sohn eines Psychologieprofessors ist der Inhaber der Investmentfirma Rizvi Traverse. Die war vor allem in Hollywood tätig, bevor sie sich auf die Technologiebrache verlegte.So half Rizvi Hugh Hefner beim Rückkauf seiner Playboy Enterprises und investierte in das Studio hinter den Twilight-Filmen. Außerdem kaufte er die Talentagentur ICM-Partners, die unter anderem Robert Redford vertritt.Einer bankrotten Bostoner Elektronikhandelskette namens Tweeter verschaffte die fieberhafte Aufregung, die die Nachricht vom anstehenden Twitter-Börsengang auslöste, unerwarteten Segen. Ihr Börsentickersymbol TWTRQ ähnelt dem von Twitter gewähltem Kürzel TWTR. Verwirrte Amateur-Investoren stürzten sich auf ihre Aktien, deren Börsenwert daraufhin um 1.800 Prozent zulegte.Erfahrenere Wall Street Investoren begrüßten den Prospekt der Firma als wohlüberlegt. Überraschungen enthalte er nicht: "Es gab keine ins Auge stechenden Schwächen, keine ungewöhnlichen Messgrößen", kommentierte etwa Ryan Jacob von der Investmentfirma Jacob Asset Management.Verhaltener reagierten Werbeexperten. Sie warnten, die Umwandlung von Twitter in ein profitables Unternehmen stelle eine große Herausforderung dar. Die Firma hat in den ersten sechs Monaten diesen Jahres 70 Millionen Dollar verloren. Und trotz der weiten Verbreitung von Smartphones beläuft sich die Summe, die in Werbung auf kleinen mobilen Bildschirmen fließt, nur auf einen Bruchteil dessen, was Google mit PC-basierten Suchen verdient."Wenn Twitter finanziell erfolgreich werden soll, muss es schleunigst sein größtes Kapital monetarisieren – und das sind die Nutzer“, sagt Rupert Staines, Europadirektor der auf soziale Netzwerke spezialisierten Werbeagentur RadiumOne. "Das könnte allerdings schwierig werden. Man bedenke, wie schnell Tweets auf einer Timeline auftauchen und wieder verschwinden. Außerdem kann Werbung in einem Konversationsstrom sehr aufdringlich sein.“Die im am vergangenen Donnerstag vorgelegten Börseneinführungsprospekt enthaltene Liste derjenigen, die in den Anfangstagen in Twitter investiert haben, ist eine verwegene Mischung aus saudischen Adeligen, russischen Oligarchen, Medienmogulen und Technologie-Unternehmern. Viele Namen kennt man von frühen Facebook-Finanzierungsrunden.Unbekannt ist indes bislang, wie groß der Anteil des ehemaligen News Corporation-Präsidenten Peter Chernin ist, der lange die rechte Hand Rupert Murdochs war. Chernin nimmt eine zentrale Stellung innerhalb des Netzwerks der Twitter-Geldgeber ein. Zu diesen zählen etwa auch der saudische Prinz Alweed bin Talal, der Ende 2011 300 Millionen Dollar in Twitter steckte, nachdem er von Rizvi in die goldenen Twitter-Zirkel eingeführt worden war.Der am längsten beschäftigte Twitter-Mitarbeiter nach CEO Dick Costolo heißt Adam Bain. Bain kommt ebenfalls von News Corps. Dort war er für den Verkauf von Werbung auf firmeneigenen Webseiten wie MySpace zuständig. Seine Anteile sind mindestens 36 Millionen Dollar wert. Costolo könnte auf Gewinnen im Wert von über 172 Millionen Dollar sitzen. In dieser Summe enthalten sind auch seine noch nicht ausübbaren Aktienanteile.Twitter-Mitbegründer und -Chef Jack Dorsey, der die Idee für den Dienst angeblich während seiner Studienzeit an der New York University hatte, hält knapp fünf Prozent der Anteile. Ihr Gesamtwert von beläuft sich auf 490 Millionen Dollar.Dorsey, der gegenwärtig beim mobilen Bezahldienst-Startup Square arbeitet, entwickelte innerhalb von nur zwei Wochen den Prototypen jenes Dienstes, der heute monatlich über zweihundert Millionen aktive Nutzer hat. Biz Stone, mit dem Dorsey bei der Programmierung zusammenarbeitete, wird in dem Prospekt allerdings nicht als Investor genannt. Dies führte zu Vermutungen, er habe seinen Anteil möglicherweise schon verkauft.Ebenfalls nicht aufgeführt ist der auch als „vergessener Gründer“ bekannte Noah Glass, der sich lange mit den anderen Gründern darum gestritten hatte, wer der eigentliche Erfinder von Twitter sei. Berichten zufolge kam es allerdings kürzlich im Rahmen einer Einigung zu einer Zahlung an Glass.Zu den Profiteuren des Börsengangs wird auch Jim Payne zählen. Er ist der Chef von MoPub, einer Art Handelsplattform für mobile Onlinewerbung, die Twitter im September durch den Kauf aller Aktienanteile übernommen hatte. Payne erhielt dabei einen Anteil von geschätzten drei Prozent.Im August bewertete Twitter selbst den Wert seiner Aktien mit 20,62 Dollar pro Stück. Berichten zufolge sollen 620 Millionen Aktien ausgegeben werden, auch wenn im Prospekt eine kleinere Zahl genannt wird. Damit würde Twitter mit einem Gesamtwert von 12,8 Milliarden Dollar an die Börse gehen – das ist beinahe das 29fache des Umsatzes aus dem zurückliegenden Jahr. Eine stolze Bewertung für einen Dienst, der im vergangenen Quartal pro User 64 Cent Gewinn gemacht hat. Zum Vergleich: Facebook ging seinerzeit mit dem 26fachen seiner Umsätze an die Börse.