Erst schikaniert, dann vergessen

Libyen Ein Schlepper erzählt, warum er Menschen nach Europa bringt – und wie sich das Problem anders lösen ließe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2015

Für den Schleuser in der libyschen Hafenstadt Zuwara, von der aus gerade die meisten Boote mit Flüchtlingen in See stechen, ist es lächerlich, wenn die EU militärisch gegen Menschenschmuggel vorgehen will. Sie werde keine Chance haben, das mehrere nordafrikanische Staaten erfassende System der Schlepper zu zerstören, sagt der 33-Jährige. Der Mann ist studierter Jurist, lässt sich nur „Hadschi“ nennen – die Anrede für Pilger, die in Mekka gewesen sind –, und organisiert angeblich zwei Drittel der Überfahrten aus Zuwara. Statt die Marine einzusetzen, sollten die Europäer besser helfen, etwas für die Infrastruktur der Amazigh-Minderheit zu tun. Angehörige dieses Berberstammes sind es, die das Schleppernetzwerk