Das verändert alles. Die vierte landesweite Abstimmung innerhalb von vier Jahren hat die Blockade des Parlaments gebrochen – mit verheerenden Folgen. Das Ergebnis der Labour Party in ihren traditionellen Hochburgen – ein einziger Kollaps. All die demographischen, geografischen und sozialen Bindungen, die dieses Bündnis zusammenhielten, haben sich aufgelöst. Ob sie je wieder eine Ganzes bilden werden, muss sich erst noch zeigen. Großbritannien hat die seit Jahrzehnten rechteste Regierung gewählt und einem unübertreffbar prinzipienlosen Spitzenkandidaten eine so große Mehrheit gegeben, dass es ein Jahrzehnt dauern könnte, ihn wieder loszuwerden. Die vergangene Nacht war schlimm. Das Schlimmste aber kommt erst noch.
Poor Performer
Die Linke muss nun den Raum finden, um zu trauern und gleichzeitig nachzudenken. Es geht nicht um uns. Es geht um eine Gesellschaft voller Hoffnung, wie wir sie schaffen wollen, um die Menschen, mit denen zusammen wir sie schaffen wollen, und um die Dystopie, die die Tories gerade Realität werden lassen. Wir werden so lange nicht in der Lage sein, wieder zu gewinnen, bis wir herausgefunden haben, warum wir verloren haben. Die derzeit geläufigen, einfachsten Antworten darauf, machen allesamt keinen Sinn: Alles Jeremy Corbyn, dem Brexit, den Medien, dem Labour-Wahlprogramm oder taktischem Unvermögen zuzuschreiben, heißt doch nur zu leugnen, dass die Gemengelage komplexer ist. Natürlich spielte der Brexit eine schwerwiegende Rolle. Labour hatte drei Jahre Zeit, um ein kohärentes Angebot zu unterbreiten, um dem Tory-Getöse entgegenzutreten – und scheiterte. Da die Partei die größten Verluste in Regionen erlitt, die 2016 mehrheitlich für den EU-Ausstieg gestimmt hatten, ist es ohne jeden Sinn, jetzt zu argumentieren, Labour hätte sich völlig eindeutig für den Verbleib in der EU und ein zweites Referendum aussprechen sollen. Genau das haben ja die Liberaldemokraten getan, es hat ihnen nichts geholfen.
Labour wusste, dass der Brexit dominieren würde, und versuchte, die Debatte hin zu Fragen der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Ökolgie zu drehen. Auch das ging nicht auf. Das Problem war nicht das Labour-Wahlprogramm, das Manifest. Die Pläne zu Verstaatlichung, öffentlichen Investitionen und Vermögensumverteilung waren populär, realisierbar und hätten Großbritannien zugleich nicht zu einem radikal anderen Ort gemacht als viele andere Orte in Europa. Aber wenn man etwas so Ehrgeiziges versprechen will, muss man die Menschen zunächst politisch darauf vorbereiten und sie davon überzeugen, dass man tatsächlich in der Lage ist, all das umzusetzen. Nichts davon ist der Partei gelungen, sie versprach jeden Tag noch mehr Dinge, demonstrierte dabei einen Mangel an Kommunikationsdisziplin, der sich leicht als in eine Metapher für einen absehbaren Mangel an Haushaltsdisziplin gegen Labour wenden ließ.
Corbyn war zutiefst unbeliebt. An den Haustüren konnten die meisten nicht wirklich erklären, warum sie ihn nicht mögen. Einige fanden ihn entweder zu linksdrehend, antisemitisch oder hielten ihn für einen Freund von Terroristen. Offensichtlich haben etliche Medien, die bei dieser Wahl abermals ein miserables Bild abgaben, viel damit zu tun. Wie soll man jemanden mögen, wenn man nie etwas Gutes über ihn hört? Die rechtsdominierte gedruckte Presse rahmte zu oft die Narrative für Fernsehen und Radio vor, es entstand so ein sich immer weiterdrehende Schleife.
Corbyns Rücktritt
Aber diese Medien haben nicht alles frei erfunden. Corbyn war ein poor performer. Immer wieder hatte er die Chance, Boris Johnson wegen dessen Lügen und Doppelzüngigkeit zu stellen. Aber er weigerte sich, dies entschlossen genug zu tun. Er würde sagen, das sei nicht sein Stil. Aber sein eigener Stil funktionierte nicht. Seine Weigerung, sich bei der jüdischen Gemeinde für Antisemitismus zu entschuldigen, als er von Andrew Neil interviewt wurde, verblüffte – nicht zuletzt, weil er sich schon mehrmals entschuldigt hatte – und dies danach dann wieder tat, bei Phillip Schofield. Und diese Medien gehen nicht erst seit heute auf einen Labour-Chef los. Sie griffen auch Gordon Brown, Edward Miliband und Neil Kinnock an – wenn auch nie so heftig – und die Frau oder der Mann, die oder der in Zukunft die Partei führen wird, muss sich ebenso darauf gefasst machen.
Diejenigen, die denken, dass der Linksruck von Labour nur eine Corbyn-Sache ist, haben diesen Linksruck nie verstanden. Jeremy Corbyns Aufstieg ging in einer Zeit von Krieg und Austerität vor sich, einer Zeit, in der sich allenthalben in der westlichen Welt sozialdemokratische Parteien zerlegten und mit den Armen ruderten. Nicht Corbyns Wahl zum Parteichef hat die Krise der Labour-Partei ausgelöst, sie war vielmehr das Ergebnis dieser Krise, die sich durch dieses Wahlergebnis jetzt noch weiter verschärft. Corbyns starkes Abschneiden bei den Unterhauswahlen 2017 ist der Grund dafür, dass wir auf dem Brexit-Abstiegspfad nicht schon weiter vorangeschritten sind, dafür dass die Tories versprochen haben, die Staatsausgaben zu erhöhen und ihre Sparpolitik zu beenden.
Kontextualisiert man dieses Ergebnis, so rücken Fakten in den Blick, die in all der Verzweiflung Trost spenden können: Labour unter Corbyn gewann einen höheren Stimmenanteil als Ed Miliband und Gordon Brown. Er verlor weniger Sitze als Brown 2010 und gewann mehr als die Tories 2005, bevor sie 2010 an die Regierung zurückkehrten, in einer Koalition mit den Liberaldemokraten.
Aber es hilft alles nichts: Wir haben verloren, und zwar schwerwiegend. Selbstkritik ist nicht einfach, wenn man am Boden ist, aus der Defensive heraus.
Corbyn hat Recht, seinen Rücktritt anzukündigen. Der sollte alsbald erfolgen: Corbyn kann kein Gespräch führen, in dem es nicht automatisch stets schnell vor allem um ihn geht. Bliebe er auch nur für eine kurze Übergangszeit, hielte das die Labour Party nur von dringend anstehenden Aufgaben ab.
Die Linke sollte aus dem Posten des Parteichefs keinen Fetisch machen. Es ist wichtig, wer die Labour-Partei führt, aber es ist nicht alles, was zählt. In den vergangenen vier Jahren ging fast die gesamte Energie der Partei- und Bewegungslinken für den Verteidigungsmodus drauf. Jetzt, angesichts von Boris Johnsons Mehrheit, werden nicht wenige der anstehenden Kämpfe außerhalb des Parlaments stattfinden.
Für die Parteirechten bzw. die Zentristen ist Corbyns Abgang ein Problem. Sie haben diesen Moment schon vorhergesagt, bevor er überhaupt zum Parteichef gewählt worden war. Wenn das dann erstmal immer wieder nicht eintraf, und er mit noch größerer Mehrheit von der Partei wiedergewählte wurde oder ihm das Land mehr Stimmen und mehr Parlamentssitze gab, dann warteten sie eben auf die nächste Runde. Selbst die Zeiger einer kaputten Uhr stehen ja zweimal am Tag an der richtigen Stelle. Das Problem ist: jetzt müssen sie der Partei einen Plan und einen Kandidaten anbieten – einer Partei, die stark an Mitgliedern gewonnen, selbst wenn sie vorübergehend an Wählervertrauen verloren hat.
Ein Problem für die Zentristen
Die Zentristen werden sich der Tatsache stellen müssen, dass die Wähler der Labour Party nicht den Rücken gekehrt haben, um in irgendeine Mitte zu wandern. Sie gingen entweder nach ganz rechts, in England und Wales, oder zur sozialdemokratischen nationalistischen Alternative, in Schottland. Sie gingen nicht zu den Liberaldemokraten oder zur Partei Change UK, gegründet als Zusammenschluss ehemaliger Labour- und Tory-Abgeordneten auf klarem Remain-Kurs. Chuka Umunna, Dominic Grieve, David Gauke, Anna Soubry, Jo Swinson und Luciana Berger – sie verloren alle.
Was auch immer als nächstes kommt, es wird keine Rückkehr sein dazu, dass sich Labour-Politiker im Parlament enthalten, wenn es um Sozialgesetzgebung geht, oder dass sie eine Umwelt-feindlichen Politik aktiv unterstützen. Die Leute werden wollen, dass Labour sich als effektive Oppositionskraft aufstellt.
Die Zentristen müssen eines einkalkulieren: Tausende von Menschen, die in den vergangenen Wochen durch das ganze Land getourt sind, um bei Kälte und Regen Wahlkampf zu machen, werden weder ihre Ideale noch ihre Partei jetzt aufgeben.
Und diejenigen, die sich so sehr für diesen Wandel der Labour-Partei engagiert haben, werden sich dem stellen müssen, dass ihre Überzeugung allein nicht ausreichte, um andere von ihren Idealen zu überzeugen.
Kommentare 64
Gary Younge gehört auf die anständige Seite des britischen Journalismus und hat in der Kampagne immer Fairness walten lassen, reihte sich nie in die Anti-Corbyn-Propaganda britischer Medien ein. Leider hat auch der Guardian Kolumnisten in seinen Reihen, die einen jahrelangen Feldzug gegen Corbyn anzettelten, als wären sie auf Murdochs Gehaltslisten. Man muss sich nur mal mit der reaktionären Figur Jonathan Freedland beschäftigen, einem BBC-Moderator und Guardian Kolumnisten, um die Hetzjagd auf einen linken Politiker und auf linke Politik in seinem ganzen Ausmaß zu begreifen, die unsäglichen Mechanismen dieser Menschenjagd zu erkennen. Für den Guardian auch eine große Schande und eigentlich unfassbar für diese großartige Zeitung. Es war eben leider nicht nur „die rechtsdominierte gedruckte Presse“, nicht nur Murdoch als Anführer mit seiner schieren Masse, er hatte willige Helfer.
Es ging auch nie nur gegen Jeremy Corbyn. Es ging gegen seine Politik. Was Sarah Wagenknecht im kleinen Ausmaß erlebte, Mélenchon schon als tägliche Breitseite, musste einer, der in Großbritannien Regierungschef der einfachen Leute werden, der Empathie für die Schwachen und Entrechteten aufbrachte und Milliardären Steuern abverlangen wollte, mit einer konzertierten Hasswelle gegen sich bezahlen.
Nie in der europäischen Nachkriegsgeschichte ist ein Politiker über Jahre intensiver und hasserfüllter gejagt worden als Jeremy Corbyn, kein Brandt, kein Palme und dass soll was heißen. Auch ein Zeichen, wie richtig Corbyn lag. Er hatte die Eliten, das Kapital und die Neoliberalen aufgeschreckt, diese ihn als Gefahr erkannt. Nun haben Sie ihn und das politische Modell, für welches er Einstand, final zu Fall gebracht. Zur Hand gingen ihnen die Arbeiter, die willig einen Arbeiterverächter, Lügner und Rassisten wählten.
Was Jeremy Corbyn vielen Menschen bedeutete und wie schwer sie sein Verlust trifft, weil er auch ihre letzte Hoffnung war, lässt sich sehr gut in den Tausenden persönlicher Statements auf seinem Twitteraccount lesen, die ihn in den letzten 24 Stunden erreichten. Beeindruckend und teilweise erschütternd, dennoch Teil einer großen Niederlage und auch ein Abgesang. Die Mehrheit der Briten hat jetzt den Premierminister, den sie verdient haben. Es wird noch eine Freude sein, zu sehen, was über sie kommt. Für den Rest müsste man langsam anfangen zu beten.
der isolierte, verfolgte corbyn.
ein opfer der verhältnisse?
oder das resultat unzureichender vernetzung,
schroffer koalitions-unwilligkeit, gefangen im lager-denken?
es hilft alles nix: labour - ewiger ausverkäufer und berufsverräter der arbeiterinteressen, ist ein auslaufmodell. besser gesagt: ein lebender leichnam (schon seit dem bergarbeiterstreik in den 80ern, damals auch von der damaligen labour-führung nach strich & faden an thatcher verraten), der nur zu sterben vergessen hat. corbyn die letzte hoffnung der witwen und waisen? zum kichern: corbyn ist genauso eine kreatur der labour-bürokratie wie in deutschland zb. lafontain - auch der eine grosse hoffnung aller linksreformisten.
Younge vermittelt das Gefühl, um den zentralen Punkt des Problems vorbei zu reden, der da lautet, dass es in Europa keine Mehrheiten für linksradikale Politik gibt. Was immer die Leute wollen, irgendeine - und sei es auch nur befürchtete - Variante von Sozialismus ist es mehrheitlich nicht. Mag sein, dass es gelegentlich punktuelle Zustimmung zu einzelnen Aspekten gibt, aber das ist Zustimmng im Rahmen dieser Aspekte, nicht Zustimmung zu linker Politik als Gesamtpaket.
Soll linke Politik zukünftig Mehrheiten erhalten, wird die Aufgabe darin bestehen, sie auf nichtmarxistische Füße zu stellen. Alles, was mit Marx, Sozialismus, Klassenkampf, dem Begriff der Klasse überhaupt u.dgl. zu tun hat, ist in den bürgerlichen Gesellschaften Europas dermaßen verbrannt, dass radikallinke Parteien gar nicht erst anzutreten brauchen, es sei denn, es ergäben sich besagte punktuelle Übereinstimmungen mit bürgerlichen Positionen. Und eine gemäßigte Linke täte gut daran, ihre Politik mit Humanismus zu begründen statt mit Marx, selbst wenn Marx der größte Humanist aller Zeiten gewesen sein sollte und selbst, wenn es dabei nur um die Begriffe geht, nicht um die Inhalte.
Anderfalls muss sich "der Kapitalismus" keinerlei Sorgen machen.
Marx war einer der wirkmächtigsten Humanisten, und die Dialektik geschichtlicher Prozesse hat zu einem Inhumanismus im angeblichen Namen von Marx geführt. Man könnte daraus den Schluß ziehen, es besser ohne oder gar gegen Marx erneut zu versuchen. Aber wie soll das gehen? Und überhaupt, wenn für die Menschen Etiketten wichtiger als die Sache sind, kommt nur Murx raus.
Nein, es gibt neben der bürgerlich-kapitalistischen und der antikapitalistischen marxistischen Organisationsweise keine mir bekannte konsistente dritte Möglichkeit. Das auf die ideologischen Befindlichkeiten und Idiosynkrasien Rücksicht nehmende „kritische“ kompromißlerische Sichdurchwurschteln führt nicht aus dem Kapitalismus heraus. Freilich muß der Marxismus besser kommuniziert bzw überhaupt erst richtig kommuniziert werden, wer Stalinisten für Marxisten hält, strickt an dem herrschenden Narrativ.
Ich möchte hier auf meinen Kommentar im Nachbarblog (Das ist die ganze EU nicht wert) verweisen, um ihn nicht wiederholen zu müssen.
Ist das nicht eine dieser Erklärungen, die geeignet sind, die eigene Sache endgültig zu desavouieren? Alles, was an der eigenen Sache historisch falsch gelaufen ist, ins Bösartige drehte, verkommen konnte usw., geht auf das Konto von Leute, die zwar dem Namen nach die Sache vertraten, diese aber nie verstanden haben bzw. sie nur benutzt haben? Das ist ziemlich billig und genau die Art von Argumentation, die nicht verziehen wird, wenn es um die Frage geht, ob die Linke wählbar ist.
Du bist Marxist, okay. Aber wenn alle Marxisten an den eigenen kritischen Punkten auch der Vergangenheit derart vergebend bleiben, ist das Projekt gestorben. Und das ist dann auch okay, denn der Marxismus hat keinen Deut weniger Dreck am Stecken wie der Kapitalismus. Nur weniger Macht über die Herzen.
Aber ich sage doch nicht, daß man großzügig über das Vergangene den Schleier des Vergessens und Vergebens legen sollte. Im Gegenteil, man muß die Vergangenheit begreifen. Nur heißt Begreifen nicht das Wording ändern. Stalin war nicht schlimm, weil er sich Marxist genannt hat, das haben die meisten seiner Opfer auch, und mit weit größerem Recht, Stalin war vielleicht zu 5% Marxist, aber zu 95% kein Marxist. Schlimm war er, weil er eine inhumane Herrschaft etabliert hat. Was nun die antikommunistische Bevölkerung betrifft, wäre es wahrscheinlich allen Marxisten recht, wenn die Menschen genauso kritisch auf den Kapitalismus schauen würden wie auf den Stalinismus, die Opferzahlen des Kapitalismus einschließlich seiner faschistischen Degeneration liegen über denen des Stalinismus, oder gibt es da eine andere Zählweise? Dann bräuchte man nicht lange erklären, warum der Marxismus eine gute Antwort auf beide ist.
Übrigens: gerade der Stalinismus zeigt, wie viel Macht der Marxismus über die Herzen hatte, er hat die Herzen erfüllt bis zur Selbstverleugnung, und das ist ein schwerwiegendes Problem. Der Kapitalismus hat Macht über die Herzen, indem er die Menschen herzlos macht.
Der Beitrag aus dem Schwesterblatt des dF berührt viele Punkte, die die Wahlniederlage Labours und Corbyns erklären. Zudem schreibt der Journalist und Soziologieprofessor als Bekenner: "Aber es hilft alles nichts: Wir haben verloren, und zwar schwerwiegend." - So ist es.
Der allerwichtigste Punkt war jedoch die Unfähigkeit der größten Oppositionspartei, deutlich vor anstehenden Wahlen, eine weitreichende Kooperation mit den anderen Gegnern der Tories einzugehen. Dazu fehlte sowohl dem Labour- Leader, als auch seinen Mitopponenten der strategische Mut und die innere Überzeugung.
Beim praktisch unveränderbaren Mehrheits- Wahlsystem GBs, das schon starke Stimmen-Minderheiten allein regieren lässt und dabei so fest verankert ist, wie das Präsidialwahlsystem der USA, das ähnliche Wahlausgänge ermöglicht, muss eine Haltung immer benachteiligt sein, die in anderen demokratischen Ländern lautet: Wir führen Wahlkampf für uns und unsere Anliegen, dann schauen wir uns, nach dem Wahlausgang, nach Koalitionen um.
Es gibt in GB auch kein gemischt kooperatives und dazu noch gemischt direkt und repräsentativ demokratisches Regierungsmodell, wie es in der Schweiz, trotz des dort herrschenden, weitverbreiteten Konservatismus, trotz der Vielsprachigkeit und Unterschiedlichkeit der Kantone, seit langer Zeit erfolgreich funktioniert.
Es steht zu befürchten, dass die mangelnde Kooperationsbereitschaft linker Parteien untereinander und mit weitaus bürgerlicheren Parteien der Mitte, trotz erkennbarer Zeichen, allein nicht so bald wieder an die Macht zurückkehren zu können, in weiteren Ländern eher rechte und rechtskonservative Wahlsiege begünstigt.
Leider setzt in linken Parteien und Bewegungen schnell ein gegenseitiges Schulterklopfen ein. Egal wie es ausgeht, wir haben uns aufrecht geschlagen und bleiben bei unserem Kurs, weil es uns, unter unseresgleichen, besonders glaubwürdig macht. - Wer keine Macht hat, kann seine politische Glaubwürdigkeit, außerhalb der eigenen Kreise, selten beweisen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
„Zur BBC: Die produzieren nicht nur gute Tierfilme…“
but is also one of world's most refined propaganda services. (John Pilger)
"Linkes Leben nach dem Tode: Ein selbstgenügsames Sondereckchen im Paradies der Mitbeteiligung am öffentlichen nationalen Leben
Die Linke hat sich für die Überwindung des Kapitalismus ausgesprochen, weil sie meinte, ihr beizuwohnen. Gegen den Kapitalismus war sie nicht seinetwegen, sondern wegen der erwiesenen Möglichkeit seiner Alternative. Für den Sozialismus war sie nicht seinetwegen, sondern wegen des prognostizierten Scheiterns des Kapitalismus. Weil statt diesem der Reale Sozialismus das einmalige Kunststück fertiggebracht hat, sich abzuschaffen, hat sie die Konsequenz gezogen, sich zu ändern und die Welt neu zu interpretieren. Darin bleibt sie ihren Fehlern treu.
Die Beglaubigungsmethoden ihrer alten Kritik sind noch im Gebrauch. Allerdings ist die Einheit, zu der sich diese Berufungstitel einmal zusammengefügt haben, der Glaube, mit seinem Veränderungsbedürfnis zeitgemäß zu sein, und damit das kritische Anliegen dahin. Jetzt sind es die Versatzstücke, mit denen Linke ihre positive Einstellung auf den neuen Zeitgeist vollziehen. Der Wunsch nach Weltverbesserung ist lebendig – als mehrheitlicher Antrag von Verantwortungsethikern an die Regierenden und Auftrag an sich selber zur Mitwirkung; und als Minderheitenvotum von Gesinnungsethikern, die zur radikalen gesellschaftlichen Umkehr mahnen. Die geschichtsphilosophische Deutung des Weltengangs ist nicht totzukriegen – als folgenlose Besserwisserei im Bewußtsein, im Unterschied zu anderen besonders weit zu blicken. Die unendliche Suche nach Beglaubigung der eigenen Kritik findet weiterhin statt – als Bekenntnis zum Standpunkt der Sorge um den Fortgang des Systems. Die geistige Autorität ist noch im Gebrauch – als museale Tradition und ziemlich außer Mode gekommener, aber immer noch brauchbarer Beitrag zum Wissenschaftspluralismus.
Damit haben Linke sich selber abgeschafft und mehrheitlich eingereiht in die öffentliche Besprechung und Problematisierung der nationalen Politikfortschritte. So sind sie schon wieder bloß das Spiegelbild der Öffentlichkeit, die sie nie selber schaffen, sondern in der sie eine Rolle spielen wollten. Jetzt stören sie nicht mehr und wollen mehrheitlich auch gar nicht stören, sondern beitragen. Damit ist aber auch ihre Rolle vorbei. Selbst das kurzzeitig interessante öffentliche Abschwören ist nicht mehr gefragt. Dennoch, sie haben noch einen bescheidenen Platz im öffentlichen Leben, an dem ihnen so viel gelegen ist. Als Szene, die sich immer noch und schon wieder mit sich beschäftigt. Neben verwechselbaren Beiträgen zur nationalen Verantwortung – in Kriegsfragen, beim kapitalistischen Ostaufbau, beim Weltwirtschaften, beim gewerkschaftlichen Mitregeln von Lohn und Leistung, beim Hungerbetreuen und Asylantenabschieben, beim Atomstrom und Müllverschieben: kurz bei allem – leisten sie weiterhin ein paar unverwechselbare Zusätze und Nachworte durch die unverdrossene öffentliche Abkehr von den Idealen, Hoffnungen und Bemühungen von gestern. Linke betrauern, was sie als „realistische Linke“ nicht mehr können, besprechen, was sie als „verantwortliche Linke“ noch dürfen, bekräftigen, was sie als „verantwortliche Linke“ müssen. So gibt es „die Linke“ weiterhin: in der „nachsozialistischen“, „postfordistischen“, „nichtmarxistischen“, unzufrieden-selbstzufriedenen, leicht manisch-depressiven Selbstbespiegelung notorisch konstruktiver Kritiker."
Ganzer Beitrag:
Fragen, die die Welt bewegen. Kann man heute noch links sein?
(Gegenstandpunkt 3-1992)
>>Der Kapitalismus hat Macht über die Herzen,...<<
Wohl eher über das Stammhirn. Dorthin dringen Venunftargumente nicht vor.
||| Stalin war nicht schlimm, weil er sich Marxist genannt hat, das haben die meisten seiner Opfer auch, und mit weit größerem Recht, Stalin war vielleicht zu 5% Marxist, aber zu 95% kein Marxist. Schlimm war er, weil er eine inhumane Herrschaft etabliert hat. |||
Die Sache ist die: Wenn Linke sehen, dass beispielsweise ein Christ Scheiße gebaut hat, wird das immer gern als Hinweis darauf genommen, dass das System, das Christentum, Scheiße ist. Das heißt, das individuelle Versagen wird dem System angekreidet. Christen wiederum bemühen sich seit je, individuelles Versagen als menschliches Einzelversagen (Sünde) zu bewerten und damit eben nicht dem System, ihrer Religion anzukreiden. Sorry, wenn ich das so sage: Die machen genau dasselbe, was Marxisten mit dem Marxismus machen, sowohl in Verteidiung desselbigen wie im Angriff auf andere. Und Marxismus und Christentum sind nur pars pro toto aller Herrschaftssysteme, wenn es mir mal gestattet ist, die Vielfalt der Formen auf die eine Funktion herunterzubrechen, die ihnen allen zueigen ist.
Stalin hätte wahrscheinlich seine Schreckensherrschaft auch eingerichtet, wenn er orthodoxer Christ geblieben wäre. Aber er ist Marxist geworden, hat somit als Marxist gehandelt und somit steht der Marxismus zur Debatte und zur Disposition. Oder alle Marxisten halten zukünftig die Fresse, wenn es um pädophile Priester und dergleichen geht, ist dann auch alles nur individuelles Versagen. Gleiches Recht für alle.
Ja, es geht um Inhumanität. Und deswegen muss die Systemfrage gestellt werden. Gegen alle Systeme, deren Mitglieder sich der Inhumanität schuldig gemacht haben. Und zwar in gleicher Kompromisslosigkeit.
Da widersprichst Du Dir aber selber: „dass beispielsweise ein Christ Scheiße gebaut hat, wird das immer gern als Hinweis darauf genommen, dass das System, das Christentum, Scheiße ist“ kritisierst Du zurecht, um dann zu sagen „Aber er ist Marxist geworden, hat somit als Marxist gehandelt und somit steht der Marxismus zur Debatte und zur Disposition“ (hier mußt Du nur Christ einsetzen). Nein, es verbietet sich, die Religion oder den Marxismus für Verbrechen haftbar zu machen, die in seinem Namen begangen werden. Aber diese Verbrechen müssen benannt werden. Und selbstverständlich gibt es an Institutionalisierungen wie der Religion oder der (realsozialistischen) staatlichen Organisation systemische Fehler, die behoben werden müßten, auch wenn die Grundidee richtig ist. Da freilich besteht zwischen Religion und Marxismus ein gravierender Unterschied, ein autoritärer Marxismus ist ein unverstandener, die Religion ist als eine autoritäre Veranstaltung durchaus richtig verstanden, und als solche begünstigt sie den pädophilen Mißbrauch.
Im Schlußabsatz sind wir uns einig, wenn damit nicht die „schwarzen Schafe“, sondern die durchschnittlichen Mitglieder gemeint sind. Jede humanistische Idee verdorrt, wenn die Menschen mehrheitlich inhuman sind oder sich nicht gegen die Inhumanen wehren.
||| Da freilich besteht zwischen Religion und Marxismus ein gravierender Unterschied, ein autoritärer Marxismus ist ein unverstandener, die Religion ist als eine autoritäre Veranstaltung durchaus richtig verstanden, und als solche begünstigt sie den pädophilen Mißbrauch. |||
Sorry, an der Stelle argumentierst du parteiisch. Der Marxismus hat mit nichts, mit überhaupt nichts in seiner Geschichte jemals die geringste Scheu gezeigt, selbst totalitaristische Systeme zu etablieren. Und Machtmissbrauch ist genauso ein Synonym für Christentum wie für Marxismus, nur dass du auf diesem linken Auge blind sein möchtest.
Na, da schwimmen Sie noch immer in derselben Brühe - was sonst. Pausenclown gefällig?
Der Realist sagt: "Wenn die Idee nicht zum Menschen passt, ist die Idee falsch."
Der Idealist sagt: "Wenn der Mensch nicht zur Idee passt, ist der Mensch falsch."
Wer von beiden wird im Realen wohl unmenschlicher agieren müssen, um seiner Auffassung gerecht zu werden?
Gegenüber Marxisten dieser Art sind die Kreuzzüge der Christen noch human gewesen, denn im Zweifel musste man sich nur taufen lassen, um seine Ruhe vor ihnen zu haben. Während der "Humanist" stolz auf seine Gesinnung einher geht und andere für seine eigene Verleugnung - bluten lassen muss.
Es wird schon, ich weiß. Wenn Sie lange genug den Keuner geben und im Stübchen auf intelligente Weise das Gutsein üben, DANN wird sich "der Mensch" irgendwann Ihren Vorstellungen von Humanismus fügen. Pffffff....
Pausenclown Ende.
Ich glaube nicht, daß sich die Betonrealsozialisten selbst Marxisten nennen, sie greifen, weil man Legitimation braucht, auf den großen anerkannten Namen von Marx zurück, und von den Bürgerlichen werden sie Marxisten genannt, weil mit ihnen auch Marx entsorgt werden soll. Aber ich stimme Dir zu, wenn solche sich selbst Marxisten nennenden Pseudolinken in der Mehrheit sind, werde ich aufhören, mich Marxist zu nennen; und wenn die Pseudolinken ...
Naja, noch bemühe ich mich um eine klare Begriffsbildung, alle, die nicht den Kapitalismus beseitigen oder eine autoritäre Gesellschaft errichten wollen, nicht mehr links, und alle, die das unter dem Namen von Marx tun, nicht mehr Marxisten zu nennen. Im Grunde sind mir die Etiketten egal, aber die Sache wird durch falsche Namen vernebelt. Und diese Begriffsdebatte führe ich hier, wo eine Auseinandersetzung geführt wird um die angemessene linke Politik. In einer normalen Kommunikation lege ich keinerlei Wert auf die Bezeichnung Marxist, nicht weil ich das verstecken will, sondern weil ich weiß, daß das für die meisten Gegenüber keine Bedeutung hat oder nur falsche. Also: auf Marxist kann ich gut verzichten, auf links nicht so gut, aber da liegen ja die Meinungen aller Menschen nicht so weit auseinander.
Nun, Sie haben es vielleicht nötig, mich in die Ecke des Traumtänzers zu stellen. Ich bin aber kein Idealist, der sagt "Wenn der Mensch nicht zur Idee passt, ist der Mensch falsch." Das klingt ein bißchen nach falsch verstandenem Hegel (umso schlimmer für die Wirklichkeit). Tatsächlich fordert die Aufklärung und die sie fortsetzende linke Tradition von Marx bis zur KT, den Menschen realistisch zu betrachten. Zu diesem nüchternen Blick auf den Menschen gehört die Einsicht in seine Offenheit, seine Möglichkeiten der Selbstformung. Wenn man in diesem Sinn interagiert und kommuniziert, hat man eine emanzipatorische Theorie/Einstellung. Wenn nicht, dann nicht. Ist für Sie die Möglichkeit der Emanzipation, einer Emanzipation in engen Grenzen, eine Schimäre? Dann haben wir uns nichts zu sagen, und ich vermute, so ist es. Auf Kommentare der vorstehenden Art gestatte ich mir, nicht mehr einzugehen.
und was: sollte es nie Feinde gegeben haben
und dafür getötet worden sein?
||| Ich glaube nicht, daß sich die Betonrealsozialisten selbst Marxisten nennen, sie greifen, weil man Legitimation braucht, auf den großen anerkannten Namen von Marx zurück, und von den Bürgerlichen werden sie Marxisten genannt, weil mit ihnen auch Marx entsorgt werden soll. |||
Das ist sooooo christlich :-) Es reicht nicht, gläubig zu sein, man muss "glinus" - gläubig in unserem Sinne - sein, "unser" definiert als jede Gruppierung mit einer eigenen Auslegungstradition oder einem eigenen Grundverständnis.
Du spekulierst darüber, wie Menschen sich auffassen. Dabei gehst du über den Umstand hinweg, dass jede Annäherung an den Marxismus, genauso wie jede Annäherung an das Christentum oder andere Ideologien, immer nur eine interpretative ist, und es ist eine historische Tatsache, dass diese Interpretationen zu wechselndem Grundverständnis führen, Grundverständnis darüber, was unter der Ideologie legitim ist und was nicht. Und dass es nicht das eine, allen gemeinsame Grundverständnis gibt.
Daher waren deine "Betonrealsozialisten" Marxisten. Vielleicht nicht "minus" - Marxisten in unserem Sinne^^ - aber Marxisten in ihrem eigenen Selbstverständnis. Für die Bürgerlichen sind die vielen differenzierten Bezeichnungen eh Muckefuck, das interessiert die gar nicht, welcher Splittergruppe sich jemand zurechnet. "Links" oder "Marxist" oder "Sozialist" oder "Kommunist", "Leninist", "Maoist" usw. - alles dasselbe, abzüglich unerheblicher Varianten der Details. Alle diese Verschiedenheit lässt sich aus bürgerlicher Sicht unter dem einen Aspekt zusammenfassen, der zählt: "Die sind nicht wir".
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Ich glaube, du missverstehst mich. Mir persönlich geht es um die Sache. In der Sache bin ich mit den marxschen Variationen des Humanismus nicht glücklich; aus den gleichen Gründen, aus denen ich mit dem Christentum nicht glücklich bin: keine eingebauten Kindersicherungen, sprich keine innerideologischen Möglichkeiten, Machtanreicherung und Machtmissbrauch zu verhindern. Ich bin auch mit dem Humanismus klassischer Prägung nicht glücklich, zuviel Naivität, die letztlich genauso wirkt wie eine fehlende Kindersicherung. Ich bin mit überhaupt keinem ideologischen System glücklich, dass den wie auch immer definierten Himmel auf Erden verspricht und geradewegs in die Hölle auf Erden führt. Und das sind sie alle. Weil sie alle mit realexistierenden Menschen nicht klar kommen, oder nur um den Preis des Totalitarismus.
Von daher nehme ich deine Bevorzugung des Marxismus zur Kenntnis, muss aber zugeben: schulterzuckend. Dass jemand Marxist oder sonstiger "-ist" ist, besagt überhaupt nichts darüber, was für ein Mensch er/sie ist. Das ist die einzige Nagelprobe, die zählt: Was für ein Mensch eine/r ist.
Nun, das hätte ich bis vor ein paar Jahren mit weniger Bauchgrimmen gesagt^^ aber seit ich in der FC bin, habe ich auch das zu fürchten gelernt. Denn was für ein Mensch eine/r ist, wird zunehmend anhand von Kriterien bewertet, die so inhuman sind wie jede Ideologie. Und führt zu Folgen, von denen Inquisitoren nur träumen konnten.
" ... mit den Armen ruderten"
Das Deutsche hat eben so seine Wahrheiten:
In der Tat sind die Armen die Arme der leidlich Gestellten bis Reichen, - sie rudern die Wohlstandsgaleere ohne die Ablösung, die dem Mittelbau gelegentlich zukommt. Auf Linkskurs sollen sie das Boot als Opferkollektiv über die Ziellinie einer "besseren Gesellschaft" o. ä. und ihre Vertreter und professionellen "Fürsprecher" an die Fleischtöpfe bringen, und Rechtsherum ...(... ist bekannt).
Naja jetzt mal ehrlich: So rätselhaft ist der Absturz von Labour nicht. Bei der Wahl ging es um den Brexit und die Konservativen waren die einzigen, die ohne Wenn und Aber dafür waren. Also haben die Brexitiers die eben gewählt, egal ob Links, Mitte oder Rechts. Deshalb hat Labour eben verloren. Genau wie in Deutschland geht es den Leuten zur Zeit um Themen, die es der Linken unmöglich machen, Mehrheiten zu erringen. Ob Brexit oder Flüchtlingspolitik, die Leute finden die Angebote der Linken in diesen wichtigen Bereichen eben nicht gut. Labour wird es, so sehe ich das, in Zukunft leichter haben in UK, denn das Thema Brexit ist nun endlich durch und man kann sich wieder sozialen Themen widmen und da stehen die Briten dann vielleicht doch wieder eher auf Labour.
Das ist abgrundtiefer Pessimismus. Wenn jedes Wort schon im Mund sich in sein Gegenteil verwandelt, jede Handlung durch ihre nichtintendierten Folgen sich desavouiert, gibt es nichts mehr zu sagen oder zu tun. Wie ich Dich kenne (wer kennt schon den anderen – aus dem Netz?), bist Du kein Zyniker, Du leidest am und erträgst halt den Nihilismus. Naja, und dann spielst Du ein bißchen, Nichtssagen und Nichtstun ist keine Option. Und offensichtlich spielst Du gern mit mir, sonst würdest Du mich „links“ liegenlassen. Ich denke, das verbindet uns, ich bin Dein positives Gegenbild, und auch ich spiele gern mit meinem negativen. Das fordert uns heraus.
In der Sache hast auch Du recht, die eine natürliche Seite ist das Denken pro domo, was ich den natürlichen Egoismus nenne. Man gibt sich immer recht und den anderen unrecht. Das ist biokonsistent. Nur, und das ist unser großer Dissens, ist das nicht alles. Dieser Beitrag ist überschrieben „es hilft alles nichts“, es fehlt „das ist nicht alles“. Die Corbynisten müssen und werden weitermachen, „und sie bewegt sich doch“. Unsere relativen Wahrheiten heben sich gegenseitig auf, aber dabei entsteht doch ein Moment des Absoluten, das cogito ergo sum sollte dieses Unbezweifelbare ausdrücken. Besser wäre zu sagen „also darf ich mich für real halten“.
Die Entwicklung des Denkens ist nicht nur das Akkumulieren eines Machtmittels zur weltlichen Herrschaft, es funktioniert ja, weil es eine objektive Wahrheit enthält. Das sich selbst versichernde Denken, die Reflexion, führt aus dem subjektiven Denken heraus, zu etwas Objektiverem. Das ist der archimedische Punkt des Optimismus.
Ich breche hier ab, weil das auf eigenem Terrain zu besprechen wäre, wir sind wiederholt an diesen Punkt gelangt und hatten ein Philosophieblog erwogen, zu dem sich mal jemand aufraffen müßte.
>>Bei der Wahl ging es um den Brexit und die Konservativen waren die einzigen, die ohne Wenn und Aber dafür waren.<<
Das denke ich auch. Die Erkenntnis, dass der EU-Austritt die Probleme, derentwegen eine Mehrheit ihn wollte nicht löst kann erst wachsen wenn er vollzogen ist.
damit nach einem genick-bruch das leben weitergeht,
brauchts : besonders günstige umstände...
Ich denke, es spielt heute nicht mehr die Rolle, ob in einer linken, oder sich als links verstehenden, Partei Marxismus vollends ausgedeutet wird. Als Grundierung ist er sicher unumstritten. Die "Betonrealsozialisten" der DDR als herrschende Klasse - NB: "links" gab es in der DDR ja eigentlich nicht, weil es im Grunde keinen "rechten" Gegenpol gab - haben einen "Marxismus-Leninismus" als faktische Lehre für sich beansprucht, was ihnen wiederum von Marxisten die spöttische Bezeichnung "Murxisten" eingebracht hat. Linke Parteien müssen heute umso ärger um Wähler buhlen und ihre inneren Kämpfe drehen sich maßgeblich nicht um Marxismus, sondern ganz wesentlich um das, was ihnen das ganz reale Tagesgeschäft der Politik und dabei vor allem der Wettbewerb mit den anderen Parteien aufgibt. Das sehen wir bei Der Linken in Deutschland und auch bei Labour in GB.
Es hat sich bestätigt, dass die Pro-Brexit Propaganda sowie die Unsicherheit, die das ewige Ringen mit der EU erst recht noch provoziert hat, wohl doch so nachhaltig verfingen, dass ein Corbyn nicht gewinnen konnte. Zumindest nicht ohne eine klare Position zum Brexit. Gerade die Verluste in den einstigen Hochburgen, den proletarisch geprägten nördlichen Regionen, zeigen zudem ein wesentliches Problem der Linken heute. Die Deindustrialisierung nimmt einer linken bzw. klassischen Arbeiterpartei ihr hauptsächliches Pfund, das in einer Funktion besteht, die ähnlich einer Gewerkschaft ist. Wenn der Betrieb aber nicht mehr da ist - was soll die Gewerkschaft machen? An diesem Punkt verfängt dann stets die Propaganda, die eine Lösung des Problems unter der Zuhilfenahme eines nationalistischen Protektorismus verspricht. Setzt hier eine Linke an, bekommt sie ein Problem mit ihrem internationalistischen und emanzipatorischen Anspruch. In der verfahrenen Situation GB's kommt ferner hinzu, dass Corbyns Sozialismus weder mit noch ohne Brexit auch nur annähernd eine Chance hatte. Gut, am ehesten noch mit einem Verbleib in der EU. Aber völlig ohne klare Position zum Brexit konnte es eben nichts werden. Hier fehlte Corbyn wohl doch ein wenig zu sehr der Realpolitiker und aber auch Marx. Dessen stufenweises Emanzipationsmodell hätte hier geraten, dass die Bedingungen für einen Wechsel in Richtung Sozialismus gerade denkbar schlecht sind.
Ja, das ist die Geschichte der Menschheit: Die Katharsis ist erst vollzogen, wenn der Schauer durchlebt wurde.
BAUZ – jetzt sind sie halt raus. So wie ich es überblicke, haben sich die Johns und Marys jede Nudel in der Suppe, die nun aufgetischt wird, hart erarbeitet. Dann sollen sie sich eben verpissen. Für meinen Fall fällt die Trauermesse aus. Klaro, brisant wird die Chose mittelfristig – wenn die angelsächsische Reunion beidseits des Atlantik auf dem To-do-Zettel steht. Aber bis dahin müssen der blonde Boris und (vor allem) der blonde Donald erst mal durchhalten.
Die Kanadier – in diesen Adern fließt anteilig noch gutes französisch-rebellisches Blut – werden derartigen Quatsch nicht mitmachen. Bei den Briten hingegen wird es laufen wie bei der Mafia. Sie werden es sich nicht aussuchen können – wer »B« wie »Brexit« sagt, kann zur angelsächsischen Reunion später nicht Nein sagen. Und zwar egal, wie würdelos das ist, wenn die ehemalige Kolonialmacht bei der Ex-Kolonie auf ähnliche Weise um Aufnahme bittet wie weiland die DDR an die BRD.
Den Rest: lassen wir mal auf uns zukommen. Die Haarfarbe passt schon mal zusammen, und ein paar zehntausend rotschöpfige Iren präventiv nach Guantanamo verfrachten lässt sich mit der Trump’schen Agenda sicher gut vereinbaren. Als Kompensation für den Kneipentod in Hells Kitchen ist dann halt Kuba dran. Der Weg der USA geht eh zunehmends gen Süden. Heißt: Die Lateinamerikaner werden sich warm anziehen müssen.
Fazit: Die Zeichen stehen an der Wand. Der Weiße Mann bereitet sich auf sein letztes Gefecht vor. Ein Sieg kann entsprechend der Vorbote künftiger Niederlagen sein – ebenso wie es möglich ist, das die Chose vollends eskaliert.
Dann will ich wenigstens nicht in der Nähe sein.
Das ist mächtig in die Tasten gegriffen! Sonst wird ja oft argumentiert, dass Wahlen längst verboten wären, wenn es was zu wählen gäbe. Aber diese Wahl in GB schon biblisch als Menetekel deuten? Das neoliberale Rad in London wird sich ein wenig schneller drehen, aber ob wirklich ein Brexit kommt? In ein paar Monaten werden sich die Briten fragen, wann sich denn nun wirklich etwas ändert? Die einzig erwähnenswerte Änderung wird der Rücktritt von Corbyn sein. Aus Sicht der Konservativen hätte sich damit der Aufwand allerdings schon gelohnt.
"...der Marxismus hat keinen Deut weniger Dreck am Stecken wie der Kapitalismus. Nur weniger Macht über die Herzen."
Kapitalismus ist die Ideologie des Rechts des Stärkeren, der Mehrwertabschöpfung der Arbeit der Unterprivilegierten, der strukturellen und körperlich vollzogenen Gewalt. Insofern ist der Kapitalismus der Dreck, mit dem diejenigen, die den Sozialismus korrumpiert haben, sich besudelt haben. Das sind und waren keine Marxisten, keine Sozialsten, sondern Verräter!
Marxismus, Sozialismus ist die Ideologie der gerechten Gesellschaft, des Ausgleichs, der Solidarität. Diese Ideologie harrt noch ihrer realen Umsetzung im größeren Rahmen. Sie ist aber das Angebot an die Menschen in Zeiten von Armut, Ausbeutung, Leid unter Gewalt, Umweltzerstörung durch Profitgier und dadurch erzeugter Angst.
Der Kapitalismus hat auch nicht die Macht über die Herzen, sondern allenfalls über die Psyche der Menschen, die ihr Leben lang zugedröhnt werden mit Konsumterror und Fehlinformationen, weil die Medien von den kapitalistischen Machthabern beherrscht und in ihrem Sinn mißbraucht werden. Gerade diese Wahl hat dieses wieder beeindruckend bewiesen: Die Mehrheit der Wähler hat gegen ihre eigenen Interessen gestimmt und dem Turbokapitalismus den Weg frei gemacht.
Boris Johnson ist der Feind der Menschen, sofern sie nicht der Klasse der Besitzenden angehören, trotzdem haben sie ihn gewählt.
Es ist, wie schon gesagt, eine Frage der Diskursmacht, diese Macht des Kapitalismus anzugreifen. In diesem Diskurs sollte der Marxismus eine entscheidende Rolle spielen.
>>...und ein paar zehntausend rotschöpfige Iren präventiv nach Guantanamo verfrachten lässt sich mit der Trump’schen Agenda sicher gut vereinbaren.<<
Dann sind da noch die Schotten. Die SNP will die Abstimmung über den Austritt aus dem Kingdom auf Weg bringen und die Tory-Regierung erlaubt das nicht. Schottland ist zwar nicht Katalonien, aber ...
Team Sahra: Newsletter 15. Dezember · Ausgabe #79 – Auszug:
»Die Labour Partei hat die Wahl in Großbritannien verloren - und das trotz des mutigsten Programms, das eine sozialdemokratische Partei in Europa in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Auf Facebook habe ich dazu ausführlich kommentiert.
Labour wollte das Gesundheitswesen, die Bahn, die Post, die Wasser- und Energiebetriebe sowie einen Teil der British Telecom wieder in öffentliche Verantwortung zurückholen, eine Million Jobs in den verarmten ehemaligen Industriegebieten im Norden schaffen, den Sozialstaat erneuern und ausbauen.
Ist ein solches Programm unpopulär?
Umfragen in Großbritannien belegen das Gegenteil. Viele wünschen sich nach Jahrzehnten neoliberaler Demütigung nichts sehnlicher als einen Staat, der das Heft des Handelns zurückgewinnt, aktiv für Arbeitsplätze und soziale Sicherheit sorgt und sie vor den Unbilden der Globalisierung schützt.
Warum hat Labour dann so dramatisch verloren?
Weil es in diesem Wahlkampf letztlich nur ein zentrales Thema gab: den Brexit. Eine Partei, die sich dazu nur ein verzagtes Jein leisten konnte, weil sie in dieser Schlüsselfrage selbst gespalten war, hatte in einem solchen Umfeld keine Chance. Boris Johnsons „Get Brexit done“ war eine klare Antwort – wo Labour überhaupt keine gab. Hätte Corbyn Johnsons Plänen einen entschlossenen Left Brexit entgegensetzen können, also das Vorhaben, ein Ende der neoliberalen EU-Verträge für einen sozialen Umbau der britischen Gesellschaft zu nutzen, wäre ein anderes Ergebnis durchaus möglich gewesen. Traurige Ironie dieses Wahlkampfes: Labours großes Sozialstaatsprogramm ist innerhalb der heutigen EU überhaupt nicht umsetzbar.
Man muss bedenken: Selbst das Geld, das die Bundesregierung im Rahmen des Klimapakts für einen Ausbau des Bahnnetzes zur Verfügung stellen will, scheitert voraussichtlich an den EU-Beihilferegeln. Eine Ausweitung öffentlichen Eigentums an Schlüsselbereichen der Daseinsvorsorge, Vorrang für Gemeinwohl statt Rendite, all das ist mit den Vorgaben der EU-Verträge schlicht unvereinbar.
Wähler haben einen feinen Instinkt für solche Widersprüche. Dass vor allem die obere Mittelschicht und die gebildeten Großstädter in Großbritannien gegen den Brexit waren, während ehemalige Industriearbeiter und die Ärmeren für ihn stimmten, ist nicht irrational. Irrational ist, dass sie einen neoliberalen Tory wählen mussten, der ihnen noch weniger Schutz, noch weniger soziale Leistungen und noch miesere Löhne bringen wird, um die endlose Bexit-Hängepartie zu beenden.
Bitter, dass es nun so ausgegangen ist. Doch bei aller Dramatik sollte man auch nicht vergessen: Von einem Ergebnis von mehr als 32 Prozent können andere sozialdemokratische Parteien in Europa nur träumen.
Das Scheitern von Labour ist daher definitiv kein Grund, eine Linkswende der Sozialdemokratie andernorts abzublasen.«
Ist es nicht ein bisschen anmaßend, für die Leute zu entscheiden, was deren "wirkliche" Interessen sind oder sein "sollten" oder zu sein haben?
Und diejenigen, die Sie so vollmundig als "Verräter" charakterisieren, waren die Elite des Sozialismus und Kommunismus. Was bedeutet schon die Idee des Marxismus? Genauso wenig wie die Idee, dass das Christentum menschenfreundlich sein soll.
Der Großinqusitor hat Sie erschüttert. In Dostojewskis Story ist das, was Menschen brauchen, die Freiheit. Freiheit ist aber immer Verantwortung. Also das, was der Großinquisitor ihnen "abnimmt". Iwan will sie aber erfahren, die Freiheit - jedoch ohne Verantwortung.
Heute ruft jeder danach, dass "der Staat" ihm noch mehr abnehmen solle, so sehr ist man gewohnt, dass Fordern.
So werden auch "die" Klimafreunde keine Waldbauern, sondern fordern. "Die" Linken keine großzügigen Umverteiler, sondern sie fordern es von anderen. Ja, und "die" Kapitalisten keine mutigen Unternehmer, sondern subventionsheischende Lobbyisten in anonymen Kapitalgesellschaften, die vor dem persönlichen Verlust bewahren, während sie bei anderen die Ich-AG etablieren.
Alle wollen etwas von anderen. Das die in Wahrheit nicht haben. Weshalb alle immer mehr wollen, denn es ist nie genug, immer das Falsche.
Was, würden sich einzelne aus dem "die" zu lösen vermögen? Und aus dem wollen??
Der Kapitalismus findet seinen wahren Meister im Klimawandel, der Naturzerstörung und der Ungleichheit. Denn wenn innerhalb des Kapitalismus keine Wege gefunden werden, um diese lebensbedrohenden universellen Menschheitsgeisseln aufzuhalten, wird er die Zustimmung, ja gar die Toleranz der Menschheit verlieren. Solange Menschen glauben, daß es innerhalb des Kapitalismus Lösungen gibt, werden sie ihn noch dulden. Aber da jetzt schon abzusehen ist, daß die Kosten des Klimawandels die Gewinne das Kapitalismus übersteigen, sind seine Tage gezählt.
Irgendwann wird es heissen, der Kapitalismus ist was für die Armen und die Dummen.
Zum Thema der pervertierten Ideen: Wenn Sie die Beispiele Christentum und Marxismus nennen, so stelle ich bezüglich beider Ideologien fest, dass richtige, menschenfreundliche Ideen im Laufe dialektischer geschichtlicher Prozesse pervertiert wurden.
Der Kapitalismus als solcher ist als Idee schon menschenverachtend.
Wenn Sie meinen, dass es im Interesse des ärmeren Teils der UK Bevölkerung liegt, dass weiterhin Verteilung von unten nach oben betrieben wird, wie es die Torys tun werden, dann dürfen Sie auch gerne glauben, dass die Arbeiter in ihrem Interesse gewählt haben, indem sie Boris J. wählten. Als ernstzunehmender Diskutant haben Sie sich damit selbst aus dem Spiel gekickt.
Tja, so könnte man denken (hoffen?). Der von der Leyen´sche Green new Deal läßt schillmeres befürchten.
Tja, so könnte man denken (hoffen?). Der von der Leyen´sche Green new Deal läßt schillmeres befürchten.
Tja, so könnte man denken (hoffen?). Der von der Leyen´sche Green new Deal läßt schillmeres befürchten.
oops, sry
und dann noch ein Rechtschreibfehler: es muss natürlich "schlimmeres" heißen
Der new green deal soll ja auch den Kapitalimus retten und nicht das Klima!
Wie gesagt; irgendwann wird es heissen, der Kapitalismus ist was für die Armen und die Dummen
Daß Corbyn mit einer klaren Aussage für remain mehr Stimmen bekommen hätte, ist sehr unwahrscheinlich, daß er mit einem Bekenntnis zum Brexit besser abgeschnitten hätte, aber auch, der Wähler würde ihm vorhalten, warum er dann nicht May unterstützt hat. Nein, er mußte bei diesem Thema die Wahl verlieren, das Thema war von den Europagegnern gesetzt. Realpolitisch hätte er es sicher etwas besser machen können, es hätte alles nichts genutzt. Tatsächlich ist das Drama nicht beendet. Ich vermute immer noch, daß man einen Deal hinbekommt, der das Verhältnis GB-EU einigermaßen stabilisiert und im Verhältnis sich nicht allzu viel ändert. GB verliert mehr als Europa, und ganz spannend wird zu beobachten sein, wie die Engländer reagieren, wenn sie merken, daß sie für die USA ziemlich uninteressant sind. Trump und Johnson – es kann nur einen geben. GB, vielleicht nur noch England, wird sich überlegen müssen, ob es gänzlich zum Pudel Amerikas verkommen will, oder sich doch dem europäischen Block assoziiert. Besser als vorher wird es in keinem Falle, daher hat Corbyns diese Schlacht verloren, aber noch nicht den Kampf, wenn er durchhält. Entscheidend wird sein, ob sich Europa zu einer ökologischeren, sozialeren, diplomatischeren Politik durchringen kann oder nicht. Wenn nicht, wird nicht nur GB, sondern auch die EU ziemlich irrelevant.
Meine Bemerkungen decken sich weitgehend mit denen vom von Flegel zitierten Team Sahra.
Oh ja, ich glaube auch, dass eine Religion, die ihren Gründer als Sündenbock für alle vergangenen und zukünftigen Sünden aller Gläubigen ans Kreuz nagelt, tief menschenfreundlich sein muss. "Der Kaptalismus" am Kreuz wird auch SIE erlösen:))
gruss an w.endemann, echte ausdauer, hut ab
gruss an Lethe, echte ausdauer, hut ab
gruss an Gelse, echte ausdauer, hut ab
gruss an Zietz und nach Bonn :-) , echte ausdauer, hut ab
gruss an miauxx (Weihnacht bis Neujahr) ca. 8 Jahr her 2000 Kommentare, echte ausdauer, hut ab
Auch der Herr Leusch darf nicht Fehlen, besten Gruss
Ja gerne Grüße zurück, und gleichfalls Ausdauer im nächsten Jahr. Die vermutlich die Mehrheit von uns ganz gut gebrauchen kann.
Das ist für die Opfer wirklich ein dramatischer Unterschied^^ vor allem unter dem Aspekt, dass es in der Daseinsphase Ihrer menschfreundlichen Idee keinen einzigen Zeitraum gegeben hat, an dem die Menschenfreundlichkeit sichtbar geworden wäre.
Was ich meine, ist an dieser Stelle weitgehend irrelevant, die Frage war, wie Sie zu der Anmaßung kommen, für andere zu entscheiden, was für die angemessen ist und was nicht.
Bei Dostojewskij überwindet der wiedergekommene Jesus den Großinquisitor, weil Dostojewski will, dass es so ausgehen möge. Aber wieviele Menschen brauchen wohl wirkliche Freiheit, wieviele mögen sich unter der Illusion von Freiheit glücklich nennen^^ und was ist überhaupt diese ominöse Freiheit? Die bekannten philosophischen Definitionen sind letztlich nur juristische Hilfskonstruktionen^^ letztlich läuft es darauf hinaus, dass Jesus noch mal ein bisschen auf der Erde spazieren geht und es unmitelbar nach seiner nächsten Apotheose nach Art des Großinquisitors weiterläuft, selbst wenn dieser eine sich verändert haben mag. Unzählige andere warten unverändert auf die Macht.
Adveniat, heißt ja auch für Atheisten immer Hoffnung auf das Kommende, Biene.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Freiheit? Freiheit ist auf deutschen Autobahnen ungebremst in den Sonnenuntergang zu brettern.
Eigentlich überwindet er ihn nicht. Er ist nur so frei und geht ...^^
Das sehen Sie vermutlich zu idyllisch :-)
Freiheit ist instantane Wunscherfüllung ohne Hinderung durch Naturgesetze^^ also ein Attribut Gottes^^ also nichts Menschliches
Gott? Wer ist das denn? Fährt der einen SUV?
Jemand, der Sie nach Ihrem Tod in einen SUV verwandelt^^
Na dann.
Dann bleiben Sie bei Ihrer Dramaturgie.^^
Sind doch alles nur Narrative^^