Mit Integrität und zugleich klagend poetisch erzählt Scott Coopers Western vom Ende einer Ära. In seiner Auseinandersetzung mit den frappierend zeitgenössischen Widersprüchen der amerikanischen Frontier-Mythologie ist Feinde – Hostiles eine harte, aber einfühlsame Erzählung von Blut und Staub, bevölkert von Charakteren, die mehr durch Gesten als durch Worte sagen.
Die Story geht so: Im Jahr 1892 wird in New Mexico die einsam gelegene Farm von Rosalie Quaid (Rosamund Pike) von Komantschen belagert, die ihr Haus in Brand stecken und ihren Mann und ihre Kinder massakrieren. Gleichzeitig nimmt Captain Joseph J. Blocker (Christian Bale) eine Apachen-Familie gefangen und schikaniert sie, indem er sie wie Vieh zuammen treibt, um sie ins Gefängnis
ins Gefängnis ins abgelegene Fort Berringer zu bringen.„Wir sind alle Gefangene“, sagt Blocker, der „ein Kriegsgepäck voll guter Gründe“ hat, die „Wilden“ zu hassen sowie einen Ruf, „mehr Skalps als der große Häuptling Sitting Bull selbst“ erobert zu haben. Aber die Kriege um Territorien gehen zu Ende und der kurz vor der Pension stehende Captain erhält den Befehl, seinen im Sterben liegenden Erzfeind, den Cheyenne-Chief Gelber Falke (Wes Studi) und dessen Familie sicher heim ins Tal der Bären nach Montana zu geleiten.Auf dem Weg nehmen sie die traumatisierte Rosalie mit, die entsetzt ist vom Anblick der gefesselten Familie von Gelber Falke. Aber ihre Sympathien verändern sich im Laufe der gefährlichen Reise, während der die ungleiche Gruppe auf räuberische Komantschen und grausame Pelz-Jäger trifft. Gedreht wurde der Film nach einem Manuskript des verstorbenen Drehbuchautors Donald E. Stewart, der vor allem für den Costa-Gavras-Film Vermisst bekannt ist. Seinem bewusst zweideutigen Titel Feinde – Hostiles wird der Film gerecht, der mit einem Zitat von D.H. Lawrence beginnt: „Die Essenz der amerikanischen Seele ist hart, isoliert, stoisch und mörderisch“, heißt es da, eine These, die durch die folgende Abfolge an Morden bestätigt wird.Dem Schrei eine StimmeDabei bleiben Freund und Feind gleichermaßen erhängt, geschlagen, abgeschlachtet und beerdigt zurück. Unterdessen sehnen sich Blocker und sein der Welt überdrüssiger Kamerad Master Sergeant Thomas Metz (Rory Cochrane) zurück nach der verloren gegangenen Klarheit von Gut und Böse alter Kämpfe und gerechter Strafe in der „guten alten Zeit“.Cooper zieht Parallelen zwischen „unserer Misshandlung der amerikanischen Ureinwohner“ in der mythologisierten Vergangenheit und „den rassistischen Problemen in der amerikanischen Kultur der Gegenwart“. Doch die düstere Stoßrichtung von Feinde – Hostiles erinnert konkreter noch an die existentielle Schuld, die aus Clint Eastwoods legendärem Satz aus dem Western Erbarmungslos (1992) tönt: „Es ist eine höllische Sache, einen Menschen zu töten.“Diese Botschaft hängt wie eine dunkle Wolke über Coopers amerikanischer Odyssee. Einer Ökonomie der Gewalt, in der von beiden Seiten Gräueltaten verübt werden und die darauf angelegt ist, eher eine heikle Debatte zu provozieren, als angenehme Antworten anzubieten. Die exzellenten Schauspieler hauchen diesem moralischen Dilemma Leben ein, allen voran Wes Studi als krebskranker Krieger, der seine letzte Reise antrittMit königlicher Haltung stellt dieser Chief einen beeindruckenden Gegenpol zum verbitterten Blocker dar. Still und leise zieht er die Aufmerksamkeit von der Angst des Captains ab, hin zu einem tiefergehenden Gefühl von Pathos und Verlust. Gespielt von einem weniger großartigen Schauspieler wäre dieser Gelbe Falke nur wenig mehr gewesen als eine Chiffre für den Stachel im Gewissen des weißen Mannes. Aber Studi lässt ihn zum Mittelpunkt des Dramas werden, der die Leinwand mit überzeugender Würde beherrscht.Kameramann Masanobu Takayanagi fängt die raue Schönheit der Landschaften ein, von zerklüfteten Felsen und gefährlichen Schluchten bis hin zu grünen Tälern unter leuchtendem Himmel. Wenn der Regen fällt, kann man fast spüren, wie die Wassermassen in die Knochen dringen und hängen bleiben wie nasser Matsch. Kraftvoll unterstützt das Sound-Design die Bilder, am eindrücklichsten bei einem aus einem Planwagen heraus erlebten Überfall, bei dem wir das sich ausbreitende Gemetzel hören (eher als sehen ) können.Am stärksten beeindruckt aber Max Richters düstere Filmmusik, die aus der Landschaft selbst heraus zu sickern scheint, während sie sich unaufhaltsam von einem Ausdruck von Leid und Qual hin zu einem Zustand der Gnade steigert. Richter nutzt auf brillante Weise die Yaybahar des türkischen Musikers Görkem Sen – ein außergewöhnliches akustisches Instrument mit Federn, Saiten und Membranen –, um abstrakte Sound-Landschaften zu schaffen, die mit einer unglaublichen Präzision orchestriert und manipuliert werden. Cellos und Violinen geben dem immer wiederkehrenden visuellen Motiv des stillen Schreis eine Stimme, während individuelle Leitmotive subtil auf die Verbindung der einzelnen Charaktere zu den wüstenhaften Landschaften hinweisen – oder auf ihre Entfremdung.Placeholder infobox-1