Scheich Mohamed Al-Najimi, Gelehrter an der saudischen Akademie für islamisches Recht, soll seine Studenten davor gewarnt haben, im Ausland Fahrzeuge zu benutzen, die mit Ethanol betrieben werden. Schließlich habe der „Prophet jedweden Umgang mit Alkohol verboten“, was „Kauf und Verkauf ebenso einschließt wie den Genuss, die Darreichung zum Genuss und die Herstellung“. Da Ethanol „im Wesentlichen aus Alkohol hergestellt wird“, müsse es gemieden werden. Der Scheich legte Wert darauf, keine Fatwa ausgesprochen zu haben, äußerte aber die Ansicht, die Angelegenheit bedürfe der Klärung durch die zuständigen islamischen Institutionen. Die Original-Geschichte kann auf AlArabiya.net, die Fortschreibungen auf Treehugger und GreenCarReports.com nachgelesen werden.
Nun gibt es in einem Land, das seinen Reichtum der Ölförderung verdankt, bestimmt noch andere Gründe, weshalb Ethanol als Bedrohung empfunden werden könnte. Spannender ist jedoch die Frage, welche anderen umwelttechnischen Erfindungen von religiöser Seite als nächstes einer kritischen Überprüfung unterzogen werden könnten.
So ist beispielsweise der Katholizismus nicht gerade als Freund der Geburtenkontrolle bekannt, welche das Bevölkerungswachstum und seine Auswirkungen auf die Umwelt ja zumindest eindämmen könnte. Und zu welchem Urteil könnten jüdische und muslimische Gelehrte hinsichtlich der Verwendung von Treibstoff kommen, der aus Schweinemist gewonnen wird? Immerhin äußerte der US-amerikanische Anthropologe Marvon Harris einst die Vermutung, alle religiösen Vorbehalte gegenüber der Haltung und dem Verzehr von Schweinen könnten ursprünglich aus Bedenken gegenüber dem unersättlichen Appetit der Tiere und den sich hieraus ergebenen negativen Auswirkungen auf ihre Umwelt erwachsen sein.
Ungeachtet dessen, was sich im Iran abspielt, scheint es unter muslimischen Geistlichen auch eine Debatte über den Gebrauch von Nuklearenergie zu geben. So erklärte beispielsweise die konservative indonesische Sunniten-Gruppe Nahdlatul Ulana im Jahr 2007, der Bau des ersten Atomkraftwerks in Zentral-Java sei nach islamischer Auffassung verboten („haraam“), da die Risiken dieser Technologie gegenüber den Vorteilen eindeutig überwögen.
Wo also wird es zum nächsten Interessenkonflikt zwischen Religion und Umweltweltschutz kommen? Für die Beantwortung dieser Frage verordne ich hiermit, kraft der mir übertragenen Autorität, die Damen und Herren Kommentatoren mögen sich jegliche klugscheißerischen Bemerkungen verkneifen, der Umweltschutz sei doch auch nur eine „Religion von Fanatikern“ - auch wenn sie sich davon natürlich nicht werden abhalten lassen.
Kommentare 3
Dear Leo,
Please don´t misunderstand such judgements. Even the Al-Azah University complains on unauthorized "fatwas", and a truely unbelievable amount of declarations and messages of false prophets and self declared rulers of islamic law, based on the weak and solemn authority of a Sheik and its followers.
Concerning the negative ecologic value of "Porcus communis", the honourable Marvon Harris leads us to a false trail, because the production of the same amount of beef needs a lot more grain and grass. The devastating manner of herding sheep, cows and goats could have been one of the strongest triggers to the development of the early sessile agricultural societies and their intimate connection to our beloved fleshy pigs. I´am sure we know our "nearest" ancestry by heart and heart attack. Believe me or not, our modern staples of Augias could be more efficient and less dangerous to our environment, if we decide to eat and love our "Vienna Schnitzel" more then our "T-bone steak".
The spiritual notion to restrain from eating pork refers to the main habbit of half-normadic societies in the Middle East, crossing their cattle, wasting their land.
By the way, eating pork is a lesser and foregiveable sin at the holy gate.
Yours sincerely
Christoph Leusch
"Es wird nicht der letzte Konflikt zwischen Religion und Umweltschutz gewesen sein"
Ich finde das irgendwie lächerlich. So ein Nebenschauplatz während der Kampf nach wie vor zwischen Umweltschutz und Profitinteressen der Unternehmen tobt. Es ist völlig unerheblich, ob jetzt die ein oder andere Religion manche Maßnahme 'verteufelt', wenn gleichzeitig Unternehmen reihenweise alle Umweltschutzbemühungen zu untergraben suchen oder gar völlig neue Gefährdungen erst einbringen (siehe Monsanto)!
Ganz abgesehen davon, dass "Biosprit" ein denkbar schlechtes Beispiel für eine Umweltschutzmaßnahme ist, denn geschützt wird damit im Allgemeinen gar nichts an der Umwelt, tendenziell eher im Gegenteil, wenn für den Anbau der entsprechenden Pflanzen weitere Wälder gerodet werden...
Es stimmt, dass kurzfristige Gewinninteressen zuweilen in Konflikt mit dem Naturschutz treten. Als "unerheblich" würde ich die Frage danach, wie es die Religionen mit dem Umweltschutz halten, dennoch nicht bezeichnen.
Ohne den Rückriff auf das protestantische Milieu wäre zum Beispiel die Umweltbewegung in Deutschland kaum derart erstarkt, dass eine Partei wie die Grünen zu einem dauerhaften politischen Faktor werden konnte.
Religionen haben das Potenzial recht weit greifende gesellschaftliche Konsense zu unterstützen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Insofern scheint die Frage, wie sich Geistliche in die Diskussionen einweben nicht gerade unwichtig.