„Sexuelle Revolution“ in der Archäologie: Lover, Brüder, Kampfgenossen?

Wissenschaft Neue wissenschaftliche Methoden in der Archaölogie hinterfragen Annahmen über Geschlecht und Liebe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2022

Im Frühsommer 2009 kam ein Team von Archäologen zu einer Baustelle in einem Wohnviertel der italienischen Stadt Modena. Beim Graben für einen Neubau hatten die Arbeiter dort einen 1.500 Jahre alten Friedhof freigelegt. Elf Gräber kamen zum Vorschein. Und schnell zeigte sich, dass eines davon anders war als die anderen: Statt eines einzelnen Skeletts beherbergte es zwei – und die beiden hielten Händchen. „Hier ist der Beleg dafür, wie Liebe zwischen einem Mann und einer Frau wirklich ewig sein kann“, schrieb die Zeitung Gazetta di Modena über das Paar, welches prompt den Spitznamen „die Liebenden“ verpasst bekam. Allerdings war laut dem ursprünglichen anthropologischen Bericht das Geschlecht der beiden an den Knochen alle