Was als "Konzert für den Frieden" angekündigt wird, bei dem einige der größten Namen der lateinamerikanischen Musikszene auf Kuba zusammenkommen werden, hat für ein Aufbrausen politischer Gefühle, Todesdrohungen, Proteste und Beleidigungen gegen den Organisatoren der Veranstaltung, den Sänger Juanes, geführt.
Militante Exilkubaner warfen dem Kolumbianer, der zu den größten Stars Südamerikas zählt, vor, mit dem im kommenden Monat auf Havannas Platz der Revolution stattfindenden Konzert Kubas kommunistische Regierung zu unterstützen. Demonstranten in Florida zertrümmerten Juanes-CDs und verbrannten seine T-Shirts. Wütende Nachrichten gingen an seine Twitter–Adresse, in denen sie ihn unter anderem wissen ließen, dass er gehasst werde und "sterben wird". Die Polizei geht daher mit verstärkter Wachsamkeit in der Umgebung des Hauses des Sängers in Key Biscane auf Streife.
Der 37-jährige Juanes konnte hochrangige Latino-Künstler wie die Puerto Ricanerin Olga Tañon, den Spanier Miguel Bosé und Silvio Rodríguez, sowie die Band Los Van Van aus Kuba gewinnen, am 20. September gemeinsam mit ihm bei der Peace Without Borders-Show aufzutreten. Der Grammy-Preisträger, dessen wirklicher Name Juan Esteban Aristizabal lautet, sagte, das Event solle ideologische Differenzen überwinden und "die Mauern in unseren Köpfen einreißen". Während der Spannungen zwischen Kolumbien und Venezuela im vergangenen Jahr hatte er bereits ein Friedenskonzert an der Grenze der beiden Länder veranstaltet.
Kritikern zufolge wird das Konzert die offizielle Propaganda stützen, weil dort Künstler auftreten, die eng mit der inzwischen seit einem halben Jahrhundert bestehenden Castro-Herrschaft verbunden sind. Der 83-jährige Fidel war am vergangenen Sonntag erstmals seit einem Jahr im kubanischen Fernsehen aufgetreten, was als jüngstes Anzeichen für die Besserung seines Gesundheitszustandes gedeutet wird. Vor 18 Monaten hatte sein Bruder Raúl das Präsidentenamt übernommen.
Der ins Exil gezwungene kubanische Sänger Willy Chirino meint, Juanes habe sich in die Politik verirrt: "Ich finde es toll, dass er ein Friedenskonzert für die Menschen in Kuba spielen will", sagte er gegenüber dem Miami Herald. "Wenn er aber keine politischen Töne anschlagen will, warum lädt er dann Silvio Rodríguez und Amaury Pérez ein ... zwei der am ausdrücklichsten pro-revolutionären Künstler Kubas?"
Juanes hat laut Berichten Gorki Àguila eingeladen, den wortlauten Sänger der kubanischen Punkband Porna Para Ricardo, der unter anderem zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, weil er die Castros als altersschwache Tyrannen beschimpft hatte. Àguila, der derzeit Verwandte in Mexiko besucht, sagte, er würde liebend gerne bei dem Konzert auftreten, habe aber noch gar keine Einladung erhalten und zweifelte darüber hinaus an, dass die kubanischen Behörden ihm die Teilnahme erlauben würden. "Die Initiative von Juanes wirkt gut gemeint aber naiv", sagte er in der spanischen Zeitung El País. "Wenn das Konzert vom Frieden sprechen will, muss über die nicht vorhandene Freiheit gesprochen werden. Sonst ist das Ganze nicht glaubwürdig."
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