Bereits 1903 war Alice im Wunderland ganz offensichtlich eine unwiderstehliche Steilvorlage für Special-Effects-Experten. Das British Film Institute (BFI) hat auf Youtube die allem Anschein nach älteste Adaption des Romans von Lewis Carroll veröffentlicht – ein episodenhafter 10-minütiger Stummfilm, in dem eine spektakuläre Szene nach der anderen durch viktorianisch anmutende Zwischentitel angekündigt wird.
Das BFI ist im Besitz der einzigen Kopie, die bei einem Kinobetreiber im südenglischen Hove mit schweren Wasserschäden aufgefunden wurde. Obwohl der Film sorgfältig restauriert wurde, hat man teilweise den Eindruck, in das Gestöber einer Schneekugel zu schauen. Trotzdem ist der Film ein Genuss. Das Kratzen trägt zusammen mit den wechselnden Farbtönen, die durch die Restauration wieder hergestellt wurden, dazu bei, dass die Filmbilder nicht nur an die berühmten Illustrationen von John Tenniel erinnern, von denen sich die Regisseure des Films erklärtermaßen inspirieren ließen, sondern auch an Carrolls eigene Arbeiten als Fotograf.
May Clark, die Produktionsassistenin der Regisseure Cecil Hepworth und Percy Stow, überzeugt mit ihrer nüchternen Performance als Alice, auch wenn ihr einziger erkennbarer Versuch, Gefühle zu zeigen – in einer der Wachs- und Schrumpfszenen reibt sie sich einmal frustriert mit einem Taschentuch die Augen – nahelegt, dass die Ausdruckslosigkeit nicht unbedingt beabsichtigt war. Toll ist auch die Grinsekatze, auch wenn sie es nicht ganz schafft, so weit zu verblassen, dass nur noch ihre Zähne zu sehen sind. Und dann wäre da noch die spektakuläre Verwandlung eines Babys in ein Schwein. Genug verraten – urteilen Sie selbst.
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