Große Augen

Porträt Margaret Keane malt Kitschbilder von traurigen Kindern. Damit waren einst Millionen zu machen. Doch das ganze Geld kassierte ihr Mann, der sich für den Künstler ausgab
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 51/2014

In einem hübschen kleinen Haus in den Weinbergen von Napa im Norden Kaliforniens bietet man mir an, von einer Käseplatte zu kosten, eine Siamkatze streicht um meine Beine. Margaret Keane, 87, sitzt zurückhaltend in einer Sofaecke und fragt, ob ich auch ein paar Macadamianüsse knabbern wolle. Schwer vorzustellen, dass diese Frau an einem der großen Kunstbetrugsfälle des 20. Jahrhunderts beteiligt gewesen sein soll.

Die Geschichte beginnt 1946 in Berlin. Der junge US-Amerikaner Walter Keane ist nach Europa gekommen, um Maler zu werden. Dort sieht er Kinder, die sich mit großen Augen um Essensreste aus Mülltonnen streiten. Es rührt ihn. „Ich fing an, diese schmutzigen, kleinen Opfer des Krieges zu zeichnen. Sie waren geistig und körperlic