Grün wie eh und je

EPEAT Apple wurde am Wochenende zu einer Kehrtwende gezwungen. Das Unternehmen gab bekannt, dass es es sich wieder dem amerikanischen EPEAT Umwelt-Siegel anschließen werde
Der Stein des Anstoßes: Apples neues Macbook Pro
Der Stein des Anstoßes: Apples neues Macbook Pro

Bild: Justin Sullivan / Getty

Apple wurde am Wochenende zu einer peinlichen Kehrtwende gezwungen: Das Unternehmen musste bekannt geben, dass es es sich wieder dem amerikanischen EPEAT Umwelt-Siegel für elektronische Produkte anschließen werde, aus dem es nur wenige Tage zuvor ausgetreten war. Zu diesem Schritt wurde das Unternehmen offenbar durch Regierungsstellen, Schulen und Wissenschaftler gedrängt, die EPEAT (Electronic Product Environmental Assessment Tool) nutzen, um sich vor dem Kauf ein Bild von der Umweltverträglichkeit verschiedener Computer zu machen.

Bob Mansfield, Apples Senior-Vize-Präsident für die Hardware-Entwicklung schrieb in einem offenen Brief, der auf der Seite des Unternehmens veröffentlicht wurde: „Viele treue Apple-Kunden haben uns geschrieben, sie seien enttäuscht darüber, dass wir aus EPEAT ausgestiegen sind. Ich habe eingesehen, dass das ein Fehler war. Von heute an sind alle Apple-Produkte wieder auf EPEAT gelistet.“ An Apples Engagement für die Umwelt habe sich „nie etwas geändert“ und es sei „heute so stark wie eh und je“.

Es hatte den Anschein, als könnte Apples Rückzugsentscheidung zu einem Domino-Effekt führen und immer mehr Unternehmen und Behörden aufgrund des mangelnden EPEAT-Siegels einen Bogen um Apple-Produkte machen. Die Stadtverwaltung von San Francisco war der erste Kunde, der erklärte, er werde fortan auf den Kauf von Apple-Produkten verzichten. Obwohl Apple wesentlich weniger an Unternehmen verkauft wie beispielsweise HP und Dell, sind derartige Verträge dennoch von großer Bedeutung für den Ruf und die langfristige Planungssicherheit.

EPEAT umfasst nur Computer, nicht aber Tablets oder Telefone. Es wurde 2006 eingeführt und basiert auf dem IEEE 1680.1 Standard. Dieser umfasst Aspekte wie den Ausschluss von umweltschädlichen Materialien, ganz allgemein die Auswahl des verwendeten Materials, dessen Recyclingfähigkeit, die Lebensdauer des Produkts, die Energieeffizienz (während Herstellung und Gebrauch) und die Verpackung. Apple hat im vergangenen Jahr versucht, seinen Ruf als grünes Unternehmen aufzupolieren, indem es ankündigte, fortan grüne Energien für seine Datenfarmen in North Carolina verwenden zu wollen. In die Kritik geriet es allerdings für das Design seiner Laptops, insbesondere des hochwertigen Retina MacBook Pro, bei dem der Arbeitsspeicher im Gerät festegeklebt ist und nicht vom User selbst gewartet oder ersetzt werden kann.

EPEAT versteht sich selbst als weltweites Register, an das Verbraucher sich wenden können, um Informationen über die Umweltverträglichkeit elektronischer Produkte zu erhalten. Nach Angaben auf der EPEAT-Seite im Netz gehören zu ihren Nutzern nationale wie bundesstaatliche Behörden, universitäten und mehrere Privatunternehmen wie der Autobauer Ford und das Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsnetzwerk KPMG.

Viele Verwaltungen und Hochschulen sind dazu verpflichtet, mit dem EPEAT-Siegel zertifizierte Hardware zu kaufen. Für die Stadtverwaltung von San Fransisco kommen sogar nur Computer und Laptops infrage, die von EPEAT mit „gold“ bewertet wurden.

Dass Kunden Apple direkt kontaktierten spielte eine entscheidende Rolle dafür, dass das Unternehmen sich wieder registrieren ließ“, sagte EPEAT Chief Executive Robert Frisbee.

„Die amerikanische Wissenschaftsgemeinde schwört auf Apple“, so Frisbee. Sie habe besonderen Anteil daran gehabt, den Technik-Giganten dazu zu bewegen, sich wieder zertifizieren zu lassen. Mansfield schrieb in seinem Brief: „Unsere Beziehung zu EPEAT ist durch diese Erfahrung stärker geworden“. Apple freue sich, auch weiterhin nach dem IEEE 1680.1 Standard zu produzieren.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Charles Arthur | The Guardian

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