Hüter des Absurden

Porträt David Sedaris zählt zu den witzigsten Chronisten alltäglicher Skurrilitäten. Dabei folgt er einfach seinem Tick: Seit Teenager-Tagen schreibt er auf, was ihm widerfährt
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Ein Klischee besagt, dass Schriftsteller, was ihr Äußeres angeht, nicht immer zu den imposantesten Erscheinungen zählen. Selbst gemessen an diesem Standard seiner Zunft gibt der Mann, der im Foyer des Restaurants auf mich wartet, ein sonderbares Bild ab. Er ist klein und dünn und trägt eine wirklich abscheuliche Sport-Jacke mit Schachmuster in knallbunten Farben. Die Schultern sind das genaue Gegenteil von gepolstert und sehen aus, als sollten sie schlaff herunterhängen. Seine Stimme klingt schüchtern, als er Hallo sagt, verteilt er die zwei Silben auf drei Noten „Ha-lo-o“. Er geht mit zierlichen Schritten, wie ein Kind, das einen alten Mann imitiert, oder vielleicht auch umgekehrt. Seine körperliche Erscheinung strahlt keinerlei Charisma