Ich bin Journalistin

Afghanistan Als die Taliban die Macht übernahmen, musste unsere Autorin fliehen. Seit über vier Monaten lebt sie versteckt. Zwei Briefe aus dem Untergrund
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2022
Szenen aus Kabul im Januar 2022: ein Taliban-Kämpfer posiert auf einem Hügel über der Stadt
Szenen aus Kabul im Januar 2022: ein Taliban-Kämpfer posiert auf einem Hügel über der Stadt

Foto: Mohd Rasfan/Getty Images

August 2021. Vergangene Woche war ich Nachrichtenjournalistin. Heute kann ich nicht unter meinem eigenen Namen schreiben oder sagen, woher ich komme und wo ich bin. Mein ganzes Leben wurde innerhalb weniger Tage ausgelöscht.

Meine Entscheidung, mein Zuhause und mit ihm mein Leben zu verlassen, war nicht geplant. Es passierte sehr plötzlich. In den vergangenen Tagen wurde meine ganze Provinz von den Taliban erobert. Ich bin nicht mehr sicher, weil ich eine 22-jährige Frau bin und ich weiß, dass die Taliban Familien dazu zwingen, ihre Töchter als Ehefrauen für ihre Kämpfer herzugeben. Ich bin auch deshalb nicht sicher, weil ich Journalistin bin und ich weiß, die Taliban werden nach mir suchen, wie sie nach all meinen Kolleginnen suchen werden.

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