„Ich wollte nur noch sterben“

Irak Seit Monaten werden Regimekritiker entführt, gefoltert, ermordet. Ein Opfer, der Arzt Hayder, erzählt seine Geschichte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2020
November 2019 in Bagdad: Protestierende sammeln sich am Tahrir-Platz auf einem verlassenen Gebäude
November 2019 in Bagdad: Protestierende sammeln sich am Tahrir-Platz auf einem verlassenen Gebäude

Foto: Sabah Arar/AFP/Getty Images

Als die Sonne untergeht, deutet für den ehemaligen Militärarzt Hayder nichts darauf hin, dass der 14. Dezember für ihn anders enden wird als viele Tage zuvor. Nachdem er das Protestcamp auf dem Tahrir-Platz verlassen hat, in dem Verletzte der Anti-Regierungsproteste behandelt werden, trifft er sich im Bezirk Karrada mit Freunden zum Essen. Wie Tausende junger Iraker ist Hayder zwei Monate zuvor, am 1. Oktober, zum ersten Mal in seinem Leben auf die Straße gegangen. Er hat Parolen skandiert, um eine bessere öffentliche Daseinsvorsorge zu fordern und die korrupten Regierungsparteien anzuprangern. Er hat erlebt, wie Sicherheitskräfte das Feuer eröffnen, und gesehen, wie junge unbewaffnete Männer um ihn herum zu Boden gingen – manche tot, viele sch