Im Schatten

Porträt Eva Schloss ist die Stiefschwester von Anne Frank. Sie wurde ihr Leben lang mit der Erinnerung an die Tote konfrontiert – und interessierte sich erst spät für sie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 21/2013
„Man kann nicht jemandem grollen, der nicht mehr lebt“
„Man kann nicht jemandem grollen, der nicht mehr lebt“

Foto: Felix Clay/ The Guardian

Im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in London sitzt Eva Schloss, 83 Jahre alt. Zögerlich beginnt sie, sich an ihre Kindheit zu erinnern – es sind Erinnerungen an eine Vergangenheit, die ihr ganzes Leben bestimmen sollte. Mit 15 wurde Schloss als österreichische Jüdin zusammen mit ihrem älteren Bruder und ihren Eltern nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur sie und ihre Mutter überlebten das Lager.

Aber während Eva Schloss nur eine von vielen Holocaust-Überlebenden ist, hebt etwas an ihrer Geschichte sie aus der Menge der Anderen heraus: Ihre Mutter heiratete später den Vater von Anne Frank. Und Eva Schloss wurde so zur postumen Stiefschwester eines der berühmtesten Opfer des Rassenwahns der Nationalsozialisten. Anne Franks Tagebuch zäh